Von Daniel Klein
Elf Tage lag Klaus Siebert im Klinikum Dresden-Friedrichstadt, am Freitag durfte er wieder nach Hause. „Es war ein größerer Eingriff“, erzählt der Altenberger. Bei einer Operation wurde eine Lymphknotenmetastase an der Leber herausgeschnitten. In drei Monaten wird nachgeschaut, ob die Ärzte alles erwischt haben und ob eine Chemotherapie nötig ist.
Siebert, der am Dienstag 59 wird, kennt die medizinischen Abläufe. Vor dreieinhalb Jahren wurde bei ihm Krebs diagnostiziert, ein Stück des Dickdarmes und Dreiviertel der Leber mussten entfernt werden. Ende 2013 fanden die Ärzte bei einer Kontrolluntersuchung erneut etwas Verdächtiges, rieten zu einem weiteren Eingriff. Jetzt, nach Ende der Olympia-Saison, ließ er sich operieren. „Ausgestanden ist es aber immer noch nicht“, sagt er.
Ein anderes Kapitel ist dagegen beendet. Der auslaufende Vertrag als Trainer der weißrussischen Biathlon-Frauen wurde auf seinen Wunsch hin nicht verlängert. „Die Gesundheit geht jetzt vor“, sagt der Erzgebirger, der in seiner Karriere Olympia-Silber gewann und drei Weltmeister-Titel holte. „Vielleicht war die ganze Situation, der Stress auch ein Auslöser für die Krankheit.“
Seit 2008 arbeitete er für den weißrussischen Verband, führte Darja Domratschewa in die Weltspitze, ihre drei Goldmedaillen von Sotschi waren auch für ihn „die Krönung“. Doch einfach waren die Bedingungen nicht, und erst recht nicht vergleichbar mit denen eines Bundestrainers. So musste Siebert darum kämpfen, dass seine Athletinnen genügend Munition beim Training bekommen. Die Europäische Union hatte aus Protest gegen den autoritären Präsidenten Alexander Lukaschenko ein Embargo verhängt, Waffenexporte nach Weißrussland verboten. Darunter fielen auch die Kleinkaliber-Patronen.
Trotz all der Widrigkeiten und den geringen finanziellen Zuwendungen entwickelte sich Domratschewa unter ihm zur derzeit besten Biathletin der Welt. Die ist ihrem Entdecker dankbar, hielt schon mal ihre zu einem Herzen geformten Hände in die TV-Kameras, um sie als Genesungswunsch zu verschicken. Bei der Pressekonferenz in Sotschi dachte sie auch an Siebert: „Ich hoffe, die Goldmedaillen sind die beste Medizin für ihn“, erklärte sie. „Es wäre schön, wenn er bald wieder völlig gesund wird.“
Das hofft auch Siebert. Ob er als Biathlon-Trainer zurückkehrt, womöglich an den Bundesstützpunkt in seinem Heimatort Altenberg, ließ er offen. „Dazu kann ich im Moment nichts sagen, darüber mache ich mir auch keine Gedanken. Die Genesung ist jetzt das Wichtigste.“ Wer künftig Darja Domratschewa trainiert, steht ebenfalls noch nicht fest. Auf jeden Fall tritt er ein schweres Erbe an.