Die große Chance für einen Straßenhund

Reichlich einen Monat ist er jetzt bei Conny Böttger, Beau, der große, schwarze Rüde aus Rumänien. Gemeinsam mit rund 2.500 anderen Hunden lebte er bisher in einer Auffangstation in Zwingern weitgehend ohne Dach in Bukov, die vom deutschen Verein ProDogRomania (PDR) betrieben wird. Bis ihn Conny Böttger 2018 in einem Video sah. „Er war nur Sekunden im Bild, schwarz und verängstigt. Da habe ich mich entschieden, ihn aufzunehmen“, sagt die 43-Jährige. In Bukov hatte Beau Fellprobleme und zeigte sich ängstlich. Doch schon wenige Tage nachdem er bei der Arzt-Sekretärin war, besserte sich sein Zustand. Männern gegenüber ist Beau immer noch vorsichtig. Doch sein Fell glänzt inzwischen, und auch mit Connys anderem Hund Johnny kommt er gut klar.
Rund 2.000 Hunde vermittelt ProDogRomania jährlich nach Deutschland. Allerdings warten über 4.000 Tiere in den vier rumänischen Heimen, die der Verein allein oder gemeinsam mit anderen unterstützt. Damit es nicht ständig mehr werden, kastrieren die Mitarbeiter nicht nur alle Hunde, die neu ins Heim kommen, sondern auch streunende Hunde oder die von rumänischen Besitzern.
„2018 gab es eine regelrechte Welpenflut, weil sich in dem osteuropäischen Land keiner darum schert, dass sich die Streuner ungebremst vermehren“, sagt Bettina Radermacher, die stellvertretende Vorsitzende von PDR. Ihr Verein hat es geschafft, dass es für fast alle Hunde in den Auffangstationen Paten gibt, die das Futter bezahlen und auch die Kastration. Ab sieben Euro im Monat kann man eine Patenschaft übernehmen. Außerdem organisiert PDR regelmäßig Transporte von Rumänien nach Deutschland, bei denen bis zu 45 Hunde zu festen Abgabestellen reisen. Seit anderthalb Jahren wird auch Dresden angefahren. Ende Januar kam Beau, der damals noch Tamir hieß, in Dresden an.
Weil PDR sicherstellen will, dass die Hunde bei Besitzern landen, die auf die Tiere mit schwierigen Vorgeschichten eingehen können, stellt er Regeln auf. So muss der neue Besitzer eine Woche Urlaub nehmen, damit sich Mensch und Hund aneinander gewöhnen können. Zudem muss die Wohnung groß genug sein und genügend Zeit zum Gassigehen vorhanden sein.
Beau hat bei Conny Böttger erst mal richtig lange geschlafen und tut das auch jetzt noch ausgiebig. Gemeinsam mit anderen PDR-Mitgliedern trifft sich Böttger Sonnabend vormittags zu großen Spaziergängen am Heller. Beau und Johnny treffen dann viele andere Hunde, die einst in Bukov lebten.
„Man kann nicht erwarten, dass die Hunde, wenn sie zu uns kommen, sofort unseren Erwartungen entsprechen“, sagt Conny Böttger. Von der Straße seien sie gewohnt, immer aufmerksam zu sein, um sich im Ernstfall sofort verteidigen zu können. Viele haben vor Menschen, insbesondere Männern Angst, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben. „Dies muss man beachten, wenn man einen rumänischen Hund aufnimmt“, sagt sie. Doch Beau sei der beste Beweis, wie dankbar Hunde sein können, endlich ein Zuhause gefunden zu haben. „Er ist ruhig, überhaupt nicht aggressiv und läuft gut an der Leine“, sagt sie. Dass sie Beau ausgewählt hat, ist ein Glücksfall für ihn. Denn große schwarze Hunde wecken Urängste in Menschen, deshalb sind sie am schwierigsten zu vermitteln.