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Die Großeltern der sieben Zwerge

Ingeborg und Hilmar Urban aus Obergurig feierten am Dienstag ihre Eiserne Hochzeit. Mit drei Töchtern und acht Enkeln.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Obergurig. Bloß gut, dass der große Garten von Ingeborg und Hilmar Urban so viele schattige Plätzchen bietet. Natürlich wurde die Eiserne Hochzeit der Urbans am Dienstag draußen im Freien gefeiert. 27 Gäste erwartete das Jubelpaar aus Obergurig. Darunter auch „Schneewittchen und die sieben Zwerge“. So nennen die beiden scherzhaft ihre Enkelschar. Denn es sind sieben Jungs und nur ein Mädchen. Die drei Kinder von Ingeborg und Hilmar Urban sind dagegen alles Mädchen. Zu ihrer großen Freude wohnen alle Verwandten – dazu gehören inzwischen auch sieben Urenkel – in der Nähe. „Daher fühlen wir uns sehr geborgen“, sagt Hilmar Urban. Die mittlere Tochter Birgit wohnt mit ihrer Familie im gleichen Haus.

Es ist das Elternhaus von Ingeborg Urban. Hilmar Urban stammt dagegen aus Gaußig. Dort lernten sich die beiden auch kennen, beim Tanzen in dem großen Saal gegenüber der Kirche. „Ich war damals schon Lehrer und es war der letzte Ferientag“, erinnert sich Hilmar Urban. Einige Wochen später benötigte seine spätere Frau für eine Hochzeit in Obergurig einen Tischherrn. Da muss es dann zwischen den beiden endgültig gefunkt haben.

Am 4. August 1950 gingen die beiden zum Standesamt und einen Tag später läuteten für sie die Hochzeitsglocken der Kirche Großpostwitz. Hilmar Urban, der ab 1946 Lehrer in Geißmannsdorf war, wechselte nach der Hochzeit nicht nur den Wohnsitz, sondern unterrichtete fortan in der Oberguriger Schule. Und das bis zu deren Auflösung und Umwandlung im Jahre 1992. Hilmar Urban war Lehrer für Mathematik, Physik und Musik. Die Musik war zeitlebens seine ganz große Leidenschaft. Er leitete die Betriebskapelle der Flachsspinnerei Hainitz und half manchmal in der Kapelle seines Onkels Erich Wurche aus. Nach der Wende gab er auf Bitten des damaligen Leiters des Jugendzentrums Wally in Bautzen dort Keyboardunterricht. Als man ihn fragte, ob er nicht mal zwei Wochen lang Vertretung als Begräbnismusiker machen könnte, sagte er zu. „Aus den 14 Tagen wurden dann 20 Jahre“, sagt Hilmar Urban schmunzelnd. Außerdem leitete er 30 Jahre lang, von 1968 bis 1998 den Männerchor Obergurig und schrieb das Oberguriger Heimatlied. Dass sein Enkel Jörgen Märcz als Mitglied der Band Jolly Jumper auch in die Unterhaltungsmusik-Branche eingestiegen ist, sieht Hilmar Urban mit gemischten Gefühlen. Für das Familienleben sei das nicht so gut, findet er. Aber natürlich ist er auch stolz, schließlich hat er seinem Enkel das Klavierspielen selbst beigebracht.

Ingeborg Urban hatte Maschinenstrickerin gelernt und in einer kleinen Firma in Obergurig Strümpfe gestrickt. Nach der Geburt der ältesten Tochter Martina übernahm sie dann die Gemeindebibliothek Obergurig, die sie 30 Jahre leitete. Heute kann sie zu ihrem großen Bedauern wegen eines Augenleidens nicht mehr lesen. Aber der heute 86-jährige Hilmar Urban und seine ein Jahr jüngere Frau verreisen immer noch leidenschaftlich gern. Erst kürzlich ging es an die Ostsee. „Bloß gut, dass ich noch Auto fahren kann“, freut sich Hilmar Urban. Er kümmert sich viel um seine Frau, die nach einem bösen Sturz erst tapfer wieder laufen lernt. Deshalb muss er mit der Gartenarbeit etwas kürzertreten. Aber er freut sich, wenn sich die Enkel und Urenkel in seinem grünen Paradies so richtig austoben können.