Von Kay Haufe
Der Pappritzer Elefant hat hohe Wellen geschlagen. Weil die Granitfigur samt umgebender Bepflanzung außerhalb eines Privatgartens auf städtischem Grün steht, pochte das Straßen- und Tiefbauamt auf sein Recht. Der Elefant sollte weg. Doch genau an dem Punkt entspann sich im September stadtweit eine heftige Diskussion: Warum soll privates Engagement, das viele erfreut, eigentlich bestraft statt gefördert werden?
Relativ unbemerkt von der großen Öffentlichkeit kümmern sich seit vielen Jahren Einzelpersonen und Initiativen um Baumscheiben, sogenanntes Straßenbegleitgrün oder um einzelne Bäume. So blühen auf der Oschatzer und Torgauer Straße in Pieschen jedes Jahr Tulpen, Lavendel und andere Blumen auf den Baumscheiben. Die Anwohner kümmern sich um Bepflanzung und Pflege. Was vor fast zehn Jahren als Initiative begann, hat sich inzwischen verselbstständigt, sagt Kati Bischoffberger. Leute ziehen weg, andere zu, aber die Baumscheiben bleiben grün. „Es erfreuen sich alle Anwohner daran, auch wenn hin und wieder mal eine Blüte geklaut wird“, sagt die Grünen-Stadträtin. Ehrenamt dieser Art gibt es an vielen Stellen. Vor allem die Neustadt ist Vorreiter. Hier kümmern sich auf der Sebnitzer Straße mehrere Anwohner um Fliederbüsche sowie einen Baumflieder. Am Martin-Luther-Platz ist es ein Rotdorn, für den ein Pflegevertrag mit der Stadt abgeschlossen wurde, auf der Bautzner Straße 9 eine Platane. In Leubnitz-Neuostra wächst ein prächtiger Feldahorn, in Reick ein Rotdorn und eine Chinesische Birne in Dölzschen, die liebevoll umsorgt werden. Auch hier gelten Pflegeverträge. Darin sind die Rechte und Pflichten des Paten aufgeführt. „Denn wir müssen uns auch darauf verlassen können, dass regelmäßig gearbeitet wird“, sagt Till Käbsch, der Referent von Umweltbürgermeisterin Eva Jähnichen (Grüne).
Doch nicht immer stimmen die Ansichten zur Pflege überein. So haben Mitglieder der Rochwitzer Dorfkern-Initiative nach dem Straßenneubau in ihrem Stadtteil sofort Bereitschaft signalisiert, die neuen Grünflächen zu pflegen. Das kam offenbar bei der Stadt so nicht an. Als dann beauftragte Grünanlagenfirmen die gerade frisch gepflanzten Blumen der Rochwitzer rausrissen, war die Missstimmung groß. „Doch mittlerweile haben wir mit den Firmen vereinbart, was geht und was nicht“, sagt Axel Streit von der Initiative.
Damit künftig nicht mehr aneinander vorbei gearbeitet wird, soll der neue Mustervertrag für alle Interessenten gelten, die sich um öffentliches Grün kümmern wollen. Und da gibt es einiges in Dresden, das mehr Pflege nötig hätte. Allein 31 Park- und Grünanlagen und 62 Flächen des Straßenbegleitgrüns warten auf Unterstützung. Auch einige der 53 201 Straßenbäume könnten Hilfe gebrauchen. „Natürlich würden wir auch als Stadt gern mehr machen, aber das ist eine Frage des Geldes und des Personals“, sagt Till Käbsch. Rund 140 Mitarbeiter des Regiebetriebes Zentrale technische Dienstleistungen stehen für die Pflege bereit. Sie sind für rund 900 Hektar verantwortlich. Logisch, dass da Prioritäten gesetzt werden müssen. Und so landen einige Grünanlagen in Pflegekategorie 4, was weniger als einmal im Monat bedeutet. Wer Bedenken hat, was das Richtige für eine Baumscheibe oder Grünfläche ist, kann sich beim Amt für Stadtgrün beraten lassen. Dort gibt es auch Unterstützung bei der Pflanzenbeschaffung. Bezahlt wird das Ehrenamt jedoch nicht.
„Unsere Initiative in Pieschen ist damals auch aus dem Grund entstanden, weil wir nicht immer nur meckern wollten, was die Stadt alles nicht macht. Der Dresdner kann selbst aktiv werden und sich und anderen mit wenig Aufwand Freude bereiten“, sagt Kati Bischoffberger. Das sehen auch die Mitglieder der Bühlauer Bürgervertretung so. Nachdem der letzte Baum auf der Grünfläche der Bühlauer Gleisschleife einem Sturm zum Opfer gefallen war, haben sie sich um Ersatz bemüht. Das Loschwitzer Ortsamt half mit und seitdem wachsen dort neue Sträucher. In diesem Jahr blühten sogar Blumen am Zaun. „Wir würden uns auch über ehrenamtliche Naturschutzhelfer freuen“, sagt Till Käbsch. Noch nicht jedes Schutzgebiet wird ausreichend betreut.