Von Ingolf Reinsch
Die Kirche zu Seeligstadt ist ein Kleinod. Weil von Kriegen und Bränden verschont, ist sie eine der ältesten in der Oberlausitz. Zudem birgt sie Kostbarkeiten wie eine rund 350 Jahre alte Kassettendecke mit den Bildnissen von 17 Aposteln und Martin Luthers, dessen Namen sie trägt. Sehenswert sind ebenso der barocke Kanzelaltar, den die Seeligstädter im 17. Jahrhundert den Eschdorfern abkauften, und eine spätbarocke Grabplatte aus Sandstein für einen kurfürstlich-sächsischen Oberförster. Darauf kann man jetzt wieder lesen, dass Michael Schumann „30 Jahre, eine Woche und fünf Tage“ als Oberförster tätig gewesen war. Mathias Hennig aus Großröhrsdorf schloss in dieser Woche die Restaurierung der Sandsteinplatte ab. Sie ist gewissermaßen das Sahnehäubchen der im Juni vergangenen Jahres begonnenen Innensanierung. Denn eigentlich hatte die Kirchgemeinde den Stein „nur“ reinigen lassen wollen, sagt Hans-Peter Bruneker, der dem sieben Mitglieder zählenden Kirchenvorstand angehört. Doch dabei seien die originalen Farbpartien zum Vorschein gekommen.
In den vergangenen elf Monaten sind alle neun Kirchenfenster erneuert worden, darunter die beiden Bleiglasfenster im Altarraum. Schlicht, aber gediegen fügen sie sich mit ihrem Weiß und Gelb, das Licht symbolisierend, in die restaurierte Kirche ein. Bis auf die Höhe der Fensterbänke wurde der Feuchtigkeit wegen Sanierputz aufgetragen. Dadurch mussten die Leitungen unter den Dielen neu verlegt werden, darunter auch die für die elektrische Heizung. Die Kirche wurde neu ausgemalt, das Gestühl gestichen, die alte Bankwangenmalung originalgetreu wieder hergestellt. Die Türen zu Chor und Sakristei wurden erneuert, die Haupteingangstür aufgearbeitet. Auch ein barockes Liederansteckbrett aus dem Jahre 1796 wurde restauriert, ebenso das Altar- und ein Vortragekreuz, das bei Beerdigungen genutzt wurde. Überdies erinnert jetzt eine Glastafel an die im Zweiten Weltkrieg gefallenen und vermissten Seeligstädter. 44 Namen sind darauf verzeichnet.
Alles in allem kostete die Innensanierung rund 35 000 Euro, zu denen die Seeligstädter Einwohner 8 500 Euro durch Spenden beigetragen haben. „Das ist um so höher zu schätzen, als wir erst vor drei Jahren den Kirchturm sanierten, wofür im Ort 50 000 Mark gespendet wurden“, sagt Hans-Peter Bruneker. „Die Kirche ist ein Stück Heimat, zu dem sich viele in Seeligstadt traditionell hingezogen fühlen. Und als Gotteshaus ist sie gewissermaßen unsere gute Stube, in der man sich natürlich wohl fühlen möchte“, begründet er die hohe Spendenbereitschaft im Dorf, nicht nur von Kirchgemeindegliedern.
Seit den späten 70er Jahren ist die Seeligstädter Kirche schrittweise saniert worden. Die jetzt abgeschlossene Innenrestaurierung macht die Arbeiten komplett. Damit wurden „Voraussetzungen geschaffen, damit wir die Kirche der nächsten Generation in treue Hände übergeben können“, sagt Hans-Peter Bruneker.
Die Seeligstädter Kirchgemeinde hat 270 Glieder. Seit dem Weggang von Pfarrer Weihrauch aus Großharthau ist die Pfarrstelle vakant. Den Festgottesdienst am Sonntag wird der frühere Seeligstädter Pfarrer Albrecht Nollau halten, der jetzt in Freiberg tätig ist. Zum Dorffest Ende Juni wartet die Kirchgemeinde mit einem musikalischen Leckerbissen auf: Am 27. Juni, 18.30 Uhr, wird Constantin Motoi, einer der weltbesten Panflöten-Spieler, begleitet von Marcel Costea aus Bukarest, in der Kirche auftreten.
Der Festgottesdienst beginnt am Sonntag, 14 Uhr. Anschließend wird im Erbgericht gefeiert.
Karten für das Panflötenkonzert gibt es im Vorverkauf im Pfarramt Großharthau, (035954) 5 31 84, in der Seeligstädter Bäckerei Philipp und bei Hans-Peter Bruneker, Bergstraße 3.