Die guten Geister der Burgen

Leisnig/Kriebstein. Motorsäge und Ast-Schere waren Werkzeuge, die Thomas Hahnefeld in den zurückliegenden Wochen besonders häufig gebraucht hat. Der Waldheimer ist Saison-Hausmeister der Burgen in Kriebstein und Leisnig und das schon seit mehreren Jahren. Von März bis November ist er Jahr für Jahr auf den Burgen tätig. Wegen Corona hatte er diesmal Anderes zu tun als in den Jahren davor.
Insbesondere in Kriebstein ist Hahnefeld in den zurückliegenden Wochen wild gewachsenen Sträuchern und Bäumen sowie Unkraut zu Leibe gerückt und hat die Außenanlagen in Ordnung gebracht. „Der Arbeitseinsatz des Freundeskreises der Burg Kriebstein, deren Mitglieder das sonst immer mit viel Einsatzbereitschaft und mit 30 bis 50 Leuten übernommen haben, durfte in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden“, sagt Susanne Tiesler, die Leiterin der Burgen Kriebstein und Mildenstein.
Laubrechen und das Schneiden von Wildwuchs standen deshalb auf dem Arbeitsplan von Thomas Hahnefeld. Auch die Schaukästen und Lampen mussten geputzt und die Bänke wieder aus dem Winterquartier geholt, aufgestellt und gereinigt werden.
Großveranstaltungen gestrichen
Nur sechs Mitarbeiter halten auf beiden Burgen derzeit den Betrieb aufrecht. Sonst sind es mehr als doppelt so viele. Servicekräfte und Museologen mussten entweder in Kurzarbeit geschickt werden oder erledigen die Arbeit von zu Hause aus. Zu denen, die vor Ort arbeiten dürfen, gehört neben Thomas Hahnefeld auch der fest angestellte Hausmeister Bernd Roscher. Er geht Ende Mai in den wohlverdienten Ruhestand. Die Stelle soll laut Susanne Tiesler nachbesetzt werden.
Die verbliebenen Mitarbeiter der Verwaltung kümmern sich vor allem um Veranstaltungsabsagen und -verschiebungen. Großveranstaltungen wie die beliebte „Burg der Märchen“ in Kriebstein oder das Mittelalterfest in Leisnig wurden bereits abgesagt. „Wie und wann es mit dem Museumsbetrieb weitergeht, wissen wir noch nicht“, so Susanne Tiesler.
Viele Brautpaare, die sich in diesem Jahr das Ja-Wort auf der Burg Kriebstein geben wollten, hätten die Hochzeit mittlerweile auf das nächste Jahr verschoben. Mit einem Hochzeits-Stau rechnet die Burg-Chefin 2021 aus heutiger Sicht jedoch nicht. „Es gibt im kommenden Jahr noch viele freie Termine“, sagt sie.
Auf der Burg Mildenstein in Leisnig laufen indes die Bauarbeiten am Pagenhaus unvermindert weiter. Dies sei der einzige Gebäudeteil, der noch nicht saniert worden ist. Außerdem wird derzeit eine neue Ausstellung mit dem Titel „Himmlische Helden“ vorbereitet. Sie zeigt teilweise nicht mehr vollständige sakrale Plastiken aus längst vergangenen Zeiten.
Auf Karteikarten wird gezeigt und erklärt, wie diese früher ausgesehen haben könnten, als sie noch vollständig waren. „Diese Arbeit erledigen die Museologen derzeit größtenteils aus dem Homeoffice“, so Susanne Tiesler. „Himmlische Helden“ soll die Dauerausstellung auf der Burg Mildenstein ergänzen. In Vorbereitung ist dort außerdem eine Sonderausstellung mit Radierungen von Ralf Schneider aus Geringswalde.
Dicke Luft auf Kriebstein
Noch vor der Corona-Krise wurde Ende Januar auf der Burg Kriebstein die neue Sonderausstellung „Dicke Luft“ eröffnet. Sie beleuchtet im Jahr der deutschen Industriegeschichte die Ansiedlung der Papierfabrik in Kriebstein im 19. Jahrhundert und die damit verbundenen Konfliktfelder. Alte und neue Zeit trafen damals aufeinander. Ein Streit zwischen der adligen Familie von Arnim auf der Burg und der bürgerlichem Unternehmerfamilie Niethammer, der mehrere Jahrzehnte andauerte, ergriff die gesamte Dorfbevölkerung.
Ob die Mitarbeiter der Burgen in Leisnig und Kriebstein ab der kommenden Woche wieder Museumsgäste begrüßen dürfen, werden sie wohl erst kurz vorher erfahren. So war zumindest am Montag der aktuelle Stand. „Bis zum 3. Mai bleibt die Schließzeit zunächst nach der derzeit gültigen Allgemeinverfügung bestehen. Über die weitere Vorgehensweise werden wir durch die uns übergeordnete Instanz – die Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten – zeitnah informiert“, erklärt die Burg-Leiterin.
Sie rechnet damit frühestens am kommenden Donnerstag. Dazu gehören auch eventuelle Hygiene- und Abstandsregeln, die möglicherweise einzuhalten sind. „Ich denke schon, das da einiges auf uns zukommt, das beachtet werden muss“, sagt die Burgen-Chefin. Fest steht: Bis auf kleinere Reinigungsarbeiten, die die Mitarbeiter selbst erledigen, seien die beiden Burg-Mannschaften startklar. „Wir freuen uns darauf, wenn die Gäste uns wieder besuchen können“, so Susanne Tiesler.
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