Von Susanne Sodan
Endlich tanzt die Menge. Bei dem Wirbel, den die Band Bonsai Kitten auf der Bühne veranstaltet, bleibt dem Publikum auch kaum eine andere Wahl. Sängerin Tiger Lilly Marleen bleibt keine Sekunde ruhig stehen, die roten langen Haare fliegen. Und siehe da, bei den Sebnitzern regt sich langsam mancher Fuß. Dafür war am Sonnabend aber eine Menge Aufwärmzeit nötig. Die Bilanz vom diesjährigen Wonnemond-Festival: Die Besucherzahl war ähnlich wie im vergangenen Jahr, den Veranstaltern reicht das noch nicht.
Weit über den Skihang hinaus schallten am Sonnabend vom frühen Abend an die Klänge der Rockbands aus ganz Deutschland. Mit dabei waren auch die Punkrocker von Sicksinus aus Leipzig, die Stuttgarter The Jerks mit ihrem Rock’n’Roll oder eben auch Bonsai Kitten aus Berlin.
Das Publikum hatte meist die kürzere Anreise, ließ aber länger auf sich warten. „Schade. Die Leute verpassen wirklich gute Bands“, sagt Oliver Pech, Vorsitzender des Vereins Klangmanufaktur. Dabei startete das viertägige Festival in diesem Jahr vielversprechend: 250 Gäste kamen zum Auftakt am Donnerstag. Auch am Freitag fanden rund 250 Metal-Fans den Weg zum Festivalgelände am Skihang, am Sonnabend waren es rund 350. „Bisher hatten wir uns die niedrigen Besucherzahlen immer mit dem schlechten Wetter erklärt“, so Mitorganisator Michael Rasche. „Bei dem schönen Wetter hatten wir diesmal mit mehr Besuchern gerechnet.“
Dass das Festival klein geblieben ist – Besucher und Bands sehen darin durchaus Vorteile. „Auf so kleinen Veranstaltungen zu spielen, macht manchmal sogar mehr Spaß“, sagt Krczycz, Kontrabassist von Bonsai Kitten. „Da kümmern sich die Veranstalter auch um ihre Bands.“ Während bei Großprojekten wie Rock im Park 70 000 Gäste feiern, werden die Musiker beim Wonnemond sogar von einer eigenen Köchin versorgt. „Die Veranstalter haben uns hier sehr herzlich aufgenommen“, sagt Florian Dammasch, Sänger und Bassist der Metalband Eis. Im vergangenen Jahr stand er mit Band-Kollege Sebastian Schlüter auf der Bühne, in diesem Jahr davor. „Die Gegend hier ist spektakulär. Deshalb sind wir diesmal als Gäste wiedergekommen“, erzählt Dammasch. Dafür sind die beiden sogar aus Hannover angereist.
„Das Festival ist eine tolle Möglichkeit, unbekanntere Bands kennenzulernen“, sagt Anna Scheermesser. Sie ist aus Dresden gekommen, um alte Freunde zu treffen. Gemeinsam mit Eric Herrmann ist sie bereits zum vierten Mal dabei. „Die Mischung der Bands und die Qualität sind hier auch wirklich gut“, sagt er. Sollte das Wonnemond-Festival in Zukunft nicht mehr stattfinden – für Sebnitz wäre das ein Verlust, sind sich die Gäste einig.
Um weiterzumachen brauchen die Veranstalter aber mehr Resonanz. „350 Gäste sind zu wenig“, sagt Oliver Pech. Viele kamen aus der Region und sind Stammgäste. „Ich würde mir noch mehr Sebnitzer im Publikum wünschen. Für sie machen wir die Veranstaltung schließlich“, so Pech. Um auch Besucher anzusprechen, die mit Heavy Metal wenig anfangen können, wird zum Beispiel eine Coverband eingeladen. Noch mehr Zugeständnisse an Massentauglichkeit aber wollen die Veranstalter nicht machen. Wie lange die Klangmanufaktur ihr Herzblutprojekt noch stemmen kann, wollen die Mitglieder in Ruhe entscheiden. „Da ist auch der finanzielle Aspekt nicht zu vernachlässigen“, so Pech.