Von Frank Sühnel
Die vergangenen 20 Jahre sind eine kurze Epoche in der Geschichte des Pulsnitzer Schlosses. Doch es sind die zwei Dekaden, in denen wohl am meisten Veränderungen und Erweiterungen an diesem Gebäude seit der Fertigstellung 1718 vorgenommen wurden.
Aus einem 1990 sehr sanierungsbedürftigen Gebäudeensemble wurde die erste neurologische Fachklinik in Sachsen. Noch vor der Unterzeichnung des Einigungsvertrages am 3. Oktober 1990 ging das damalige Krankenhaus im September an die Wittgensteiner Kliniken AG. Womit eine umfangreiche Bautätigkeit begann und bis heute nicht aufgehört hat. 320 Betten stehen jetzt für die Patienten in der Schlossklinik zur Verfügung, und über 420 Mitarbeiter kümmern sich direkt oder indirekt um sie.
Alles in allem ein Grund zu feiern, wie die ärztliche Direktorin des heutigen Helios-Klinikums, Dr. Ursula Schüwer, fand. „Wir waren auf dem Butterberg, und es tat richtig gut, wieder einmal mit der Belegschaft zu feiern“, sagte sie. Auch eine kleine Festbroschüre ist entstanden, in denen auf die letzen 20 Jahre zurückgeschaut wird.
Saniert wurde jetzt auch das Barockzimmer. Außerdem musste das Dach des alten Schlosses gedämmt werden. Wie das bei Bauarbeiten meist ist, zeigte sich, dass auch der Schlossturm einer Instandsetzung bedurfte.
Demnächst erfolgen weitere Baumaßnahmen zur Energieeinsparung. „Wir ersetzen die alten Fenster des Schwimmbades durch neue, dreifach verglaste und bauen eine neue Heizungssteuerung ein“, sagte der Verwaltungschef beider Helioskliniken in Pulsnitz, Carsten Tietze.
Im medizinischen Bereich sollen weitere Stationen mit Akutbetten ausgestattet werden. Derzeit sind es bereits 80, die es erlauben, Patienten im früheren Stadium der Reha zu behandeln. Etwa Patienten, die noch beatmet werden müssen, wie Ursula Schüwer erklärte.
Immer mehr ältere Menschen
Insgesamt sind die 20 Jahre eine Erfolgsgeschichte, trotz Eigentümerwechsel. Auslastungsprobleme sind ein Fremdwort. Allerdings warnt die ärztliche Leiterin vor zukünftigen Personalproblemen. „Wenn sich nichts ändert haben wir in fünf Jahren einen Pflegenotstand.“ Denn das, wovon die Kliniken derzeit profitieren, der demographischen Entwicklung, kann zu Personalnot führen: es gibt zu wenig junge Ärzte und Pflegekräfte. „Immer mehr ältere Menschen und bessere medizinische Versorgung bringen uns dagegen mehr Patienten,“ erklärte Dr. Schüwer.
Auch die Schwesterklinik vor Or, die Schwedenstein-Klinik, in der vor allem psychosomatische Krankheiten behandelt werden, hat wieder ruhigeres Fahrwasser erreicht, nachdem die Auslastung stark gesunken war. Die Einrichtung bekommt wieder mehr Patienten durch die Entwicklungen der letzten Jahre. „Altersbedingte psychische Störungen, Burn-Out durch die gestiegene Arbeitsbelastung, posttraumatische Belastungen etwa durch Bundeswehr-Auslandseinsätze und Fettsucht in der Bevölkerung nehmen zu“, weiß der Klinikchef Dr. Sebastian Hartmann.
Für die Stadt sind die Kliniken ein enorm wichtiger Partner. „Pulsnitz ist inzwischen nicht nur für sein Handwerk, sondern ebenso als Gesundheitsstandort bundesweit bekannt, und wir arbeiten sehr gut zusammen“, brachte es Bürgermeister Peter Graff (FDP) auf den Punkt. Und er sieht die Richtigkeit des Schrittes, damals das Schloss zu verkaufen. „Ob wir als Stadt Schloss und Park hätten erhalten können ist zweifelhaft.“