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Die Herrin über die Chroniken von Kirnitzschtal

Eine Chronik über das 17. oder 18. Jahrhundert zu schreiben ist einfacher als über die Neuzeit. Das sagt Irmtraud Hille. Die Altendorferin ist die Fachfrau für die Chroniken in den Ortsteilen der Gemeinde Kirnitzschtal.

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Von Anja Weber

Eine Chronik über das 17. oder 18. Jahrhundert zu schreiben ist einfacher als über die Neuzeit. Das sagt Irmtraud Hille. Die Altendorferin ist die Fachfrau für die Chroniken in den Ortsteilen der Gemeinde Kirnitzschtal. Jetzt hat sie den vierten Teil der Chronik über Lichtenhain fertig. Er beschreibt die Zeit zwischen 1960 und 2010. Da sie in der Gemeinde gut bekannt ist, habe sie auch viel Unterstützung von den Einwohnern erfahren. Dennoch sei es kompliziert, über die Neuzeit zu berichten. Es gebe viele Vorschriften zu beachten, so vor allem auch den Datenschutz und das Urheberrecht. Das hat sie dann auch in ihrem Zeitplan zurückgeworfen, denn eigentlich sollte die Chronik schon längst fertig sein.

Sie hat zum Beispiel lebende Personen, die in der Chronik vorkommen, befragen müssen, ob sie dies auch wollen. „Die Leute sind mir sehr entgegen gekommen“, sagt sie. Auf Ablehnung sei sie zum Glück nie gestoßen. Das sei aber auch bei den Recherchen in den anderen Ortsteilen so gewesen. Das liege sicher auch daran, dass die Leute wissen, dass sie sich auf die Chronistin verlassen können, dass sie nicht schlecht über die Menschen im Ort schreibt. Außerdem seien Dorfbewohner seit jeher solide. Kriminelles sei da nie so richtig passiert.

Irmtraud Hille muss es wissen. Für sie ist es schließlich ein Lebenswerk, die Geschichte festzuhalten. Begonnen hat sie nach der Wende über eine ABM-Stelle mit der Chronik von Ehrenberg. Als die Stelle ausgelaufen war, widmete sie sich aus eigenem Antrieb der Geschichte in ihrer Heimatgemeinde Kirnitzschtal. Seitdem trägt sie ehrenamtlich historische Begebenheiten zusammen. Dafür erhielt sie im Jahr 2007 auch den Ehrenamtspreis des Landkreises. Bei ihren Recherchen ist sie nicht nur in den Orten unterwegs. Sie wälzt die Akten im Kreisarchiv und fährt nach Dresden ins Staatsarchiv, um in Originaldokumenten zu blättern.

Inzwischen hat sie mehrere Bände fertig. „Ich arbeite meist an einigen gleichzeitig. Immer wenn ich recherchiere, nehme ich das Wichtigste für den betreffenden Ortsteil heraus und füge es an meine Manuskripte an“, sagt Irmtraud Hille. Sind diese vollständig, wird das Manuskript dann nochmals überarbeitet, und langsam entsteht dann daraus eine Chronik. Deshalb habe sie für den vierten Teil der Lichtenhainer Chronik auch fast 15 Jahre gebraucht. Ähnlich wird es auch mit dem nächsten Teil der Altendorfer Geschichte sein.

Irmtraud Hille arbeitet derzeit die Jahre 1918 bis 1989 auf. Das Manuskript dazu hat sie fast fertig. Wann die Chronik vollständig vorliegt, kann die jetzt 77-Jährige nicht sagen. Erst einmal hofft sie, dass die Lichtenhainer Chronik viele Leser findet. Sie ist zwar etwas dicker als die anderen. Doch den Preis von bisher 10 Euro wollte sie nicht erhöhen. „Mir geht es ja auch darum, dass sich die Einwohner die Chronik kaufen können, damit sie noch etwas als Erinnerung haben“, sagt Irmtraud Hille.

Die Chronik gibt es im Heimatmuseum Sebnitz, in der Gemeindeverwaltung Lichtenhain, in der Touristinformation Altendorf und im Nationalparkhaus in Bad Schandau zu kaufen (10 €).