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Die Ikonen verlassen ihre Klubs

Satte 17 Jahre war Bastian Schweinsteiger bei den Bayern, Xavi 24 Jahre beim FC Barcelona, Iker Casillas und Steven Gerrard spielten sogar 26 Jahre für Real Madrid und den FC Liverpool – und nun sind alle weg.

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© USA Today Sports

Von Holger Schmidt

Satte 17 Jahre war Bastian Schweinsteiger bei den Bayern, Xavi 24 Jahre beim FC Barcelona, Iker Casillas und Steven Gerrard spielten sogar 26 Jahre für Real Madrid und den FC Liverpool – und nun sind alle weg. Für Fußball-Romantiker mit dem „Wappen im Herzen“ ist dieser Sommer kein guter; zahlreiche internationale Vereins-Ikonen haben den Klub gewechselt.

Neu bei Dynamo: Andreas Lambertz
Neu bei Dynamo: Andreas Lambertz © dpa
Abschied aus Madrid: Iker Casillas
Abschied aus Madrid: Iker Casillas © dpa
Ende in Barcelona: Xavi Fotos: dpa (3), Reuters
Ende in Barcelona: Xavi Fotos: dpa (3), Reuters © dpa

Und dazu kann man gerne auch den tschechischen Torhüter Petr Cech zählen, der nach elf Jahren beim FC Chelsea innerhalb Londons zum FC Arsenal geht. Selbst im deutschen Fußball gibt es bemerkenswerte Transfers: Gonzalo Castro wechselt nach 16 Jahren in Leverkusen zu Borussia Dortmund, Torhüter Sven Ulreich nach 17 Jahren beim VfB Stuttgart nach München. In der 2. Liga verlässt Andreas Lambertz, der mit seinem Verein von der Oberliga bis in die Bundesliga durchmarschiert war, nach 13 Jahren unfreiwillig Fortuna Düsseldorf und ist jetzt für die nächsten zwei Jahre der Lumpi bei Dynamo Dresden.

Die Gründe sind oft ähnlich. Der Reiz, kurz vor dem Karriereende noch mal „eine neue Herausforderung“ zu suchen, besteht bei allen. Schweinsteiger (30) wechselt von der Bundesliga in die Premier League zu Manchester United, Casillas (34) von Madrid zum FC Porto, Steven Gerrard (35) gar zu Los Angeles Galaxy in die USA und Xavi (35) zum al-Sadd Sport Club nach Katar.

Neue Kultur – oder neue Währung?

Nicht nur, aber vor allem bei Letzteren, wird auch das Geld eine große Rolle gespielt haben. Frei nach Uli Hoeneß, der den Wechsel von Michael Ballack von den Bayern zu Chelsea einst mit den Worten kommentierte, Ballack habe keine neue Sprache oder Kultur kennenlernen wollen, sondern einfach nur eine neue Währung. Doch in allen Fällen ist es auch so, dass die Vereins-Ikonen ihren Status der Unantastbarkeit verloren hatten und sich ein lockeres Auslaufen auf der Bank ersparen wollten. Es ist bezeichnend, dass nur Schweinsteiger als jüngste der wechselnden Ikonen in etwa auf einem Niveau bleibt.

Wer reflexartig die „guten, alten Zeiten“ beschwört, verkennt jedoch die Realität. Zwar hat es Fälle wie den von Bundesliga-Rekordspieler Karl-Heinz Körbel (19 Jahre nur bei Eintracht Frankfurt) gegeben. Und HSV-Held Uwe Seeler spielte lediglich für ein Gastspiel für Cork Celtic. Doch viele andere brachen auch damals noch mal zu neuen Ufern auf. Franz Beckenbauer verließ mit 32 die Bayern, um nach New York zu gehen, Gerd Müller ging mit 33 zu Ford Lauderdale ebenfalls in die USA.

Auf ein Karriereende bei „seinem“ Klub scheint derweil Francesco Totti hinzusteuern. Der Italiener wird im September 39 und spielt immer noch für den AS Rom. Seit nun 26 Jahren schon. (sid)