Von Sarah Seitz
Honig – auf den meisten Frühstückstischen darf die süße Leckerei nicht fehlen. Doch kaum eine Naschkatze macht sich wahrscheinlich Gedanken darüber, wo der Brotaufstrich herkommt und wie viel Arbeit es braucht, bis der Honig im Glas ist.
Alexander Thomas weiß dagegen sehr genau Bescheid, wenn es um die kleinen, summenden Tierchen geht. Der 14-Jährige hat bereits drei eigene Bienenvölker und ist damit einer von wenigen jungen Leuten, die sich heutzutage noch für die Imkerei interessieren. Schon als Siebenjähriger war er immer mit im Bienenhaus seines Großvaters, lernte viel von ihm und kümmert sich jetzt selbst sehr gewissenhaft um seine kleine Bienenzucht. „Ich finde die Arbeit mit den Bienen total interessant. Es macht einfach Spaß“, erzählt Alexander Thomas und kann gleichzeitig nicht verstehen, warum sich nicht mehr Jugendliche für dieses doch etwas außergewöhnliche Hobby begeistern.
Friedrich Schild ist natürlich mächtig stolz, dass er seinen Enkel für die Imkerei gewinnen konnte. Der Rentner widmet sich schon seit über 40 Jahren seinem Hobby und ist darüber hinaus Mitglied im Imkerverein Löbau und Umgebung. In den Sommermonaten ist er fast täglich im Bienenhaus, um nach dem Rechten zu sehen. Ein aufwendiges Hobby also, für das die meisten jungen Leute gar keine Zeit haben.
„Wir hatten auch junge Imker im Verein. Einer von ihnen musste aber beispielsweise nach Österreich arbeiten gehen und ist so auch für den Verein verloren gegangen“, bedauert Friedrich Schild.
Auch Hans Kahle, der Vorsitzende des Imkervereins Zittau und Umgebung, bedauert, dass sich kaum ein Jugendlicher für die Imkerei interessiert. Vor allem anderen, sieht er aber die „unverschämt hohen Preise, die für die nötigen Geräte verlangt werden“, als Grund für den fehlenden Nachwuchs.
Hans Kahle selbst zeigt großes Engagement wenn es um die Gewinnung junger Imker geht. Im Zittauer Ökozentrum hält er beispielsweise Vorträge über die Imkerei. Regelmäßig wird er auch in Schulen eingeladen, um den Schülern im Biologieunterricht die Bienenwirtschaft näher zu bringen.
Trotzdem bleiben die Neuanmeldungen im Verein eher gering und der Altersdurchschnitt pegelt sich bei über 50 Jahren ein. „Ab und zu melden sich neue Mitglieder an, aber das sind meist Imker, die früher schon mal Bienen hatten und das Hobby jetzt wieder aufnehmen“, erklärt Hans Kahle.
Einen ganz anderen Aspekt rückt Klaus Zobel, ebenfalls vom Imkerverein Löbau und Umgebung, ins Licht. „Bis vor ein paar Jahren bekamen wir noch für jeden Bienenstock eine Förderung und konnten im Verein entsprechend viel bieten. Leider wurde dieser Zuschuss abgeschafft und so werden wir für junge Leute auch zunehmend uninteressant“, bedauert der Imker.
Auch das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft gibt alarmierende Zahlen bekannt. In den letzten zehn Jahren sei die Anzahl der Bienenvölker um zehn Prozent gesunken. Als Grund dafür wird vor allem der fehlende Nachwuchs an jungen Imkern genannt.
Die Honigproduktion sei dabei nur ein Aspekt. Viel wichtiger ist die Blütenbestäubung – die eigentliche Hauptaufgabe der Bienen. Der beliebte Brotaufstrich ist letztendlich nur ein Nebenprodukt, wie auch der Vorsitzende des Landesverbandes Sächsischer Imker e.V., Roland Wicht, weiß. „Zurzeit haben wir etwa 28 000 Bienenvölker in Sachsen. Um der Blütenbestäubung vollständig gerecht zu werden, wäre eigentlich die doppelte Anzahl nötig“, erklärt Roland Wicht. In Folge dessen gehen natürlich die Obsterträge erheblich zurück und die Artenvielfalt im Land scheint gefährdet. Im Zuge allgemeinem Imkermangels sei die Lausitz allerdings noch eine vergleichsweise starke Region, wie Roland Wicht erklärt.