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Die Indianer kommen

Zum Karl-May-Fest werden nicht nur drei Häuptlinge erwartet. Sondern auch ein Gespräch über einen umstrittenen Skalp.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

So wie diesmal wurden die Indianer noch nie zum Karl-May-Fest erwartet. Es gilt, einen Streit zu schlichten. Der Chippewa-Stamm hat dem Karl-May-Museum einen Brief geschrieben und will eines der wichtigsten ethnologischen Museumsstücke zurück – einen echten Skalp, den einst Patty Frank, der Museumsgründer, erwarb.

Indianer vom Stamm der Oneida Indian Nation sollen dabei zum Vermittler werden. Am Hohen Stein, im Steinbruch im Lößnitzgrund, wollen sie sich treffen und wie ihre Vorfahren am Lagerfeuer diskutieren. Auch, ob sie künftig mithelfen, das Karl-May-Museum zum größten Indianer-Museum Europas werden zu lassen. Die Hoffnung bei den May-Fans und Museumsmanagern ist groß. Und die Karl-May-Festtage dafür die geeignete Kulisse.

Auf die Begegnung mit den Indianern ist auch Landesbühnen-Intendant Manuel Schöbel gespannt. Deren Friedensverständnis und Gelassenheit beeindrucken ihn ebenso wie ihre Ausstrahlung und Weltoffenheit. Das beeinflusst nicht zuletzt die eigene Arbeit an den Karl-May-Stücken. Weil es unter anderem hilft, Folklorismus zu vermeiden, so der Intendant.

Zum 23. Karl-May-Fest vom 30. Mai bis 1. Juni unter dem Motto „Indian Spirit“ werden allein elf Oneida-Indianer erwartet. Darunter Ray Halbritter – wie 2013 Schirmherr des Festes – und zwei weitere Häuptlinge. Auch aus Südamerika reisen diesmal Besucher an, Anden-Indianer aus Peru, Bolivien, Ecuador und Chile. Sie alle zeigen im Festgelände Gesang und Tanz. Und gehören so zu den circa 500 Mitwirkenden in den 15 Veranstaltungszentren zwischen Meißner Straße und Lößnitzgrund. Der Meißner Schützenverein ist zum 22. Mal dabei, die Traditionsbahn zum 23. Mal. Es gibt acht Westerncamps. 100 Händler kommen. Nicht fehlen werden spezielle Angebote für Kinder, die am Kindertag als kleine Indianer mit einer Feder im Haar oder einem Stirnband – also mit typischen Accessoires – kostenlos Zutritt zum Fest haben.

Für einige Besucher haben die Karl-May-Festtage schon begonnen – zwei Wochen vorm heißen Start. Die ersten Sternreiterinnen sind unterwegs, sagt Helmut Raeder, der künstlerische Leiter des Festes. Insgesamt 236 Teilnehmer haben sich für den Sternritt angemeldet. Nicht nur Reiter und Pferd mit dem längsten Anmarsch werden mit Spannung erwartet. Sondern auch die Gesprächsrunde am 31. Mai, 19 Uhr, im Lößnitzgrund, in der es um die Rückforderung des Skalps gehen soll. Den Brief dazu hatte Cecil E. Pavlat, Rückforderungsbeauftragter der Chippewa, geschrieben. Er wird ebenso an der öffentlichen Diskussion teilnehmen wie Fest-Schirmherr Ray Halbritter und Robin Leipold, seit 1. Mai wissenschaftlicher Assistent im Karl-May-Museum.

Schon in seiner schriftlichen Antwort an die Chippewa hatte das Museum seine Bereitschaft zum Dialog erklärt. Über das Radebeuler Kulturamt war dann die Einladung zum Karl-May-Fest an Cecil E. Pavlat gegangen. „Wir nehmen die Forderung der Indianer sehr ernst“, sagt Robin Leipold. Dazu müsse genau geprüft werden, wo das Objekt herstammt, wem es gehört hat. Museumschefin Claudia Kaulfuß hofft, dass sich Cecil Pavlat bei seinem Besuch in Radebeul auch das Museum anschaut. Und dabei sein Vorwurf, die Ausstellung sei respektlos, entkräftet werden kann.

Überhaupt will das Museum künftig stärker mit den Indianern zusammenarbeiten. Sie sollen hier eine Plattform erhalten, wo sie sagen können, wie die Geschichte aus ihrer Sicht dargestellt werden kann. Claudia Kaulfuß kann sich vorstellen, dass Chippewa- und Oneida-Indianer aktiv an der Ausstellungskonzeption mitarbeiten. Erste Schritte dazu könnte es zum Karl-May-Fest geben.

www.karl-may-fest.de