Von Jens Fritzsche
Die Kaninchen haben es wieder geschafft! Die Wählervereinigung mit dem wohl skurrilsten Namen auf deutschen Stimmzetteln sitzt auch künftig im Ortschaftsrat von Liegau-Augustusbad: Kaninchen ‘94. Und mit 349 Stimmen haben sie sogar noch mal kräftig zugelegt – dennoch bleibt es bei nur einem Sitz im Ortschaftsrat.
Die absoluten Überflieger sind allerdings die Grünen. Die waren vor fünf Jahren in Liegau noch nicht mal angetreten – und jetzt sitzen sogar gleich zwei Grüne im neuen Ortschaftsrat. Quasi aus dem Stand holten sie 15,33 Prozent der Stimmen. Ein Blick auf die Ortschaftsratswahlen in den drei Radeberger Ortsteilen Liegau, Großerkmannsdorf und Ullersdorf ist also durchaus ein spannender. Mit Ergebnissen, die so gar nicht in den allgemeinen Trend passen – wie zum Beispiel die 6,2 Prozent für den Ullersdorfer FDP-Kandidaten Steffen Schüller. Damit liegt er weit über den durchschnittlichen Zahlen seiner Partei. Aber es zeigt eben auch, dass hier tatsächlich Personen gewählt werden – und das Parteibuch eine untergeordnete Rolle spielt. In den Ortschaftsrat hat es Steffen Schüller aber dennoch nicht geschafft. Dazu war einfach das CDU-Ergebnis von fast 70 Prozent in Ullersdorf zu dominant. Um neben der CDU hier noch einen Sitz zu ergattern, hätte er mindestens zehn Prozent gebraucht. Das haben SPD und Linke in Ullersdorf geschafft – und damit je einen Vertreter im Ortschaftsrat. Die restlichen acht Sitze gingen an die CDU.
Noch dominanter geht’s allerdings in Großerkmannsdorf zu. Hier sind ebenfalls zehn Sitze zu vergeben gewesen – und alle zehn gingen erneut komplett an die Freien Wähler. Da half für die einzige Gegenkandidatin – Dr. Cordula Heß von der SPD – selbst eine Verbesserung von fast einem Prozent auf 8,39 Prozent nichts. Die Freien Wähler holten mit 91,61 Prozent sogar noch einmal über sieben Prozent mehr als vor fünf Jahren. Allein Ortsvorsteher Harry Hauck sorgte mit 841 Stimmen schon mal für eine echte „Hausnummer“.
In Liegau-Augustusbad ist die Sache hingegen ein wenig ausgeglichener. Hier holte die SPD zwar die Hälfte der zehn Ortschaftsratssitze, aber eine absolute Mehrheit ist das nicht. Die SPD verlor zudem einen Sitz an die Grünen, wie auch die CDU einen an die Grünen abgeben musste. Die Christdemokraten haben damit künftig noch zwei Sitze. Hinzu kommt der bereits erwähnte Sitz für die Kaninchen. Nicht gereicht hat es in Liegau für die FDP. Obwohl sie mit dem Galeristen Eberhard Klinger einen durchaus prominenten Kandidaten ins Rennen geschickt hatte. Aber 3,86 Prozent sind für einen Sitz zu wenig. Gescheitert sind auch die Freien Wähler. Deren Kandidatin Michaela Wehnert-Thote kam zwar auf 5,45 Prozent – aber auch hier gilt, Einzelkandidaten brauchen mindestens zehn.