Die Kirche war eher da als das Dorf

Die Liebenauer Kirche „Zu den zwölf Aposteln“ ist nach aufwendiger Restaurierung ein Schmuckstück geworden.
Das dürfte nicht nur die Kirchgemeinde Lauenstein-Liebenau freuen. Die Gemeindeglieder mussten in der fünfjährigen Bauzeit immer wieder auf ihre Kirche verzichten und in den Gemeindesaal im Pfarrhaus ausweichen, bei größeren Veranstaltungen auch ins Dorfgemeinschaftshaus. Nun können sie zu Gottesdiensten und anderen Anlässen wieder in der Kirche zusammenkommen. Die Dorfkirche ist aber auch für Nichtchristen und Touristen ein Kleinod. Denn sie ist eine der ältesten Sakralbauten im Osterzgebirge. 1370 wurde sie erbaut. Ihre Ursprünge gehen noch viel weiter zurück, weiß Thomas Worsch, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes.
Florierender Handelsweg
Ein Kirchlein gab es hier mit Sicherheit schon, da war von einem Dorf namens Liebenau noch gar keine Rede. Urkundlich zum ersten Mal genannt wurde in Liebenau eine kleine Holzkirche im Jahr 1330, berichtet Worsch. Erwähnt wurde dabei, dass an der gleichen Stelle bereits eine Wallfahrtskapelle gestanden hat, vermutlich ab 1320. Diese befand sich an der Straße von Dohna nach Prag. Hier entstand eine Wegkreuzung, als Lauenstein an diese Verbindung angeschlossen wurde. „Auf der Handelsstraße von Dohna nach Prag wurden damals schon Zinnerze transportiert“, weiß Worsch.
1370 wurde die kleine Holzkirche zu einer rechteckigen Steinkirche umgebaut. Zwischen 1450 und 1520 kam ein Flügelaltar dazu. Aus dieser Zeit stammen wohl die ältesten Einrichtungsstücke der Kirche: zwei Seitenflügel dieses Flügelaltars, die je sechs Apostel zeigen. „Die Flügel sind notsaniert“, erläutert Worsch, der im Kirchenvorstand für die Restaurierung der Liebenauer Kirche zuständig war. Er hofft, dass auch diese beiden Seitenflügel bald wieder nach Liebenau in die Kirche zurückkehren können.
Festgottesdienst am Sonntag
Das Kirchenschiff wurde um 1525 vergrößert. Der Kanzelaltar kam als Folge der Reformation um 1530 hinzu. Für Worsch ist dieser etwas besonders Schönes, weil dieser das Wort Gottes in die Mitte rücke. „Durch die Erhöhung der Kanzel soll der Prediger das ,Volk‘ besser sehen“, erläutert Worsch und zitiert Martin Luther: „… und ihm aufs Maul schauen“.
1539 wurde der erste evangelische Pfarrer in Liebenau eingesetzt. Der Anbau, wo sich nun der Haupteingang zur Kirche befindet, stamme aus dem Jahr 1602. Worsch vermutet, dass später nur noch der Anbau der Sakristei dazugekommen ist.
Die Wiedereinweihung der Kirche wird an diesem Wochenende gefeiert. Am Sonnabend, 27. April, ist 15 Uhr Kindertreff mit Kirchenrallye, Singen, Spaß und mehr. Ab 16.30 Uhr können sich Interessierte über das Baugeschehen informieren. Danach ist ab 17.30 Uhr Party.
Am Sonntag, 28. April, steht 14 Uhr ein Festgottesdienst auf dem Programm mit anschließendem Kaffeetrinken. Ab 17.30 Uhr können Besucher Interessantes über die Kirche von damals und heute erfahren. Musikalisch begleitet wird diese Veranstaltung vom Posaunenchor Liebenau-Fürstenwalde.