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Die Kleine Spree wird breiter

Zwischen Spreewitz und Burghammer laufen die Arbeiten zur Aufweitung des Flusses.

Von Mirko Kolodziej
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Bevor der Fluss verbreitert wird, entfernt man den Schlamm vom Grund. Die Sohle wird während der Arbeiten mit einer Kiesschicht versehen.
Bevor der Fluss verbreitert wird, entfernt man den Schlamm vom Grund. Die Sohle wird während der Arbeiten mit einer Kiesschicht versehen. © Foto: Mirko Kolodziej

Während seiner Jahre in der Bergbausanierung hat Thorsten Mummert aus Straßgräbchen so einiges erlebt: Rütteldruck- und Sprengverdichtungen zum Beispiel, Rutschungen oder auch die Sprengung von Tagebautechnik. Nun steht der Bauleiter der Firma Hagn Umwelttechnik nahe Spreewitz am Ufer der Kleinen Spree und erklärt, warum sich da der Greifarm eines Baggers über dem Flussbett wölbt, und was das ist, was da an den Ketten hängt, die von der Baggerschaufel ins Wasser führen.

Munitionsreste gefunden

„Wir sagen einfach Entschlammung“, erklärt er. An den Ketten befestigt ist eine Saugpumpe. Man müsse sich das ein wenig wie einen Staubsauger vorstellen, fährt Mummert fort. Die Kollegen am Ufer führen die Technik mittels Greifarm und Seil über den Fluss-Grund, auf dem sich über viele Jahre unter anderem Eisenhydroxid abgesetzt hat. Von der Pumpe führt eine Schlauchleitung zu überdimensionalen Säcken. Korrekt heißen sie Geotubes. Sie funktionieren wie ein gigantisches Sieb. Der abgepumpte Modder setzt sich zur späteren Entsorgung im Inneren ab, während das Wasser herausfließt, aufgefangen und wieder dem Fluss zugeleitet wird.

Die Entschlammung ist Teil eines Großvorhabens der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft. Zwischen dem Auslauf des Bernsteinsees beziehungsweise ganz exakt zwischen der Straßenbrücke in Burghammer und dem Zusammenfluss mit der Hauptspree in Spreewitz lässt der staatliche Bergbausanierer die Kleine Spree auf rund fünfeinhalb Kilometern ausbauen. Derzeit, sagt LMBV-Planerin Petra Melcher, liege die maximale Abfluss-Kapazität bei vier Kubikmetern Wasser je Sekunde: „Nach Fertigstellung sollen es sieben Kubikmeter sein.“ Sie vergleicht den Flussabschnitt in seinem aktuellen Querschnitt mit einem Nadelöhr.

Bernsteinsee, Dreiweiberner See und Lohsa II bilden zusammen ein Speichersystem. Um genau zu sein, ist es mit mehr als 60 Millionen Kubikmetern nutzbarem Speichervolumen das größte Wasserbau-Projekt der Bergbausanierung. Sein Sinn ist die Regulierung des Wasserstandes der Hauptspree. Wenn der Fluss Niedrigwasser führt, soll er aus diesem System gestützt werden, damit er im Spreewald und in Berlin nicht trockenfällt. Der Zuleiter ist der Flussabschnitt, an dem die LMBV jetzt nach vielen Jahren der Planung und Vorbereitung bauen lässt. Wesentliches Mittel zur Erhöhung der maximalen Durchflussmenge ist eine Aufweitung, sprich eine Verbreiterung. Abschnittsweise wird wechselseitig an den beiden Ufern der Kleinen Spree Material weggenommen LMBV-Projektleiter Enrico Lehmann erklärt, dass zum Schluss die Sohlbreite am Fluss-Grund fünf bis sechs Meter betragen wird, die Breite zwischen den beiden oberen Böschungsabschlüssen zehn bis zwölf Meter.

Schon im Juni vorigen Jahres war der symbolische erste Spatenstich für das Vorhaben, das fast zehn Millionen Euro kosten soll. Zuvor waren archäologische Grabungen ohne Funde geblieben. Doch dann kamen die Kampfmittelbeseitiger – und wurden fündig. Granaten und Munitionssplitter kamen zum Vorschein. Das wiederum bedeutete, dass der gesamte Flussabschnitt akribisch abgesucht werden musste. „Es hat die Sache verzögert“, sagt Enrico Lehmann. Immerhin: Das Ganze hat zumindest teils bereits zur Beräumung des Gewässergrundes beigetragen. Im März wurden die Such- und Räumungsarbeiten, bei denen auch verrostete Bahnschienen oder alte Fahrräder zutage traten, abgeschlossen. Und konnten bis dahin nur vorbereitende Arbeiten wie das Anlegen von Baustraßen erledigt werden, hat der eigentliche Ausbau nun also begonnen.

Abschluss im nächsten Jahr

Gebaut wird in drei Abschnitten aus Richtung Flussmündung in Spreewitz in Richtung Bernsteinseee. Es handelt sich teils auch um eine Art Renaturierungsprojekt. Streckenweise werden nämlich Aufweitungen geschaffen, Inseln sowie Schilfflächen angelegt und die Böschungsneigung variiert, um Voraussetzungen für das Leben bestimmter Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. „Eine ökologische Baubegleitung wird durch die Fachfirma Sweco sichergestellt“, berichtet LMBV-Sprecher Uwe Steinhuber. Nicht nur, aber hauptsächlich bezieht sich das auf die zahlreichen Vogelarten, die am und im Fluss zu Hause sind. Wieder ungestört sein werden sie spätestens 2022. Denn die Arbeiten zum Ausbau der Kleinen Spree sollen zum Ende des nächsten Jahres abgeschlossen werden.

Hier endet die Schlauchleitung, die an der Saugpumpe (Bild oben) befestigt ist. In den sogenannten Geotubes kann sich der Schlamm absetzen, während das Wasser wieder herausfließt und der Kleinen Spree. zugeführt wird.
Hier endet die Schlauchleitung, die an der Saugpumpe (Bild oben) befestigt ist. In den sogenannten Geotubes kann sich der Schlamm absetzen, während das Wasser wieder herausfließt und der Kleinen Spree. zugeführt wird. © Foto: Mirko Kolodziej