Von Berthold Neumann
Robert Bartko ist immer noch reineweg begeistert, wenn es um das Radfahren in Dresden und in Sachsen geht. Obwohl der Doppel-Olympiasieger von Sydney 2000 in der Bahnrad-Verfolgung inzwischen das Metier gewechselt hat. „Das ist spektakulär und wunderschön zugleich, vor dieser prächtigen Kulisse in der historischen Dresdner Altstadt fahren zu können“, sagte der Sportdirektor der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft.

So wie es Tausende Teilnehmer am kommenden Sonntag beim Skoda-Velorace-Rennen und die Breitensportler bei ihren Rennen im Rahmenprogramm tun werden. Auch diesmal gehört die etwa fünf Kilometer lange Strecke entlang des Elbufers auf der Altstadtseite zum attraktiven Streckenprofil. Erstmals werden die Rad-Enthusiasten zwei Tunnel durchfahren.
Bartko hat es in seiner langen und erfolgreichen Laufbahn rund um den Erdball selbst erlebt. „Oft geht es bei Radsportveranstaltungen reichlich anonym zu“, sagte der Potsdamer. „Das war aber hier immer schon anders. Wir Radsportler sind sehr gern bei der Sachsen-Tour gefahren“, fügte der viermalige Ex-Weltmeister im Bahnradsport hinzu. Und: „Schön, dass auch heute beim Velorace für jedermann dieser familiäre Charakter weitergeführt wird.
Der 39-Jährige, der im Juli 1999 die fünfte Etappe der Sachsen-Tour in Kamenz gewann, empfiehlt deshalb den Radsport-Enthusiasten: „Jeder Fahrer sollte sich nicht nur auf den sportlichen Aspekt konzentrieren. Auf der attraktiven Strecke – egal, ob mit Ambitionen beim langen Kanten oder bei den Jedermannrennen – kann jeder die Schönheiten der Stadt und ihrer Umgebung genießen.“
Dies tun Solveig Schaal und die anderen Radsportler von den Picardellics Dresden schon lange. „Deshalb ist es Ehrensache für uns, an unserem Heimatrennen teilzunehmen“, sagte die Dresdnerin und stimmte Ex-Profi Bartko zu: „Allein der Start und die Zielankunft im historischen Dresdner Flair sind einmalig.“ Die Picardellics sind seit Jahren begeisterte Breitensportler. „Beim Radfahren im Verein haben sich sogar heutige Familien gefunden“, sagte Schaal. Einige ihrer Picardellics haben sich in den letzten Wochen mit gezieltem Training auf das Velorace vorbereitet.
Den familiären Charakter wollen die Organisatoren um Silke Friedemann diesmal noch weiter stärken. „Neu ist unser Startblock, der den Frauen vorbehalten ist. Das ist ein spezielles Angebot für alle Frauen, die sich unter Mädels am wohlsten fühlen“, erklärte die Dresdnerin. Das Velorace ist bisher stark männerlastig: Nur ein Drittel der knapp 1 500 Hobby-Radler waren im Vorjahr Frauen.
Ebenso wie Bartko schätzt auch Sven Hertwig das „super Feeling, diese tolle Atmosphäre“ bei dem Dresdner Rennen. „Das ist fast schon eine Verpflichtung, am Rennen sozusagen vor der Haustür mitzumachen“, erklärte der Chemnitzer. „Weil es auch die beste Veranstaltung ist, an der Freunde von mir und ich seit Jahren in Deutschland teilnehmen“, lobte der 44-Jährige den Stab um Friedemann.
Die Veranstalter sehen ihr Velorace in einer Liga mit den großen Jedermann-Rennen in Deutschland wie dem Berliner Velothon oder den Hamburger Cyclassics. „Wir bieten sowohl ambitionierten Hobby-Radsportlern als auch Jedermannfahrern und Familien Radsport unter Profibedingungen“, erläuterte Wolfgang Friedemann, Vizepräsident des veranstaltenden Vereins Sachsen-Tour. Dazu gehören zum Beispiel aufwendige Absperrungen, um die Sicherheit der Teilnehmer wie bei den Profirennen zu gewährleisten.
Während es für die meisten Freizeitradler beim Velorace um den Spaß an der Freude geht, hegt Hertwig auch sportliche Ambitionen. „Ich habe zehn Jahre Eisschnelllauf als Leistungssportler betrieben. Und da ist der Ehrgeiz noch da“, berichtete Hertwig, der ein Reisecenter in Chemnitz führt. „Dafür muss ich aber auch mindestens einen 40er-Schnitt über die 105 Kilometer lange Distanz treten“, sagte Hertwig. „Wenn der Startschuss ertönt, dann ist alles andere ausgeschaltet. Danach geht es nur noch um eine gute Platzierung.“ Außerdem habe er – wie viele andere Eisschnellläufer – Radsport als zweite Liebe entdeckt. „Außerhalb der Wintermonate ist das Fahrrad mein Lieblingssportgerät.“
Zumindest am Sonntag wird auch das neue kanadische Top-Duo der Dresdner Eislöwen auf die Räder steigen. Statt auf Puck-jagd zu gehen, werden die Eishockey-Stürmer Max Campbell und Harrison Reed gemeinsam mit ihren Teamkameraden ihre neue sportliche Heimat per Rad erkunden. „Wir fahren die 63 Kilometer lange Strecke. Das Velorace ist eine ideale Gelegenheit für ein abwechslungsreiches Training“, erklärte Thomas Popiesch, der Trainer des Vereins aus der Deutschen Eishockey-Liga 2.
Vielleicht treffen die Eislöwen-Profis unterwegs auch Olaf Ludwig. Der Olympiasieger von 1988 fährt mit einigen Freizeitsportlern die 63-km-Distanz. Einen Endspurt, wie einst im Mai, so kündigte der zweimalige Sieger und Etappenkönig der Friedensfahrt mit einem Schmunzeln an, brauche aber diesmal niemand zu befürchten. Der 55-Jährige sagte: „Ich möchte – wie alle anderen auch – vor dieser fantastischen Kulisse meinen Spaß haben.“
Start: Dresden, Theaterplatz, So. 8.45 Uhr: Rennen über 63 km. 11.50 Uhr: Rennen über 105 km. Nachmeldungen möglich: Sa. ab 14 Uhr; So. ab 6.30 Uhr. Radsportfamilienfest mit Nachwuchs-Rennen und Jedermannrennen: Sa./ ab 14 Uhr, So./ ab 9.30 Uhr.
Mehr Informationen unter www.skoda-velorace.de