Von Petra-Alexandra Buhl
„Kunst macht sichtbar“ hieß es zum Spektakel am Sonnabend vor der Börse Coswig. Richtig, schwarze Gestalten holten die „Weißen“ aus großen Kartons hervor, formten sie zu fantastischen Skulpturen, gleichsam Symbolen menschlicher Hilflosigkeit. Zur Vernissage in der Stadtgalerie bezog man sich auf das modisch anglisierte Ausstellungsmotto „Art - position“. Ein Junge und ein Mädchen sprachen frei darüber, wie Bilder auf sie wirken. In verschiedenen Besetzungen musizierten die jungen Leute sehr ansprechend. Den stärksten Beifall verdiente sich Sebastian Schwabe mit einem Song aus dem Musical „Fame“, den er mit schöner Stimme ausdrucksvoll vortrug.
Schüler setzen Leben und in Bildsprache um
Die Ausstellung „Zehnter Frühjahrssalon des Gymnasiums Coswig“ feiert ein Jubiläum. Deshalb zeigt sie neben aktuellen Arbeiten eine Retrospektive früher gezeigter Werke, die kontinuierliche künstlerische Erziehungsarbeit auf hohem Niveau belegt. Aus dem ersten Jahr 1994 sieht man etwa die großformatige Temperamalerei „Ausblick“, im Fensterausschnitt erscheint ein kopfüber hinabstürzender, nackter Mensch, eine leicht ironisierende Auseinandersetzung mit der Dualität von Leben und Tod. Das bewährte Prinzip, eine große Vielfalt künstlerischer Techniken und Arbeiten aus allen Klassenstufen von der fünften an zu zeigen, gibt auch dieser Exposition den besonderen Reiz jugendlichen Ungestüms, der Experimentierfreude, Buntheit und Lebenslust. Von der Kleinplastik über die Objektkunst bis zur Fotografie reicht die Palette, Scherenschnitte, verschiedene grafische Techniken und Collagen sorgen für Abwechslung.
Unter den aktuellen Arbeiten treten das „Porträt“ von Marlene Schönfeld und Arbeiten von Florian Pfister hervor. Marlenes Porträt widmet sich dem Thema Angst, Trauer und Verlorenheit. Das sehr intensiv durchkomponierte, den Betrachter packende Bild zeigt ein zerfurchtes Gesicht, das sich in einem urbanen Körper aufzulösen scheint. Florian malte ein an Barlach erinnerndes, gleichsam entrücktes Gesicht in expressiven, harmonierenden Farben. Und auch seine Zeichnung „Unaussprechliches Ich“ zeugt von ehrlicher künstlerischer Auseinandersetzung.
Eine beträchtliche Anzahl ehemaliger Abiturienten werden ihre berufliche Tätigkeit im Bereich der bildenden Kunst, wenn wir auch die Architektur einmal dazu rechnen, finden. Viele der überdurchschnittlichen Arbeiten entstanden in den Leistungskursen „Kunst“. Dafür engagierten sich die Kunstlehrerinnen und -lehrer der Schule intensiv, stellvertretend seien deren Fachleiterin Heidemarie Gerasch und ihr Vorgänger Gottfried Leonhardt genannt. Die Fortführung des musisch-künstlerischen Profils dürfte das Gymnasium Coswig auch weiterhin für speziell interessierte junge Leute der Region Dresden-Meißen attraktiv machen.
Schade nur, dass sich in der städtischen Galerie zur Eröffnung kein Bürgermeister blicken ließ.
Stadtgalerie Börse Coswig, Hauptstr. 29, Di-Do 11-19, Sa und So 14-16 Uhr.