Von Gabriele Schrul
Im kommenden Frühjahr soll die traditionsreiche, dann rekonstruierte Heidenauer Radrennbahn eingeweiht werden. Schöner denn je wird sie sein. Und wenn es der Terminplan zulässt, dann will sich auch Olympiasieger Jens Fiedler das Ereignis nicht entgehen lassen. Schließlich ist der heute 33-Jährige ein Kind der Stadt. Auf der Radrennbahn drehte er als kleiner Junge seine ersten Runden, hier wurde sein Talent entdeckt. Heute gehört er zur Weltspitze im Bahnradsport.
Wäre die Übergabe des wieder auferstandenen Rad-Ovals in Heidenau nicht genau der richtige Zeitpunkt, Jens Fiedler zum Ehrenbürger der Elbestadt zu küren? Er selbst hätte nichts dagegen. „Warum nicht?“ Lust hätte er schon. Er hängt an seiner Heimatstadt, auch wenn er familiär und sportlich längst seine Zelte in Chemnitz aufgeschlagen hat.
Doch im Rathaus der Elbestadt fällt die Idee nicht gerade auf fruchtbaren Boden. „Wir haben derzeit Wichtigeres zu tun, als über die Ernennung von Ehrenbürgern nachzudenken“, gibt Vize-Bürgermeister Jürgen Opitz (CDU) unumwunden zu. Es gäbe keinen Druck und damit keinen Diskussionsbedarf im Stadtrat, der so etwas per Satzung in die Wege leiten müsste.
Mit diesem bürokratischen Akt haben offensichtlich die Pirnaer Ratskollegen überhaupt kein Problem. Denn hier wird schon seit Jahren praktiziert, was in Heidenau unmöglich scheint. Heinz Fülfe, alias Tadeus Punkt, war sicherlich der prominenteste Vertreter der Ehrenbürger-Zunft. Ihm und seiner Frau Ingeborg verlieh die Stadt 1965 für deren künstlerische Leistungen den Ehrenbürger-Status. In der Nachwendezeit war der Pirnaer Historiker Karl Grumpelt der Erste, der den Titel erhielt. Zugleich wurde ganz in der Nähe seiner einstigen Wirkungsstätte – dem Stadtmuseum – eine Ehrentafel angebracht.
Genau in diese Richtung denkt auch der Heidenauer Stadtarchivar. „Es gibt so viele Möglichkeiten, Verdienste zu würdigen. Es muss nicht immer die Ernennung zum Ehrenbürger sein“, betont Dietmar Diener. Dass das Rathaus sich so schwer tut mit dem Thema, könne er nicht nachvollziehen. „Muss denn immer erst jemand tot sein, damit er es wert ist, verewigt zu werden?“
Dabei setzt die Verleihung des Ehrenbürger-Titels das ganze Gegenteil voraus. Der Auserwählte muss vor allem noch leben. Genau das macht den eigentlichen Sinn der Zeremonie aus. Diese Chance jedenfalls wollen sich die Stolpener nicht entgehen lassen. „Es ist doch auch ein wunderschöner Moment, wenn es so weit ist, wir die Urkunde und Blumen überreichen können und der Geehrte merkt, wie wichtig der Stadt das alles ist“, betont Hauptamtsleiter Bernd Hofsess. Egal, wie groß die Probleme einer Kommune seien, so viel Zeit müsse sein. Und deshalb kürte die Burgstadt vor zehn Jahren den inzwischen verstorbenen Heimatmaler Hellmut Fuchs. Im August 2002 konnte Margit Saupe überrascht werden – eine Frau, die für den Turnsport und die Nachwuchsförderung in der Region steht.
Dem will künftig auch Sebnitz nicht nachstehen. Zwischen 1866 und 1979 wurde acht Mal die höchste Ehrung vergeben, darunter an so bekannte Männer wie Oskar Theodor Petzold und Alfred Meiche. Das Bad und das Museum tragen heute ihre Namen. Die Liste endete abrupt. Jetzt soll sie fortgeführt werden, sagt Stadtsprecherin Kerstin Nicklisch. Noch dieses Jahr will der Stadtrat darüber debattieren.