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Die Leinwand wackelt

Kultur. Die Jahre wurden immer magerer, nun steht das Kamenzer Autokino vor einer Saison, die über seine Zukunft entscheidet.

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Von Doreen Hübler

Das Kamenzer Autokino ist in eine entscheidende Saison gestartet. Eine, an derem Ende die bange Frage steht: Wird die Leinwand am Stadtrand auch im nächsten Jahr noch flimmern? Antworten wird vor allem die Besucherstatistik liefern. Kann die Anzahl der Gäste die anfallenden Kosten annähernd decken oder rutscht die Bilanz noch tiefer in den Keller?

Schließung oder nicht? Diese Möglichkeit hat Kino-Chef Lutz Sobolewski, der einen weiteren Standort in Elsterheide betreibt, bereits im letzten Jahr erwogen. 1999 eröffnete der Unternehmer das Kamenzer Kino – vorerst mit großer Resonanz. Im ersten Jahr verfolgten 5 500 Besucher das Programm. 2002 kam dann die Trendwende, mittlerweile sind die Besucherzahlen um etwa die Hälfte zurückgegangen. 2005 war bisher das schlechteste Jahr in der Geschichte des Kamenzer Kinos. Rentabel ist die Open-Air-Leinwand schon lange nicht mehr. Sobolewski konnte das Geschäft einst hauptberuflich betreiben, inzwischen ist es zum Nebenerwerb geschrumpft, seinen Lebensunterhalt verdient er sich mit diversen anderen Jobs.

Kosten ticken unaufhörlich

„Das Ende ist noch nicht in Sack und Tüten“, sagt er. „Kino ist mein Hobby, es macht riesigen Spaß, aber vom Spaß allein kann man eben nicht überleben.“ Auch ohne riesige Besucherströme – die Kosten für Pacht, Strom und den Filmverleih ticken unaufhörlich weiter. Auch der Kredit, den Sobolewski aufnahm, um das Gelände aufzubauen, ist noch nicht vollständig abgezahlt. Die Kündigungsfrist für den Pachtvertrag wurde inzwischen auf zwei Monate herabgesetzt. Eine Möglichkeit also, um kurzfristig über das weitere Schicksal des Kino-Areals zu entscheiden.

Bis zum Herbst will Sobolewski die Leinwand definitiv bespielen – dies aber möglicherweise mit einem veränderten Terminplan. Das Angebot in Bluno wurde bereits von sechs auf vier Tage zusammengestrichen, ob dies auch in der Lessingstadt umgesetzt wird, macht der Betreiber in erster Linie von seinen beiden Mitarbeitern – einem Kamenzer Ehepaar – abhängig.

Warum es eigentlich zu der Besucherflaute kam, darüber muss Sobolewski nicht lange nachdenken. Die Bevölkerung schrumpfe immer mehr, viele Jugendlichen seien abgewandert und die horrenden Spritpreise würden sich auch nicht als förderlich für ein Autokino erweisen. „Man müsste mehr Werbung machen“, sagt er. „Aber das kostet Geld.“ Geld, das im klammen Budget nicht vorgesehen ist.

Zumindest in dieser Hinsicht könnte die Stadt in die Bresche springen. Bürgermeister Roland Dantz ist zwar realistisch, was den weiteren Betrieb der Stätte angeht, bietet jedoch seine Hilfe an, etwa in Form von Werbung über den Bürgerservice oder das Internet.

Nur keine Grabesstimmung

„Es wäre bedauerlich, wenn dieses Angebot in Kamenz wegfällt, aber alles ist eben eine Frage der Nachfrage“, sagt Dantz. Man dürfe jetzt keine Grabesstimmung erzeugen, sondern müsse abwarten, was die Saison bringt. Jens Ueberfuhr, Mitarbeiter des Hotels Stadt Dresden, ist erfahren, was Open-Air-Kinos angeht. Ab Juli beginnt im Hotel die zweite Auflage der Filmnächte. Er benennt den wichtigsten Erfolgsfaktor. „Das Programm macht ein Kino aus“, sagt er. „Es ist schwierig echte Knaller zu bekommen, aber nur so zieht man Publikum an.“