Von Irmela Hennig
Ein kleines, fast unscheinbares Schild hängt am Gartenzaun in der Weixdorfer Straße „An der Heide 12“. „Manufaktur-Porzellanmalermeisterin“ ist in elegant geschwungenen Buchstaben auf goldfarbenem Grund zu lesen. Das sagt wenig aus über die faszinierende Wunderwelt aus Farbe und Porzellan, die hinter den Mauern des hellgetünchten Hauses ihren Platz hat.
Sybille Forkert, sie hat das Porzellanmaler-Handwerk von der Pike auf in den Manufakturen von Meißen und Freital gelernt, ist seit mehr als 20 Jahren Chefin über ein Reich aus Pinseln, Farben und weißem Porzellan. Schon als Kind hat sie gern gemalt. Das Talent lag in der Familie. Doch das Handwerk selbst „hat keine Familientradition“, erzählt die Weixdorferin.
Heute ist Sybille Forkert eine von ganz wenigen selbstständigen Porzellanmalern überhaupt. Die Handwerksrolle in Dresden führt insgesamt noch drei Betriebe. Zwei Inhaber sind eigentlich weit im Rentenalter. Geben sie auf, ist Sybille Forkert die letzte Porzellanmalermeisterin der Stadt und auch sie könnte grundsätzlich schon in den Ruhestand gehen.
Einst war Dresden eine Hauptstadt der deutschen Porzellanmalerei. „Es ist ein richtiges Dresdner Handwerk“, sagt Sybille Forkert. In den 1930er Jahren zählte das Gewerk in der Elbemetropole etwa 20 Mitglieder. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es schon weniger als zehn. Abgesehen von den großen Manufakturen steht es nun in der Gefahr auszusterben, fürchtet die Meisterin. Zum einen gibt es nicht mehr genug Kunden. Darüber hinaus verlangt der Beruf mehr, als Bilder auf Porzellan zu bringen. Geht es doch um Motive, die mitunter genauso viel Geschichte in sich tragen, wie das Handwerk selbst: Ensemble aus Früchten und Blumen wie sie schon vor hunderten Jahren gemalt wurden. Die berühmten Rosen und Tulpen, die manch einer vom Meissner Porzellan kennt, Vögel, Drachen und nicht zuletzt Wild- und Jagdszenen oder die bekannte Watteau-Malerei (nach dem Rokoko-Maler Jean-Antoine Watteau) mit Pärchen in trauter Zweisamkeit.
Sybille Forkert beherrscht dies alles, obwohl sie in ihrer Ausbildung einst auf Blumenmalerei spezialisiert war. „Doch als selbstständige Malerin muss man alles können“, sagt die Unternehmerin. Schließlich wollen die Kunden alles mögliche und fragen nicht nach Spezialgebieten. Sybille Forkerts Arbeiten gehen längst in alle Welt – nach Taiwan, in die USA, nach Russland. Am Dresdner Flughafen und in Hotels hat sie Porzellan ausgestellt. Auch im Internet ist die Weixdorferin präsent. Und in ihrer Werkstatt füllen bemalte Teller, Tassen, Vasen, Fingerhüte, Tiere und Uhren ganze Vitrinen und Regale. Ans Aufhören hat Sybille Forkert bislang nicht gedacht. Der Weg in die Selbstständigkeit, das Studium zum Handwerksmeister, der Aufbau der eigenen Werkstatt waren zu mühevoll, um es aufzugeben.
Hoffnung auf Aufschwung
Leicht ist es nicht. „Die jungen Leute kaufen sich einfach kein Service mehr. Früher gehörte das zum guten Ton“, sagt Sybille Forkert. Heute reiche vielen das bedruckte Porzellan, Handgemaltes wüssten sie nicht mehr zu schätzen. Die Dresdnerin sieht die Kunst in schwierigem Fahrwasser. Und doch hat sie Hoffnung: „Das Posamentenhandwerk mit seinen Quasten und Kordeln war auch fast verschwunden.“ Jetzt erlebe es eine Renaissance. Vielleicht gibt es die für handbemaltes Porzellan ja auch.
www.zierporzellanforkert.de