Schlegel. Während sich heutzutage die Menschen übers Internet kennen- und lieben lernen, kamen sie sich früher beim Tanzen näher. So auch Gertraude und Horst Hüppler, die gestern ihre diamantene Hochzeit gefeiert haben. In den damals noch zahlreichen Gaststätten in Schlegel schwangen sie gemeinsam das Tanzbein. Mit jeder Drehung wuchs das Vertrauen und schließlich wurde daraus Liebe. Horst Hüppler stammt aus Dresden, verlor beim Bombenangriff 1945 seine Eltern und kam mit 13 Jahren nach Ostritz ins Kinderheim. Später war er auf dem Klostergut in Schlegel, dem heutigen Pater-Kolbe-Hof, tätig. So kam er in den Ort, in dem seine spätere Ehefrau geboren wurde.
Am 23. Juli 1955 gab er seiner Gertraude das Ja-Wort, zuvor war er bereits in das Haus der Schwiegereltern eingezogen. Sie hatten zwar eine eigene Schlafkammer, doch die Wohnstube mussten sie sich mit Gertraudes Eltern teilen – zwölf Jahre lang. Da hatte sich die Familie längst vergrößert. „Mir war bei der Hochzeitsfeier so schlecht“, erinnert sich Gertraude Hüppler. Sie wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie schwanger war. Im März 1956 wurde die Tochter geboren, 1960 folgte noch ein Sohn.
In dem Haus unweit der Schlegler Kirche leben die Hüpplers heute ganz allein. Noch wissen sie nicht, wer das Haus später mal übernehmen wird. Tochter und Enkel wohnen selbst in einem großen Haus einige Hundert Meter entfernt. Aber es gibt ja noch eine weitere Enkelin und drei Urenkel. Mit ihnen allen zusammen werden Gertraude und Horst Hüppler am Sonnabend gemeinsam auf das runde Hochzeitsjubiläum anstoßen. „Gestern mussten die Kinder und Enkel ja arbeiten“, meint die 81-jährige Schleglerin. Der Zusammenhalt in der Familie sei sehr gut. So sind die Hüpplers bis voriges Jahr immer zusammen mit der Familie ihrer Tochter in den Urlaub, meistens nach Österreich, gefahren. Da Horst Hüppler aber das Laufen nicht mehr so leicht fällt, genießen sie jetzt die Sommer zu Hause. Ansonsten fühlen sich die beiden gesundheitlich sehr wohl und wollen gern noch gemeinsam die eiserne Hochzeit in fünf Jahren erleben. (jl)