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Die Lieblingsmarken der Autodiebe

In Riesa ist die Anzahl der gestohlenen Pkws stark gestiegen. Warum ausgerechnet der VW Golf so beliebt ist.

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Von Jens Ostrowski

Riesa. Die Kriminalisten in den sächsischen Grenzregionen können über die Zahlen im Altkreis Riesa vermutlich nur lächeln. Wie vor anderthalb Wochen berichtet, sind 2013 hierzulande insgesamt 32 Fahrzeuge gestohlen worden. Allein in der Kamenzer Region waren es mehr als zehnmal so viele. Und doch sind die Zahlen in Riesa beim Blick auf die Entwicklung alarmierend. Denn die Grenzkriminalität scheint sich immer weiter ins Inland zu verschieben. 2012 zählte das Polizeirevier Riesa noch 16 Autodiebstähle. Dieses Jahr waren es satte 78 Prozent mehr.

Die Diebe nehmen dabei vor allem das Stadtgebiet Riesa ins Visier. Da in der Vergangenheit die Fahrzeuge besonders im Ortsteil Weida gestohlen wurden, hat die Polizei reagiert und den Bereich nachts stärker überwacht. „Dadurch haben sich die Diebstähle dann ins Stadtinnere verlagert“, erklärt Riesas Polizeichef Hermann Braunger.

Aber auch die Autohäuser werden immer wieder heimgesucht. Rund eine halbe Million Euro an Schaden verbuchte das Riesaer Autohaus Gute Fahrt seit der Wende. „Das sind Profis, die ganz gezielt Autohäuser ausspionieren und dann mit modernster Technik zuschlagen“, sagte der ehemalige Gute-Fahrt-Chef Kurt Hähnichen der SZ bereits im vergangenen Jahr. Per Funk könnten die Täter heutzutage die Zentralverriegelungen öffnen und das Fahrzeug starten. 15 Fahrzeuge, sagte Hähnichen, seien ihm in den drei Filialen in Riesa, Strehla und Oschatz im Laufe der Jahre gestohlen worden. Dazu kämen unzählige Diebstähle von Einzelteilen.

Auch der Riesaer BMW-Händler Pulz blieb in der Vergangenheit nicht verschont. Sein Betrieb an der Lommatzscher Straße wird jährlich durchschnittlich zwei- bis dreimal von Einzelteildieben aufgesucht. „Xenon-Scheinwerfer, Spiegel, Reifen und auch Airbags kommen weg“, zählt Andreas Pulz auf. Zwei Diebe konnten seine Mitarbeiter vor vier Jahren selbst schnappen.

Sie hatten tagsüber die Mittagspause abgewartet, um dann mehrere Neurreifen aus der Werkstatt zu stehlen. Ein BMW-Mitarbeiter, der vorzeitig zu seinem Arbeitsplatz zurückkehren wollte, erwischte die beiden polnischen Männer auf frischer Tat und sperrte sie in der Werkstatt ein. Dort mussten sie schließlich auf die Polizei warten.

Insgesamt ist die Aufklärungsquote allerdings nicht berauschend. Von 113 Fällen im gesamten Landkreis Meißen konnten bislang 19 aufgeklärt werden. „Uns steigt bei dem Blick in die Statistik auch die Zornesröte ins Gesicht. Wir wollen die Täter gern stellen“, betont Hermann Braunger. Das Problem beim Autodiebstahl sei aber, dass es anders als beispielsweise beim Wohnungseinbruch am Tatort meistens keine Spuren gebe. „Klar, das Auto ist ja nicht mehr da.“ Nur einmal könne sich Braunger an einen Fall erinnern, in dem das anders war. „Damals haben wir DNA-Spuren auf einem Stein gefunden, mit dem die Fahrzeuge bei der Guten Fahrt in Strehla aufgebockt worden waren, um die Reifen zu stehlen. Aber das war ein reiner Glücksfall.“

Sonderkommission Kfz eingerichtet

Besonders begehrt sind bei den Dieben die Marken VW, Skoda und Audi. Als Typ steht der Golf ganz oben auf der Liste. Warum gerade der Golf, wenn es doch weitaus teurere Limousinen gibt? Weil hier die Nachfrage nach Ersatzteilen am Stärksten ist. Denn viele gestohlene Autos werden ausgeschlachtet. Das Landeskriminalamt hat wegen der Diebstähle eine „Sonderkommission Kfz“ eingerichtet. Sie bearbeitet alle Delikte im Freistaat, die der internationalen Kfz-Verschiebung zuzuordnen sind – auch in Riesa.