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Die Männer von der Autobahn

Sie sind Gärtner, Reinigungskraft, Bauarbeiter und Winterdienst. Am Sonnabend zeigen sie in Weißenberg die Vielfalt einer Autobahnmeisterei.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Weißenberg. Schon von Weitem sind die Fahrzeuge der Autobahnmeisterei Weißenberg auf der Autobahn zu erkennen. Männer in ihrer orangenen Arbeitskleidung sind dabei, zwischen den Mittelleitplanken die Sträucher zu kürzen. Auf dem zweiten Fahrstreifen rasen die Autos vorbei. Nicht immer ganz ungefährlich, sagt Simon Walter. Der 20-Jährige hat gerade die Ausbildung zum Straßenwärter abgeschlossen und gehört am Sonnabend zu den Mitarbeitern, die die Arbeit der Autobahnmeisterei Weißenberg bei einem Tag der offenen Tür vorstellen werden.

Seit 2011 ist er Chef in Weißenberg: Ronny Hamann mag die Vielseitigkeit der Arbeit. Am Sonnabend zeigt er auch das Schilderlager auf dem Betriebshof.
Seit 2011 ist er Chef in Weißenberg: Ronny Hamann mag die Vielseitigkeit der Arbeit. Am Sonnabend zeigt er auch das Schilderlager auf dem Betriebshof. © Uwe Soeder
Keine angenehme Aufgabe, aber notwendig: Falk Frenzel reinigt die Toiletten der Rastplätze an der Autobahn zwischen der polnischen Grenze und Burkau.
Keine angenehme Aufgabe, aber notwendig: Falk Frenzel reinigt die Toiletten der Rastplätze an der Autobahn zwischen der polnischen Grenze und Burkau. © Uwe Soeder

Weißenberg ist eine von sieben sächsischen Autobahnmeistereien, die vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr betrieben werden. In Weißenberg arbeiten 28 Mitarbeiter, deren Aufgaben sehr vielfältig sind. Weißenbergs Leiter Ronny Hamann ist seit 2009 hier, seit 2011 Chef. Nach seiner Ausbildung zum Straßenwärter wurde er Straßenmeister und sammelte in Leipzig und Dresden Erfahrung. Nun kümmert er sich um einen Abschnitt, der von der polnischen Grenze bis hinter die Wildbrücke am Burkauer Berg geht. 66 Kilometer ist eine Strecke lang.

Arbeit ist vielfältig

Was Ronny Hamann und Simon Walter besonders an ihrer Arbeit gefällt, ist die Vielfalt. An der Abfahrt Nieder Seifersdorf ist zum Beispiel Jürgen Bartel dabei, einen Teil am Regenrückhaltebecken zu pflastern. „Hier sind die Wurzeln zwischen die Pflastersteine gewachsen“, erklärt er. Sein Kollege mäht derweil die Rasenflächen rund um das Becken. 67 gibt es davon auf dem Abschnitt der Autobahn. Und alle müssen gepflegt und kontrolliert werden.

„Wer bei uns arbeitet, kann viele Tätigkeiten ausüben“, sagt Ronny Hamann. So müssen die Kollegen, die kurz vor dem Rastplatz Löbauer Wasser die Bäume kontrollieren, schon ein paar Grundbegriffe im Gartenbereich kennen. Hier werden gerade vor einem großen blauen Hinweisschild Bäume mit roter Farbe gekennzeichnet, deren Äste entweder drohen, das Schild zu verdecken oder – schlimmer noch – auf die Autobahn fallen könnten.

Auf dem Parkplatz ist Falk Frenzel mit einem Kollegen dabei, die Toiletten zu putzen. Mit einem starken Reinigungsmittel schäumt er den Boden, die Toiletten- und Waschbecken sowie die Wände ein. „Sie glauben gar nicht, wie es hier täglich aussieht“, sagt Frenzel kopfschüttelnd. Jeden Tag sind die Mitarbeiter der Autobahnmeisterei auf den Rastplätzen unterwegs, und jeden Tag quellen Papierkörbe über, liegen die Zigarettenkippen rum und wird sogar Müll bis hin zum Farbeimer hinter die Sträucher geworfen. „Manch einer, der hier hält, geht nicht mal auf die Toilette, sondern gleich ins Grüne“, sagt Falk Frenzel. Seit der Lkw- und Fernbusverkehr immer mehr zunimmt, wird es immer schlimmer, sagt Ronny Hamann.

Obwohl bei Arbeiten an der Autobahn die Fahrzeuge gut sichtbar sind und auch die Ankündigung rechtzeitig ausgeschildert wird, finden die Kollegen, dass ihnen nicht viel Beachtung geschenkt wird. „Ist halt kein Blaulicht, das wirkt schon eher“, findet Ronny Hamann.

Vorbereitungen für Winterdienst

Weiter geht es Richtung Tunnel. Hier ist in Richtung Görlitz der linke Fahrstreifen gesperrt. Hamann weiß, dass viele sich wundern, wie oft im Tunnel gearbeitet wird. Derzeit werden Kontrollschachtdeckel ausgetauscht. Eine Spezialfirma ist vor Ort. „Der Tunnel ist nun einmal ein sensibler Bereich. „Die Gefahr bei einem Unfall ist viel größer als auf freier Strecke. Deshalb muss hier immer alles in Ordnung sein“, so der 40-Jährige.

An der Abfahrt Kodersdorf arbeitet ein weiterer Trupp. Hier werden die Verkehrsinseln von Unkraut gereinigt. „Einige haben wir schon saniert, sodass das Gras nicht mehr durchkommt. Andere müssen eben gemäht werden“, sagt Ronny Hamann und weist auf die vielen Holzspäne hin, die aufgekehrt werden. Die kommen vom gegenüberliegenden Holzbetrieb.

Einmal am Tag fährt Ronny Hamann die Strecke ab, um zu sehen, ob bei den Kollegen etwas anfällt, was noch zu klären ist. Dazu zählt ja auch die Kontrolle der Wildzäune oder Leitpfosten und Mittelleitplanken sowie das Mähen der Randstreifen.

Derzeit bereiten sich die Mitarbeiter auf den Winterdienst vor. 1 200 Tonnen Salz liegen in Weißenberg. Wenn es schneit, sind die Kollegen ab 1. November auf einen Drei-Schicht-Dienst eingestellt. Anderthalb bis zwei Stunden brauchen sie mit dem Räum- und Streufahrzeug für eine Strecke. Und wenn im Winter kein Winter ist, kümmern sich die Mitarbeiter um die Gehölzpflege. „Die Autobahn schläft nie“, sagt Ronny Hamann.

Die Autobahnmeisterei Weißenberg öffnet am Sonnabend von 10 bis 14 Uhr ihr Tor für Besucher