Von Madeleine Siegl-Mickisch
Hier geht alles automatisch. Frank Menzel muss nur einschalten, dann fährt der rote Eimer auf einem Wagen unter die Dosieranlage. Durch einen Code im Boden des Eimers erkennt sie, welche Mengen an Zink, Mangan, Kupfersulfat oder Vitamin A sie aus ihren zehn Behältern abfüllen muss. Am Ende verschwindet der Eimer in einem kleinen Raum, wo zwei Mitarbeiter per Hand noch weitere Stoffe dazugeben und einen Barcode aufkleben. So erkennt später der Mischer beim Einschütten per Scanner, ob genau das drin ist, was hineingehört. Denn auf die richtige Mischung kommt es an im Blattin Mineralfutterwerk Seitschen. Mehrere Hundert verschiedene Sorten an Spezialfutter für Rinder, Schweine und andere Nutztiere werden hier hergestellt. Und zwar von Jahr zu Jahr mehr.
„Wir haben die Menge in den letzten 15 Jahren verdreifacht“, sagt Geschäftsführer Frank Timmreck. Waren es 1998 noch 10 000 Tonnen, werden dieses Jahr 30 000 Tonnen angepeilt. Und das obwohl die Tierbestände – Blattin produziert vor allem Futter für Milchkühe – hierzulande nicht größer werden. „Aber wir haben neue Kunden gewinnen können“, sagt Timmreck. Er nennt 18 Millionen Euro Umsatz für 2012.
Das sei vor allem der guten Arbeit der Außendienstmitarbeiter zu verdanken, die Landwirte in ganz Ostdeutschland betreuen. „Wir legen viel Wert auf Beratung zur Tierernährung.“ Verkauft werden nicht nur Standardprodukte, sondern auch speziell auf den Bedarf des Kunden zugeschnittene Mischungen. „Wir sind da flexibel und können innerhalb weniger Tage reagieren“, sagt Werkleiter Michael Zschornack. So hat sich die Produktpalette stetig erweitert. Mittlerweile „füttert“ Blattin auch ganz, ganz kleine Lebewesen, nämlich Bakterien, die in Biogasanlagen dafür sorgen, dass pflanzliche und tierische Reststoffe zu Gas vergoren werden. Honoriert werde von den meisten Landwirten auch eine Entscheidung, die mittlerweile zehn Jahre zurückliegt. „Seitdem kommen bei uns keine Antibiotika mehr ins Futter.“
Neben Landwirten gehören auch Kraftfutterwerke zu den Abnehmern, die spezielle Vormischungen aus Seitschen in ihren Produkten weiterverarbeiten. Auch der Export gewinnt an Bedeutung. Vor allem in Polen, wo es seit 13 Jahren eine Schwestergesellschaft gibt, sitzen viele Kunden, ebenso in Tschechien, aber auch in der Ukraine. Vor allem dort seien weitere Zuwächse zu erwarten, „und der Trend geht noch weiter nach Osten“, sagt Timmreck.
Um auf diese Entwicklung reagieren und mehr produzieren zu können, hat das Mineralfutterwerk in den zurückliegenden Jahren viel investiert. „Unsere wichtigste Anschaffung war voriges Jahr ein zweiter Mischer“, sagt Zschornack. So können jetzt an einem Arbeitstag bis zu 90 Tonnen gemischt werden. Auch die eingangs erwähnte Dosieranlage wurde 2012 in Betrieb genommen. Sie ersetzt einen Teil der Handarbeit, wodurch sich für die Mitarbeiter auch die Staubbelastung reduziert.
Wo mehr produziert wird, werden auch mehr Rohstoffe gebraucht – und für beides ist mehr Lagerfläche nötig. Deshalb sollen dieses Jahr laut Zschornack noch mal 400 000 Euro ausgegeben werden, unter anderem für eine weitere Lagerhalle. Auch ein Silo auf dem Betriebsgelände, das bisher vermietet war, will Blattin künftig selbst nutzen. Denn die Produkte werden sowohl lose als auch in Big bags genannten Schüttgutbehältern zu je 500 Kilo oder einer Tonne angeboten. Aber auch in Säcken mit zehn oder 25 Kilo sind sie zu haben. Die werden auf Paletten transportiert, das Umhüllen mit Folie übernimmt künftig ein Automat. So verschwindet wieder ein Stück Handarbeit. Trotzdem haben 26 Mitarbeiter bei Blattin ihr Auskommen.