Von Jörg Stock
Die zwei Mädels sind ganz mit sich beschäftigt, gehüllt in Schwarz und Weiß, verlieren sie sich in träumerischem Tanz. Ihre Kleider jedoch sind raffinierte Illusion. Nur Farbe tragen sie auf der Haut, und vielleicht noch ein leises Lüftchen, dass über die lausitzer Landschaft streift.
In diesem Augenblick drückte Dieter Käfer auf den Auslöser seiner Minolta, und jetzt hängt das aparte Rendezvous im Treppenhaus vom Dorfhainer Gemeindeamt. „Bodypainting ist eigentlich das Interessanteste“, sagt der Freitaler Hobbyfotograf. An besagte Gelegenheit erinnert er sich belustigt. „Die Models posierten auf dem Dach von Schwarze Pumpe“, sagt er. Zuerst hatte Käfer Bedenken bei diesem Workshop: Kohlekraftwerk und Akt? „Aber da war alles tipptopp in Ordnung und sauber.“
Luchs vor der Linse
Dieter Käfer, Jahrgang 1958, ist seit Klassenausflugszeiten Hobbyfotograf und hat jetzt die Dorfhainer Galerie im Amt mit etwa dreißig Bildern bestückt. „Es ist ein Querschnitt von dem, was ich übers Jahr so fotografiere“, sagt er bescheiden. Seinem Lieblingsthema, der Model- und Aktfotografie, hat er aber nur sparsamen Platz eingeräumt. Die Wände gehören zumeist der menschenleeren Natur.
So kriegt der gerade sich trollende Winter ein Refugium im Amtsflur. Dick in Schnee verpackte Erzgebirgslandschaft ist zu sehen, ein Zweig, von dem statt Knospen die Eiskristalle sprießen. Winter ist es auch auf Käfers Lieblingsbild, das einen verschneiten Wandererrastplatz am tschechischen Mückentürmchen zeigt. Dem Lenz tut der Autor indes auch genüge, mit Frühblühern in Freitaler Vorgärten und Märzenbechern im Polenztal.
Seinem Jahreslauf gibt der Fotograf auch tierische Gesichter, eingefangen unter anderem im Wildpark Hartmannmühle. So faucht aus einem Winkel gefährlich der Luchs, treudoof guckt die Ziege aus ihrer Futterraufe, neugierig späht der Eichkater vom Ast.
Falls er nicht gerade zu Workshops oder zum Bodypainting fährt, drückt Dieter Käfer eher spontan auf den Auslöser. „Wenn ich unterwegs bin, habe ich immer Kamera und Stativ dabei“, sagt er. Wichtig für ein gutes Foto sei neben dem Motiv vor allem das Licht. Wenn das nicht stimmt, kehrt Käfer auch schon mal zurück an den Ort, der ihn fesselt, oder wartet stundenlang, bis sich die Sonne zeigt.
Glück mit dem Wetter hatte der Fotoamateur bei seinem Aufstieg auf den „Monte Forte“ (3 300 Meter) in den Alpen. Auf dem Gipfel des Giganten erlebte er einen atemberaubenden Sonnenaufgang. Unterm brennenden Horizont steigt, wie aus einem großen Suppenkessel, der Nebel empor. Und der Ausstellungsbesucher darf dabei sein.
Käfer arbeitet auch im digitalen Zeitalter analog, aber nicht aus Überzeugung. „Mir tut einfach das Geld leid“, gesteht er. Und außerdem, so schiebt er scherzhaft nach, könne er sich mit einer superteuren Ausrüstung nicht mehr aufs Fotografieren konzentrieren.
Farbgeschmückte Haut bringt den Freitaler indes nicht aus der Ruhe. Deshalb will er dieses Jahr wieder dabei sein, wenn in Österreich das Festival der Bodypainter steigt. Womöglich fällt die nächste Käfer-Schau nicht ganz so brav aus.