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Die nassen Stiefel platzten vor Kälte

Feuerwehrleute können viel von ihrer gefährlichen Arbeit erzählen. Heute: die Freiwillige Feuerwehr Boxberg.

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Von Jost Schmidtchen

Die Freiwillige Feuerwehr Boxberg braucht auf der Suche nach spektakulären Ereignissen nicht lange in ihrer Chronik zu blättern.

Die Kameraden hatten ihren größten Einsatz, als im Januar 1987 im Kraftwerk Boxberg der Block 13 havarierte. Gunna Sock (44), Gemeindewehrleiter, erinnert sich: „Ich war in der Mittagsstunde auf dem Weg zum Arzt und sah plötzlich eine Riesenrauchwolke über dem Kraftwerk. Kurz darauf ertönten bereits die Sirenen. Mit unserem Tanklöschfahrzeug und dem Mannschaftswagen eilten zunächst 14 Boxberger Feuerwehrleute zum Havarieort. Dort gab es zunächst keine Klarheit darüber, was überhaupt passiert war. Aus den Bezirken Cottbus und Dresden rückte eine Feuerwehr nach der anderen an. Die Koordinierung erfolgte über eine Einsatzleitung. Große Teile des Maschinenhauses waren eingestürzt. Von der Ostseite des Blockes 14 nahmen wir schließlich die Brandbekämpfung auf, außerdem die Suche nach Personen. Vom Kraftwerkspersonal galten zunächst einige Beschäftigte als vermisst, die sich aber alle wieder einfanden. Gelöscht haben wir mit Schaum, der aus Behältern entnommen und zugemischt wurde, das Wasser kam aus dem Hydrantennetz. Infolge der Kälte froren die Schläuche ein und den Kameraden zerplatzten im eisigen Frost die nassen Stiefel unter den Füßen. Es war eine reine Materialschlacht, vom Löschmaterial war hinterher nicht mehr viel brauchbar.

Gegen 16 Uhr war der Brand unter Kontrolle. Im Bereich des havarierten Blockes 13 sah es wüst aus, das Maschinenhaus war in diesem Bereich ein einziger Eispalast. Ich weiß heute noch, wie alle aufatmeten, als sich der letzte Vermisste wieder einfand. Es war ein Riesenfeuer.“

Das letzte Feuer, welches die Freiwillige Feuerwehr Boxberg zu bekämpfen hatte, war der Brand des Drahtseilwerkes am 8. November 1998. Verursacht wurde dieser durch Kinder, die in dem still gelegten und verlassenen Gebäude mit brennenden Papierschnipseln spielten. Viereinhalb Stunden waren insgesamt 48 Feuerwehrleute von verschiedenen Wehren des Umkreises mit zehn Löschfahrzeugen im Einsatz. Doch es gab am Drahtseilwerk nichts mehr zu retten, inzwischen ist die Brandruine abgerissen worden.