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Fremdenverkehr hat jetzt eine Chefin

Fränze-Ulrike Göbel leitet jetzt den Heimatverein Kreischa. Zeit für Privates wird knapp.

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Von Sebastian Martin

Anruf bei der neuen Chefin: Mit ruhiger Stimme begrüßt Fränze-Ulrike Göbel ihren Gesprächspartner. Sie wirkt entspannt. Die erste von ihr geleitete Sitzung des Heimat- und Fremdenverkehrsvereins Kreischa lief anscheinend prima. Viel Rückendeckung habe sie in der vergangenen Woche von den Mitgliedern erhalten, als das Arbeitsprogramm für dieses Jahr besprochen und Aufgaben verteilt wurden, wird sie später sagen.

Vor ein paar Tagen klang die neu gewählte Vorsitzende noch etwas anders am anderen Ende der Telefonleitung. Es wäre besser, wenn wir erst nach der ersten Sitzung nach der Wahl telefonieren würden, sagte die 60-Jährige damals. In dem kurzen Gespräch wirkte sie angespannt und machte sich sogar etwas Sorgen um die Zukunft des Vereins, der sich für den Erhalt des heimatlichen Erbes sowie die Weiterentwicklung des Tourismus in Kreischa einsetzt. Aber wer will es ihr verübeln?

Die Fußstapfen, in die Fränze-Ulrike Göbel tritt, sind groß. Jahrelang hat Günther Schmidt die Geschicke des Heimat- und Fremdenverkehrsverein Kreischa geleitet. Als ehemaliger Bürgermeister ist er perfekt vernetzt, kennt sich bestens aus. Doch aus verschiedenen Gründen wollte er nicht mehr. Ein Grund sei das Alter, sagt der 74-Jährige. Doch als Vorstands- und Ehrenmitglied bleibe er ja dem Verein erhalten. Das hat Günther Schmidt in der vergangenen Woche auch bei der ersten von Fränze-Ulrike Göbel geleiteten Sitzung bekräftigt. Vermutlich klingt sie daher jetzt so entspannt. Wer sich mit Fränze-Ulrike Göbel unterhält, der merkt schnell, dass sie am Heimat- und Fremdenverkehrsverein Kreischa hängt – schon allein, weil ihr Mann, Dr. Wolfgang Göbel, der Gründungsvorsitzende ist. Sie selbst ist ebenfalls seit Anfang an dabei, seit Jahren sitzt sie zudem im Vorstand. Als Stellvertreterin hat sie zuletzt den Verein mitgeprägt. Und außerdem liebe sie ihre zweite Heimat, in die sie vor 20 Jahren gezogen ist, sagt die Lungkwitzerin. Auch deshalb habe sie sich diesmal zur Wahl gestellt und das Amt der Vorsitzenden angenommen.

Apothekerin und vieles mehr

Dabei hat Fränze Ulrike Göbel eigentlich schon genug zu tun. In Dresden leitet sie eine Apotheke. Was sie verschweigt: Sie arbeitet auch als Vorstandsmitglied in der Sächsischen Landesapothekerkammer, die rund 2500 Mitglieder zählt und als Vermittler zwischen Staat und Apotheker fungiert – sicher ein relativ anspruchsvolles Engagement.

Und etwas Zeit für ihre Hobbys soll bestimmt auch noch bleiben. Kunst und Kultur sowie die Natur mit ihrer Pflanzenwelt – dafür interessiert sich die neue Vorsitzende des Heimat- und Fremdenverkehrsvereins Kreischa am meisten, die gern die Wanderschuhe schnürt und an der frischen Luft Energie tankt. „Ich habe einen sehr gut funktionierenden Vorstand an meiner Seite und muss zum Glück ja nicht alles allein machen“, sagt Fränze-Ulrike Göbel. Auch auf die Unterstützung der Klinik Bavaria sowie der Gemeinde kann sie zählen. Das macht sie optimistisch, die Vereinsarbeit in der bisherigen Qualität weiterführen zu können. „Alles, was wir aufgebaut haben, muss unbedingt erhalten bleiben“, sagt sie.

Das heißt: Auch in Zukunft soll die Arbeitsgruppe Vermieter ihre Arbeit fortsetzen und Erfahrungsaustausche organisieren, um die Qualität in den Pensionen in der Gemeinde zu sichern und stärken. Auch die Gästemappe soll fortgeschrieben werden sowie eine neue Informationsbroschüre in diesem Jahr entstehen. Zudem will der Heimat- und Fremdenverkehrsverein Kreischa weiterhin die Wanderwege pflegen und Putzaktionen organisieren, damit das Ortsbild schön aussieht. Und viele Veranstaltungen soll es ebenfalls weiterhin geben – wie die geführten Spaziergänge, die Vorträge in der Klinik oder wie derzeit die Hutausstellung, bei der viele Exponate rund um die ehemalige Hutproduktion in Kreischa gezeigt werden.

Etwas Sorgen bereitet Fränze-Ulrike Göbel der Nachwuchs. Nur wenige der insgesamt 65 Mitglieder sind jünger als 30 Jahre. Wie sie das Problem angehen wird, weiß sie noch nicht. Aber ihr und den anderen Vereinsmitgliedern werde schon etwas einfallen. Erst einmal ist die neue Vorsitzende froh, dass der Wechsel an der Vereinsspitze so gut geklappt habe und sie so viel Vertrauen genieße. Dann muss sie den Hörer wieder auflegen. Der nächste Kunde wartet in ihrer Dresdner Apotheke.