Als Molekularbiologin an der Volkshochschule

Kamenz. Sandra Hübner-Richter ist Rückkehrerin. Gemeinsam mit ihrem Mann lebt sie seit geraumer Zeit wieder in der alten Heimat. Die Beiden haben sich in Kamenz niedergelassen, eine Familie gegründet. Fühlen sich hier wohl. Und haben vor Ort auch Arbeit gefunden. Eigentlich ist die 38-Jährige Molekularbiologin, Schwerpunkt Grundlagenforschung. An der Uni in Halle hat sie studiert und später in Potsdam promoviert. Ihr aktueller Job an der Kamenzer Volkshochschule ist von dieser Branche aber schon etwas entfernt. Doch dass sie sich während des Studiums auch im Projektmanagement umgesehen hatte, brachte ihr Pluspunkte für eine neue Stelle an der VHS, die es hier so bislang noch nicht gab.
Sandra Hübner-Richter kümmert sich seit Oktober 2019 um die politische, ökonomische und ökologische Bildung im Haus. Chef Klaus Helbig ist stolz darauf, dass sich diese Weiterentwicklung ergeben hat. Mit Förderung des Freistaates übrigens. Vorerst ist die Stelle zwar nur auf zwei Jahre konzipiert, doch in dieser Zeit kann man viel erreichen, ist er sich sicher. Und die neue Kollegin hat bereits einige Nägel mit Köpfen gemacht. Zum einen liegt die Organisation der Veranstaltungsreihe "Kontrovers vor Ort" auf ihrem Schreibtisch. Diese läuft schon seit einigen Monaten mit Erfolg - beispielsweise in der Kamenzer Stadtwerkstatt.
Durch die aktuelle Coronavirus-Krise im Land stehen die Veranstaltungen zwar aktuell auf der Kippe. Doch diese wird ja hoffentlich nicht ewig anhalten. Themen wie "Grüne Welle oder was?" "Liegt die Zukunft im Wasserstoff?" oder "Smart City & autonomes Fahren" stehen dabei im Fokus. "Wir holen uns dazu gemeinsam mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung Dozenten ins Boot, die die Veranstaltungen professionell moderieren ", sagt Sandra Hübner-Richter. Das Themenspektrum ist dabei so bunt wie das politische Geschehen selbst. Es reicht vom politischen System des Freistaates über philosophische, ökologische und historische Fragen bis hin zu Themen des aktuellen politischen Geschehens in Sachsen und der Welt.
Gegen den demografischen Wandel
Ein weiterer großer Part ist das viermodulige Angebot der Volkshochschule "Zukunftsfähige Orte selbst gestalten - Weiterbildung zum kommunalen Prozessbegleiter". Was wie ein Wortungetüm klingt, birgt in seinem Kern eine echte Chance für die kleineren Kommunen der Lausitz. Hier gibt es große Herausforderungen in den kommenden Jahren zu bewältigen. Weder der demografisch noch der Klimawandel machen halt vor der Region.
Sandra Hübner-Richter, die selbst ursprünglich aus dem kleinen Brauna stammt, weiß um die Probleme der Landbevölkerung. Es geht dabei um schlechte Vernetzung, das Gefühl, abgehängt zu sein, keine Teilhabe an den großen Entwicklungen des Landes zu haben. Aber sie kennt auch die Vorteile, hier zu leben. "In dem mehrmonatigen Kurs geht es darum, theoretische wie auch praktische Anregungen zu geben, wie man im eigenen Heimatort eine Idee zum erfolgreichen Projekt führen kann", erzählt sie. Und dafür braucht es engagierte Menschen, die schon immer etwas bewirken wollten, es sich aber noch nicht bis zum Ende allein zugetraut haben. "Wir möchten diese Menschen schulen, ihnen Wissen mit auf den Weg geben und das nötige Rüstzeug, erfolgreich Dinge anzugehen", sagt sie.
Viele Gastdozenten sind bereits für die einzelnen Module gebucht. Und auch erste Anmeldungen gibt es. Noch ist es eine einmalige Sache, doch wenn sie Früchte trägt, könnte sie durchaus Schule machen. Der erste Testlauf ist übrigens kostenfrei und für den gesamten Landkreis ausgelegt. "Er ist allerdings nicht für mehrere Leute aus einem Ort gedacht, sondern wirklich nur für jeweils eine Person. Vielmehr geht es darum, dass die Regionen sich im besten Fall miteinander vernetzen und auch voneinander lernen", sagt die 38-Jährige. Wie finde ich kreative Lösungen für etwas? Wie kommuniziert man am besten miteinander? Woher bekomme ich finanzielle Unterstützung? Wie entwirft man einen Flyer? Auch Kooperationen sind für viele Projekte wichtig. Wie kann man sinnvoll miteinander arbeiten? Auch eine so genannte "Lernreise" ist angedacht.
Weiterbildung zum Prozessbegleiter
Damit man das Wissen aus dem Kurs auch gleich sinnvoll anwenden kann, erhält man im ersten Modul schon eine konkrete Aufgabe, die sich durch die Monate zieht. Der ganz persönliche Projektfahrplan soll am Ende im Juni präsentiert werden. "Wir sind sehr gespannt, mit welchen Vorstellungen und Ideen die Teilnehmer zu uns kommen. Noch suchen wir Mitmacher. Maximal 16 Leute können mittun", so Sandra Hübner-Richter.
Eine Art Startgemeinde für die ganze Unternehmung war übrigens Nebelschütz. Hier gibt es bereits sehr viele engagierte Einwohner und einen sehr regen Bürgermeister. Aber vielleicht muss man trotzdem noch über vieles viel mehr miteinander reden? "Wir wollen hier die Veranstaltungsreihe 'Gemeinsam im Ort - Denken-Lernen-Entwickeln-Tun' etablieren", heißt es. Ähnlich einer Zukunftswerkstatt will man sich in regelmäßigen Abständen zu Vorträgen und Diskussionen treffen. Auch hier moderieren professionelle Dozenten das Geschehen. Zehn Termine sind anvisiert. Der erste am 13. März fiel leider bereits dem Coronavirus zum Opfer.
Außerdem wird im Sommer ein Filmprojekt im Nebelschützer Jugendclub starten. An sechs Abenden soll es dabei um das große Thema Nachhaltigkeit gehen.
Infos & Anmeldung: [email protected], Tel: 03578 30902-14
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