Die neue Landarztpraxis

Klipphausen. Herausgerissene Türen, herabhängende Kabel, herumliegende Ziegelsteine: Noch braucht es viel Fantasie, um sich die neuen Räume der Allgemeinarztpraxis von Dr. Christian Burkhardt im Klipphausener Ortsteil Röhrsdorf vorzustellen. Die alte Außenstelle der Gemeindeverwaltung baut der Arzt gerade um. Im Erdgeschoss entsteht die Praxis, in der Etage darüber wird er mit Frau und den beiden Kindern wohnen. Noch ist der 41-Jährige mitten im Abbruch: „Mein Rücken merkt es schon“, sagt er mit einem Lächeln.
Die alte Raumaufteilung muss geändert werden. Wände und Fußböden wurden herausgerissen. Elektrik und Hausanschluss entstehen komplett neu. Und eine Fußbodenheizung soll eingebaut werden. „Superkatastrophen“ – wie beim Hineinreißen in alte Gebäude passieren können – „hatten wir noch keine“, sagt Burkhardt. Wo es möglich ist, soll die Decke der extrem hohen Räume etwas abgehangen werden, um Energie zu sparen. Die Fläche für Praxis, Vorbau und Sanitärbereich betrage am Ende rund 150 Quadratmeter.
In der Praxis sollen fünf Räume entstehen: zwei für die Behandlung sowie jeweils ein Warte- und Anmelderaum. Zudem ist ein Funktionsbereich – Labor/EKG – geplant. Um mehr Fläche zu erhalten, soll der Verbindungsbau um drei Meter nach vorn erweitert werden. Ein Glasbau mit grünem Dach darauf. Zudem wird der Vorplatz etwas angehoben, um ebenerdig in die Praxis zu gelangen. Es wird ein barrierearmer Zugang, barrierefrei sei leider nicht umsetzbar, sagt Burkhardt. 50 Zentimeter, also drei bis vier Stufen, sind innen noch zu überwinden. Trotzdem ist es schon eine große Verbesserung im Vergleich zur Arztpraxis in Naustadt von Dr. Gerhard Barthe, wo Burkhardt derzeit noch arbeitet.
"Praxis hat soziale Bedeutung"
„Es soll eine gute, funktionsfähige Praxis entstehen“, sagt Burkhardt. Dabei werde er auch die besondere, soziale Bedeutung einer Hausarztpraxis auf dem Dorf berücksichtigen. Während in städtischen Arztpraxen die Leute gern separiert im Warteraum sitzen, würden auf dem Dorf zu viele Nischen auf Verwunderung stoßen, erklärt Burkhardt. „Auf dem Dorf ist die Arztpraxis ein Treffpunkt, die Leute freuen sich zu sehen und reden miteinander.“
Während viele Ärzte das Land meiden, gefällt Burkhardt, dass der Patient nicht nur eine Nummer ist. Auch mache er viel mehr Hausbesuche, als in der Stadt üblich sind. Dabei sieht er als Vorteil an, das Umfeld zu kennen und eventuell auf Bedarfe besser eingehen zu können. Auch der Austausch, zum Beispiel zu Pflegedienstleistern, sei ganz anders.
Burkhardt war nach seinem Medizinstudium in Dresden, Spanien und Peru in verschiedenen Bereichen größtenteils in Krankenhäusern tätig. „Die Arbeit dort ist sehr anonymisiert.“ Bevor er 2016 in die Hausarztpraxis von Dr. Barthe nach Naustadt kam, arbeitete er in einer Chirurgischen D-Arzt-Praxis auf Rügen. Das Landarztwesen reizte ihn und „die linkselbischen Täler sind cool“, sagt er. Seit 2018 ist Burkhardt Mitinhaber in Naustadt. Ende des Jahres werde Barthe in Rente gehen.
Derzeit wohnt Christian Burkhardt mit seiner Familie noch in Wildberg. Der Umzug nach Röhrsdorf ist Mitte des Jahres geplant. Am 1. Januar 2021 wollte er eigentlich die neue Praxis eröffnen. Aber Kaufabwicklung, Bauantrag und somit auch der Beginn des Baus hatte länger gedauert als gedacht. Nun peilt Burkhardt den April an. Bedenken, immer „verfügbar zu sein“, weil er im gleichen Haus der Praxis wohnt, hat der 41-Jährige nicht. „Wir haben eine räumlich saubere Trennung.“ Und so freut er sich schon, keinen so langen Arbeitsweg mehr wie bisher zu haben.