Ein Kristallglas, ein Mann mit schulterlangen, braunen Locken und ein Löffel, der die Flüssigkeit im Glas verrührt. Was für ein Drink das ist? Frank Grahl rührt weiter. „Kaffee.“ Er sitzt auf einer Bank vor einer gelben Wand. Ein sonniger Nachmittag, die Dresdner Neustadt, kalten Kaffee trinken sicher viele. Aber er? Hunderte, wohl eher tausende kennen aus Gläsern von Frank Grahl ganz andere Drinks. 18 Jahre lang hat er im Sidedoor Cocktails zubereitet. Mojito oder Moscow Mule, mit Whisky oder Wodka, die Bandbreite an Bier war groß. Vor drei Monaten orderten Gäste dort die letzten Drinks.
„It’s the end of the world“, trällerten sie damals mit. Ob sie wirklich an das Ende glaubten, an jenen letzten Abenden vor dem Corona-Shutdown? „Du konntest erstmal überhaupt nicht einschätzen, was das bedeutet“, sagt Grahl und guckt über die Straße. Bekannte laufen am Café Sankt Pauli vorbei, er grüßt.
„Die Stimmung war skurril, aber nicht mal bedrohlich, sondern auch spannend.“ Im Sankt Pauli, das Grahl wie das Sidedoor mit Partner Dirk Vogel gegründet hat, gabeln Menschen jetzt wieder Essen von dekorierten Tellern. Das Sidedoor ist verschwunden.