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Die Oberlausitz als Sonderfall

Aus Anlass des 100. Todestages des bedeutendsten Oberlausitzer Landeshistorikers Hermann Knothe veranstaltet der Kamenzer Geschichtsverein in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Stadt Kamenz heute und morgen ein internationales wissenschaftliches Symposium.

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Von Danny Weber

Aus Anlass des 100. Todestages des bedeutendsten Oberlausitzer Landeshistorikers Hermann Knothe veranstaltet der Kamenzer Geschichtsverein in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Stadt Kamenz heute und morgen ein internationales wissenschaftliches Symposium. Etwa 70 Teilnehmer aus ganz Deutschland, Tschechien und Polen finden sich dazu in der Lessingstadt ein.

Im Mittelpunkt der Tagung steht das Werk von Knothe und seine Bedeutung für die Vergangenheit und Gegenwart. Diese intensive Beschäftigung mit der Geschichte der Oberlausitz ist deshalb so wichtig, weil diese in mehrerer Beziehung einen Sonderfall in der Verfassungs- und Rechtsgeschichte darstellt. Abgesehen vom 11. Jahrhundert hat niemals im Laufe der Jahrhunderte der jeweilige Landesherr (Brandenburger, Böhmen und Sachsen) direkt im Land residiert. Dadurch war es den führenden Gruppen des Landes – der Adel und das Bürgertum der Sechsstädte – möglich, eine relativ eigenständige Politik zu betreiben und das Land selbstständig zu verwalten.

Diese Form der Herrschaftsausübung wurde durch die Geschichtswissenschaft als Ständerepublik charakterisiert. Im gesamten Alten Reich stellte das Markgrafentum Oberlausitz damit eine Ausnahme dar, dessen Entwicklung wenn überhaupt - in Ansätzen - mit der Entwicklung der Schweiz bzw. der niederländischen Generalstaaten vergleichbar war. Erst durch die Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Oberlausitz fester in den sächsischen Staatsverband eingebunden und verlor zum größten Teil ihre Selbstständigkeit.

Ausgehend von den sehr umfangreichen und in ihrer Tiefe bis heute unerreichten Arbeiten Knothes soll deshalb nach neuen Wegen und Ansätzen für eine moderne Landesgeschichte gesucht werden. Das Tagungsprogramm beinhaltet daher Beiträge, die sich zum einen auf das Knothe’sche Werk beziehen und zum anderen die Brücke in die Gegenwart schlagen. Erwartet werden deutliche Impulse für die künftige nationale und internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Landesgeschichtsschreibung. Die Teilnahme tschechischer und polnischer Historiker ist sehr erfreulich, da die Forschung zur Geschichte der Oberlausitz nur in Zusammenarbeit mit ihnen denkbar ist.