SZ +
Merken

Die Oberlausitz teilt sich digitale Medien

Die elektronische Bibliothek für die Region startete gestern offiziell in Hoyerswerda.

Teilen
Folgen

Von Anja Wallner

Hoyerswerda. Der Görlitzer Landrat Bernd Lange wählte per Mausklick am Computer ein Hörbuch von Otfried Preußler. Sein Bautzener Kollege Michael Harig ein E-Book, einen Kriminalroman. Die Medien wanderten in den auf dem Bildschirm angezeigten Ausleihkorb und standen wenige Klicks später zum Herunterladen bereit. Die beiden Landräte eröffneten gestern, am Welttag des Buches, in der Brigitte-Reimann-Stadtbibliothek die „Onleihe Oberlausitz“. Dahinter verbirgt sich ein Zusammenschluss von zwölf Oberlausitzer Bibliotheken – darunter die Stadtbibliothek –, die gemeinsam elektronische Bücher, Magazine, Filme und Hörbücher verleihen, gewissermaßen eine gemeinsame digitale Bibliothek unterhalten. Die Hoyerswerdaer Zoo, Kultur und Bildung gGmbH (ZooKultur) und das Büro be2pro um Matthias Barthel haben das Onleihe-Projekt innerhalb des Kulturraumes Oberlausitz-Niederschlesien organisiert und umgesetzt.

Offizieller Start für alle Nutzer ist heute. Jeder, der einen Ausweis für die Verbund-Bibliotheken (und eine möglichst schnelle Internetverbindung) hat, kann rund um die Uhr von jedem Ort der Welt aus dem derzeit 3 000 Medien umfassenden Online-Bestand wählen und das Gewünschte für eine gewisse Zeit auf seinen Computer, E-Reader, sein Tablet oder Smartphone laden, in einigen Fällen sogar kopieren oder ausdrucken. „Wer aus Hoyerswerda wegziehen muss, braucht also nicht seinen Bibliotheksausweis abgeben“, sagte ZooKultur-Chefin Carmen Lötsch. Abgegolten ist die E-Book-Nutzung mit der jährlichen Bibliotheksgebühr.

In der Hoyerswerdaer Stadtbibo ist Mitarbeiterin Heidelinde Stoermer die Onleihe-Expertin, die Nutzern gern die Funktionsweise des Online-Portals erklärt und beim Stöbern im virtuellen Bücherregal behilflich ist. Die Stadtbibliothek hat dafür eigens zwei E-Book-Reader angeschafft. Auch über Onleihe-Schulungen für die Bibo-Mitglieder wird nachgedacht, so Carmen Lötsch. Landrat Michael Harig zählt die Bibliotheken zu den wichtigsten Einrichtungen in den Kommunen: „Denn nur kulturvolle Menschen können erfolgreich wirtschaften!“, sagte er in seiner Rede. Bernd Lange nannte das E-Book „eine ergänzende Geschichte“. Das Buch sei nicht ablösbar. Jedoch könne man durch die Onleihe vielleicht die Gruppe begeistern, die den Bibliotheken verloren gegangen ist; vor allem könne man sicher die Jugend damit erreichen.

Das Zurückgeben des Geliehenen kann der Nutzer übrigens nicht vergessen – und somit läuft er auch nicht Gefahr, Verzugsgebühren zahlen zu müssen: Sobald die Ausleihzeit abgelaufen ist, erlischt die Lizenz auf dem jeweiligen Lesegerät. Verlängern ist nicht möglich, nur Neuausleihe. Carmen Lötsch verglich die Onleihe gestern mit dem Teilauto-Prinzip: „Man nutzt Dinge und gibt sie wieder ab, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.“

Die Onleihe ist auf das Windows-System ausgelegt. Andere Betriebssysteme funktionieren aber auch. Welche Software für die Nutzung benötigt wird, steht auf der Startseite des Portals. Eine kostenfreie Onleihe-App ist ab heute in den entsprechenden Stores verfügbar.

www.onleihe-oberlausitz.de