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Die Ostrale erobert Striesen

Die ersten Kunstwerke stehen schon. Die Schau gibt einen einmaligen Einblick in die alte f6-Fabrik.

Von Juliane Richter
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Die französische Künstlerin Laure Boulay baut einen fünf Meter hohen Turm im Ostrale-Außengelände auf. 2.200 Fleischerhaken machen es bald komplett.
Die französische Künstlerin Laure Boulay baut einen fünf Meter hohen Turm im Ostrale-Außengelände auf. 2.200 Fleischerhaken machen es bald komplett. © Sven Ellger

Da ist er wieder, dieser morbide Charme, der die Ostrale ausmacht. Nur, dass es dieses Mal nicht die Futterställe des Ostrageheges, sondern Teile der alten f6-Fabrik an der Schandauer Straße sind, durch die die Besucher bald wandeln werden. Während die ersten dezentralen, kleineren Standorte in der vergangenen Woche bereits eröffnet wurden, folgt die große Eröffnung in der ehemaligen Fabrik am 3. Juli. Dort bietet die Raumarchitektur einen spannenden Mix aus kleinen, mit Teppichboden ausgelegten ehemaligen Bürozimmern, weitläufigen Fabrikräumen und dunklen Kellergängen.

Der Besitzer USD Immobilien, der die Fabrik zu einem Wohngebäude sanieren will, gewährt der Ostrale einen einmaligen Unterschlupf. Die Entscheidung für Striesen ist erst im April gefallen. Bis dahin war geplant, die Ausstellung für zeitgenössische Kunst in der Halle 1 der Messe zu zeigen. „Aber die Halle 1 ist wie ein riesengroßer leerer Schuhkarton. Wir hätten dort mit großem Aufwand Wände und Räume einbauen müssen, um die Kunstwerke präsentieren zu können“, sagt Ostrale-Sprecher Tobias Blaurock. In der Fabrik geht das bewährte Ostrale-Konzept besser auf. Hier und da werden mit Sperrholzwänden künstliche, schwarze Tunnel geschaffen oder Fenster abgedunkelt, um optimale Bedingungen für die vielen Videopräsentationen zu schaffen. Aber große Eingriffe in die Bausubstanz sind nicht nötig. Nur beim Thema Brandschutz musste die Ostrale bisher etwa 50.000 Euro investieren, damit am Ende 1.000 Besucher gleichzeitig durch die verschiedenen Etagen gehen können.

Auch das „Werk 1“ von Franz Ehrenberg hat schon einen Platz.
Auch das „Werk 1“ von Franz Ehrenberg hat schon einen Platz. © Sven Ellger

Geplant sind drei Rundgänge: Einer für den Kellerbereich, einer für das zweite und einer für das dritte Obergeschoss. In dem verwinkelten Komplex kann man schnell die Orientierung verlieren. Deshalb werden zahlreiche Hinweisschilder sowie Streifen auf dem Fußboden, die zum Blindenleitsystem gehören, angebracht. Doch zunächst müssen die 250 Kunstwerke positioniert werden. Eine Woche lang hatte sich Ostrale-Direktorin Andrea Hilger mit einer Kollegin in dem Gebäude quasi eingeschlossen, um den besten Platz für jedes Gemälde, jede Plastik und sämtliche Installationen zu finden.

Techniker Paul Michel wird es ob des näherrückenden Eröffnungstermins schon etwas bange. Aber bisher hat es immer geklappt. „Wir haben auch schon mal die letzten Schrauben reingedreht, als die Leute schon in die Ausstellung strömten“, sagt er. 30.000 Besucher kamen vergangenes Jahr zur Ostrale. Sprecher Tobias Blaurock sieht Potenzial, diesen Wert erneut zu knacken. Gerade, weil die Schau mit dem Standort in Striesen mitten im Bewusstsein vieler Menschen ist, die dort leben oder die die Schandauer Straße entlangfahren.

„Nike“ besteht aus Leiterplatten. Die großen Flügel fehlen noch.
„Nike“ besteht aus Leiterplatten. Die großen Flügel fehlen noch. © Sven Ellger

Seit Freitag weist neben den typischen roten Ostrale-Bänken auch ein fünf Meter hohes Kunstwerk der Französin Laure Boulay auf dem Außengelände direkt an der Straße auf die Schau hin. Der sich nach oben spiralförmig verjüngende Metallturm reflektiert das Sonnenlicht und sticht deutlich aus dem etwas verwilderten Garten heraus. Ein weiteres, noch höheres Objekt soll draußen noch folgen. Einen spannenden Anblick dürften auch Kunstwerke in den beiden Lichthöfen des Gebäudes bieten. Interessante Ausblicke gibt es aus den oberen Etagen der seit Jahresbeginn leerstehenden Fabrik: Zu den Technischen Sammlungen, nach Striesen hinein, auf den Elbhang und den Fernsehturm.

Mehr Informationen zum Programm finden Sie hier.