Von Tobias Winzer
Bei der Sanierung der St.-Pauli-Ruine im Zentrum des Hechtviertels ist eine weitere wichtige Etappe geschafft. Nachdem das neue Glasdach bereits Ende Dezember den Kirchenraum überspannte, sind nun auch die fünf großen Seitenfenster verglast.
„Wir sind jetzt im Endstadium der Sanierung“, sagte Baubürgermeister Jörn Marx (CDU) gestern bei einem Rundgang. Am 27.April sollen die rund 2,6Millionen Euro teuren Arbeiten beendet sein. Im Mai startet dann der reguläre Spielbetrieb des Theatervereins St. Pauli. Der Bau soll außerdem von der Kirche, von anderen Vereinen und für Privatfeiern genutzt werden. Erste Veranstaltung in der überdachten Ruine wird eine Feier zum 20.Jubiläum der Stesad am 9.Mai. Die Stadtentwicklungstochter saniert den Kirchenbau im Auftrag der Stadt.
Bis die ersten Theaterbesucher die St.-Pauli-Ruine betreten dürfen, ist aber noch einiges zu tun. In den kommenden Wochen werden zunächst die restlichen Fenster im Kirchenturm eingesetzt. „Damit werden wir wohl Ende Februar fertig sein“, sagte Steffen Jäckel von der Stesad. Parallel dazu haben gerade die Arbeiten an den beiden Emporen begonnen. Sie werden in rund vier Metern Höhe an den Seitenwänden des Kirchenschiffs befestigt. Die Balkone, auf denen unter anderem die Lichttechnik für den Theaterbetrieb installiert wird, werden mit Stahlträgern im Mauerwerk verankert.
Außerdem sind die Bauarbeiter gerade im Keller tätig. Dort wird in den nächsten Wochen die neue Lüftungsanlage eingebaut. Da die Kirchenfenster aus Lärmschutzgründen während der Veranstaltungen geschlossen werden, soll sie für Frischluftzufuhr sorgen. Die Luft wird dafür von außen angesaugt und in die Kirche geblasen.
Rundfenster nicht zu retten
Unterdessen wird es jetzt so richtig deutlich, wie dringend die Sanierungsarbeiten waren. Die Kirche mit Baujahr 1891 war durch Luftangriffe 1945 stark beschädigt worden. Danach wurde sie nur notdürftig instand gehalten. So seien während der Bauarbeiten einige Treppenstufen im Kirchturm abgebrochen, sagte Steffen Jäckel von der Stesad. Sie konnten aber repariert werden. Auch die Stufen vor dem Hauptportal waren in kritischem Zustand. Für sie musste ein neues Fundament gegossen werden. Das verzierte Rundfenster über dem Haupteingang, ein Wahrzeichen der Ruine, war hingegen nicht mehr zu retten. „Als es die Bauarbeiter untersucht haben, sind die Einzelteile komplett runtergeflogen“, so Jäckel. Bis April wird es durch eine Stahl-Glas-Konstruktion ersetzt. Das alte Rundfenster soll damit nachempfunden werden.
Anders als geplant, wird im Kirchturm erst einmal keine Glocke erklingen. Die evangelische Kirche musste sie vor fünf Jahren aus Sicherheitsgründen abnehmen. Die Glocke steht seitdem vor dem Gemeindehaus in der benachbarten Fichtenstraße. Für einen neuen Glockenstuhl und die Aufhängung der Glocke wollte die Kirche 16000Euro ausgeben. Nach Angaben der Stesad scheiterte das Projekt aber wegen Geldmangels.