Die Pläne der Dippser KWG

Die Mieter der Kommunalen Wohnungsgesellschaft Dippoldiswalde (KWG) mbH können derzeit nur über das Telefon in Kontakt mit Geschäftsführer Thomas Bochmann treten. „Wegen der Corona-Beschränkungen halten wir derzeit unser Büro geschlossen“, sagt er. Das ist eine der Beeinträchtigungen, die der Großvermieter mit insgesamt 789 Wohnungen in Dippoldiswalde, Obercarsdorf, Glashütte und Zinnwald durch Corona spürt.
Es hat dieses Jahr auch länger gedauert, bis der Aufsichtsrat den Wirtschaftsplan für die Wohnungsgesellschaft beschließen konnte. Das Gremium, dem der Glashütter Bürgermeister Markus Dreßler (CDU) vorsitzt, durfte nicht zusammenkommen. Also haben die Mitglieder dem Papier einzeln zugestimmt. Das hat sich bis Ende April hingezogen.
Wirtschaftliche Einschnitte hat die KWG durch Corona bisher nicht gehabt. Die Wohnungsmieten sind im April eingegangen wie immer. „Wenn ein Wohnungsmieter wegen Kurzarbeit in Schwierigkeiten kommt, ist es wichtig, dass er sich vorher meldet. Dann finden wir eine Lösung“, sagt der Vermieter. Bochmann ist auch froh, dass die Friseure ab Mai wieder öffnen können. Zwei Salons, einer in Dippoldiswalde und einer in Glashütte, haben ihre Räume von der KWG gemietet.
Bei Neuvermietungen beobachtet er aber Probleme. Erstens haben Umzugswillige Schwierigkeiten, den Wohnungswechsel zu organisieren. Einfach privat ein paar Helfer zusammenzutrommeln, wie es unter jungen Leuten üblich ist, geht derzeit nicht. Und die Umzugsfirmen sind ausgelastet. Das ist es nicht einfach, einen Termin zu bekommen. Die Nachfrage nach Wohnungen ist zurückgegangen. „Und jetzt kündigen auch nur die ihre Wohnung, die den Wechsel nicht aufschieben können“, beobachtet der Vermieter. In der jetzigen Zeit ist also weniger Bewegung auf dem Mietmarkt.
Dipps ist gut ausgelastet, in Zinnwald bleibt der Abbruch
Die Wohnungen der KWG sind unterschiedlich ausgelastet. In Dippoldiswalde hat das Unternehmen 5,2 Prozent Leerstand zu verzeichnen. Damit ist Bochmann zufrieden. „Alles unter zehn Prozent ist ein guter Wert“, sagt er. Ein gewisser Leerstand von zwei, drei Prozent sollte sein, weil sonst ja niemand mehr eine Chance auf eine neue Wohnung hat. Und oft klappt auch ein Umzug nicht so, dass heute die alten Mieter aus- und morgen die neuen einziehen. Es bleibt also eine kurze Leerstandsphase.
In Glashütte liegt der Wert bei 15 Prozent. Da ist aber eine besondere Situation zu verzeichnen, weil die KWG gerade dabei ist, den Wohnblock in der Prießnitztalstraße 4 leerzuziehen. Neun Wohnungen sind schon geräumt. Der Rest dürfte bis Ende dieses Jahres auch leerstehen. Bis dahin soll auch die Entscheidung fallen, was aus dem Haus werden soll. Es hat zwar Balkons, aber heute noch die Ofenheizung, die zu DDR-Zeiten eingebaut worden ist. Ein Architekt untersucht momentan, was aus dem Gebäude werden kann. Die Alternativen sind, es stehen zu lassen und zu sanieren, oder es abzureißen und von Grund auf neu zu bauen.

Es gibt ja den Gedanken, hier ein Wohn- und Geschäftshaus zu errichten. Derzeit ist die Städtebaugesellschaft Steg dabei, die Einzelhandelsunternehmen von Rewe bis Netto abzufragen, ob sie Interesse hätten, an dieser Stelle einen Markt zu betreiben, informierte Glashüttes Bürgermeister Markus Dreßler. Allerdings geht er davon aus, dass dabei auch ein Investor mitmachen müsste.
Den höchsten Leerstand hat die KWG in ihren Zinnwalder Häusern. Hier liegt die Quote bei 40 Prozent. Das ist der geschichtlichen Entwicklung geschuldet. Die Häuser wurden gebaut, als Zinnwald noch ein internationaler Grenzübergang war, über den die Europastraße 55 führte. Damals hatten dort Zöllner. Grenzpolizisten oder die Angestellten von Speditionen rund um die Uhr Arbeit und wohnten auch vor Ort. Der Grenzübergang ist als Arbeitgeber weggefallen, also sind auch viele Mieter ausgezogen. Hier zielen die Pläne der Wohnungsgesellschaft darauf, Häuser abzubrechen. Das ist schon geschehen und bis 2025 soll ein weiteres mit neun Wohnungen weichen.
2021 sind in Glashütte neue Balkone geplant
Im vergangenen Jahr hat die KWG eine gute Million Euro investiert. 575.000 Euro in die neuen Balkons für die Häuser an der Wolframsdorfer Straße in Dippoldiswalde und 483.000 Euro in die sonstige Instandhaltung. Dieses Jahr werden rund 750.000 Euro investiert. In der Wolframsdorfer Straße sind noch Restarbeiten zu erledigen, das Haus am Schulgäßchen in Dippoldiswalde wird für die geplante Vermietung an die Musikschule vorbereitet, in Obercarsdorf werden alte Heizkessel durch effizientere Brennwertkessel ersetzt, dazu kommen noch verschiedene Arbeiten zur Instandhaltung.
Die KWG steht nicht mehr unter der Aufsicht ihrer Banken, wie in den Jahren bis 2018. Sie kann wieder allein entscheiden und auch investieren. „Aber wir können auch nicht aus dem Vollen schöpfen“, sagt Bochmann. 2021 sind wieder neue Balkone geplant, dann an den Häusern in der Hauptstraße in Glashütte. „Balkone sind einfach ein wichtiger Punkt, wenn wir Wohnungen neu vermieten wollen“, sagt der Geschäftsführer. Gerade in den jetzigen Zeiten, wenn die Menschen ihre Wohnungen nicht verlassen dürfen, sind sie eine Möglichkeit, um einmal frische Luft zu schnappen.