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Die Prärie am Rande der Stadt erwacht

Die kleinste Karl-May-Bühne Deutschlands startet in die neue Saison. – Wie es Old Firehand ergeht und was es Neues gibt.

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© Thorsten Eckert

Von Gabriele Naß

Die Mischung ist einmalig: 70 Darsteller und Statisten im Alter von zwei bis 75 Jahren aus Bischofswerda und Umgebung sowie aus Bautzen und Umgebung, neun Pferde, eine Ziege und andere tierische Kunden spielen in Bischofswerda „Old Firehand“. So klein, so jung sind die Kinder-darsteller auf keiner Karl-May-Bühne weltweit. So groß wie hier ist nirgendwo der Altersunterschied der Mitwirkenden. Ob irgendwo der Zusammenhalt größer ist? Das ehrenamtliche Engagement, die Liebe zum Detail? Man überzeuge sich selbst. –  Ein Überblick, womit die kleinste Karl-May-Bühne Deutschlands mit den jüngsten Darstellern 2014 lockt.

Diese Dampflok schnauft in diesem Jahr auf der Waldbühne durchs Bühnenbild. Uwe Glooge Häntschel, der dem Verein seit über zehn Jahren ehrenamtlich hilft, hat ihr über Pfingsten mit angebauten Details und neuer Bemalung den letzten Pfiff einer Westernbahn
Diese Dampflok schnauft in diesem Jahr auf der Waldbühne durchs Bühnenbild. Uwe Glooge Häntschel, der dem Verein seit über zehn Jahren ehrenamtlich hilft, hat ihr über Pfingsten mit angebauten Details und neuer Bemalung den letzten Pfiff einer Westernbahn © Thorsten Eckert

Der Hauptheld der Spiele 2014: Old Firehand vereitelt Komplott

Mit „Old Firehand“ kommt in diesem Jahr „eine in Bischofswerda noch nicht gespielte Story auf die Bühne“, sagt Spielleiter Uwe Hänchen. Fies wird es wie immer bei Karl May und Uwe Hänchen, der das Drehbuch zur Geschichte des Autors schrieb. Tim Finnetey, damit beginnt die Geschichte, erbeutet einen Planwagen voller Felle. Der weiße Jäger Old Firehand entdeckt die Spuren dieses Raubes und wird zu verhindern wissen, dass Finnetey aus dem zu Unrecht Erworbenen Kapital schlägt. Am Ende heiratet Old Firehand Ribanna, die Tochter von Häuptling Tash-sha-tunga, und nicht der Gauner Finnety. Es ist jetzt schon ganz klar, dass die Besetzungen der Figuren bei Kinder- wie Erwachsenenvorstellung zur Handlung passen und die Eigenarten wie das Können der Laiendarsteller fürs Publikum das Salz in der Suppe sind. Das war immer so. Darauf kann man sich auf Bischofswerdas Karl-May-Bühne verlassen. Erstmals spielt diesmal ein Gastschüler aus Frankreich in jeder Vorstellung mit.

Das Gemeinschaftswerk: Modernes Sanitärgebäude geht in Betrieb

Toi Toi & Dixi waren einmal. Zwar haben Tausende Besucher jahrelang die bisherigen sanitären Bedingungen an der Waldbühne verständnisvoll hingenommen, weil der Verein keinen Goldesel hat. Aber die Verantwortlichen wussten um die Probleme. „Ständig mussten wir die mobilen Anlagen schließen, weil das Wasser nicht mehr reichte. Es war eine Havarie nach der anderen zu vermelden“, sagt Uwe Hänchen. Doch jetzt kommt Freude auf. Firmen und Sponsoren, auch Einzelpersonen, haben den Verein Spielgemeinschaft „Gojko Mitic“ unterstützt, sodass ein optisch in die Prärie passendes, aber auch praktisches Sanitärgebäude entstehen konnte. Es wird dem Besucheransturm gerecht und ist barrierefrei, nur trotz aller Hilfe noch nicht zu Ende finanziert. 90 000 Euro kostet der Neubau. 30 000 Euro waren im Juni durch Spenden da. Genauso viel investiert der Verein. Uwe Hänchen: „Die ständig steigenden Zuschauerzahlen haben uns nicht nur zum Bau der Sanitäranlage gezwungen, sondern auch Eintrittsgeld gebracht, das wir jetzt zur Finanzierung einbringen können. Allerdings, wer rechnen kann, sieht, dass wir noch eine Finanzierungslücke haben. Jede Spende hilft uns.“ Genutzt werden soll das Sanitärgebäude jetzt schon, eingeweiht werden wird es aber erst, „wenn wir alle den Bau betreffenden Rechnungen beglichen haben“, heißt es beim Verein. Allein zu den Schulveranstaltungen werden rund 4000 Zuschauer aus ganz Ostsachsen erwartet.

Die große Herausforderung:

2000 Bäume für moderne Toiletten

Die Baugenehmigung für das neue Sanitärgebäude mitten im Stadtwald gab es nur unter Auflagen. Großen Auflagen. Dazu gehört das Pflanzen von 2000 Traubeneichen in der Nähe vom Wohnpark an der Geschwister-Scholl-Straße als Ersatz für den Eingriff im Stadtwald, wo wegen des Neubaus einige alte Kiefern und Fichten weichen mussten. Schüler und Lehrer der kreislichen Schule zur Lernförderung Bischofswerda haben den Vereinsmitgliedern beim Pflanzen geholfen. Das war viel Arbeit. „Aufwendig“, sagt Uwe Hänchen, „ist vor allem die Pflege der Pflanzung. Da kommen wir trotz unserer vielen Mitglieder an Grenzen.“ Nicht alle der 2000 Setzlinge, die im vergangenen Jahr in die Erde kamen, wuchsen an. Im März dieses Jahres gab es eine Nachpflanzaktion, wieder begleitet von Revierförster Kother.

Der Service für Besucher: Von Tickets über Parkplätze bis Busshuttle

Bischofswerdas Bühne mitten im Wald ist reizvoll, aber auch eine Herausforderung an die Organisation. Doch vieles ist eingespielt bzw. dem Bedarf angepasst worden: So gibt es genügend Parkplätze für all jene, die mit dem Auto kommen: am Schmöllner Weg direkt am Zugang zu jener Waldschneise, durch die man nur ein paar Minuten bis zur Bühne läuft. Auch mit dem Rad lässt es sich gut kommen – und besonders für Schiebocker auch mit dem Shuttlebus, der zwischen Südschule, Bahnhof, Stadion und Waldbühne pendelt. Vor Ort gibt es eine Freiluftgaststätte, betrieben von Sensenschmidts Imbiss. Und einen Souvenirstand mit Artikeln passend zu den Karl-May-Spielen, die vorwiegend im Verein entstanden sind. Ganz wichtig: die Tickets. Der Vorverkauf läuft im Spielwarengeschäft „Holzwurm“ in der Kornmarktpassage in Bautzen sowie beim Feinschmecker und im Bürgerbüro des Rathauses in Schiebock. Natürlich auch im Internet.

Die Vorstellungen in der Kinder- (K) und Erwachsenenbesetzung: 6.7., 16 Uhr (K); 6.7., 18 Uhr (E), 7.7., 18 Uhr (K), 11.7., 20 Uhr (E), 12.7., 16 Uhr (K), 18 Uhr (E), 13.7., 16 Uhr (K), 18 Uhr (E), 14.7., 18 Uhr (K), 18.7., 20 Uhr (E), 19.7., 16 Uhr (K), 18 Uhr (E), 20.7., 16 Uhr (K), 18 Uhr (E).

www.karl-may-spiele-bischofswerda.de