Die preisgekrönte Winterkirche

Klipphausen. Mehrmalige Umbauten, fast komplette Zerstörung, notdürftiger Aufbau, Besuch vom damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl Anfang der 90er Jahre – die kleine Dorfkirche im Klipphausener Ortsteil Sora blickt auf eine lange, spannende Geschichte zurück.
Und damit sie auch noch eine lange Zukunft hat, wird nun das Kirchgebäude grundlegend saniert und für eine multifunktionale Nutzung umgebaut. Für dieses ambitionierte Projekt erhielt die Kirchgemeinde Röhrsdorf im März dieses Jahres eine Auszeichnung von der Wüstenrot Stiftung.
Bereits seit 2001 hat Pfarrer Christoph Rechenberg entsprechende Umbaupläne in der Schublade liegen, seit 2017 wird nun gebaut. Neben vielen Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten entsteht ein abgetrennter, beheizbarer etwa 40 Quadratmeter großer Gemeinderaum im hinteren Teil des Kirchgebäudes. Dafür wurde die Orgelempore um rund vier Meter vergrößert. Sie bietet damit auch Platz zum Sitzen um die Orgel, sagt Pfarrer Rechenberg erfreut.
Als Trennwand zum restlichen Kirchenschiff wird eine Glaswand eingebaut. Da die großen – nach dem Krieg zugemauerten – Fenster in der Altarfront wieder geöffnet werden, fällt dann zusätzliches Tageslicht in die Kirche und somit auch in den neuen Gemeinderaum.
„Bisher war es eine Sommerkirche, nutzbar von Mai bis Oktober“, sagt der Pfarrer. „Die Heizung war kaputt, der Putz bröckelte. Alles war kaputt. Es gab nur eine katastrophale Elektrofußheizung“, fasst Rechenberg den extrem schlechten Zustand des Gebäudes zusammen.
Die im Krieg zerstörte Kirche war nur notdürftig saniert. „Um dem Gebäude eine Zukunft zu geben, musste es für eine multifunktionale Nutzung umgebaut werden“, sagt Rechenberg. Also auch im Winter nutzbar sein. Aber auch verschiedene Veranstaltungen wie Kunst- und Fotoausstellungen, Konzerte, Gesprächsabende oder Vorträge sollen künftig dort stattfinden.
Mit dem Projekt hat sich die Kirchgemeinde 2018 beim Wettbewerb der Wüstenrot Stiftung „Land und Leute – Die Kirche in unserem Dorf“ beworben und einen zweiten Preis in Höhe von 5 000 Euro gewonnen. Die Stiftung beschäftigt sich damit, wie mit dem kulturellen Erbe umgegangen werden sollte.
Mit ihren Wettbewerben sollen Projekte gefunden werden, die als wichtige Modellfunktion und Ansporn für andere dienen. Als Impulse zum Nachdenken und zur Nachahmung werden die ausgezeichneten Projekte über eine Wanderausstellung und eine Buchdokumentation vorgestellt. Die Preisverleihung mit Start der Wanderausstellung „Die Kirche in unserem Dorf“ findet am 21. September im Rahmen des Evangelischen Kirchbautages in Erfurt statt.
Noch gleicht die Kirche einer großen Baustelle. Ungewöhnlich wirkt die moderne Stahlkonstruktion mit den Trockenbauwänden des neues Raumes in dem alten Gebäude. Es ist nur zu erahnen, was schon alles geschafft wurde. So erzählt Rechenberg von Tausenden von Schubkarren mit Schutt, die rund 20 Gemeindemitglieder herausgefahren haben. „So ein Projekt kann man nicht machen, wenn nicht das Dorf mitzieht“, sagt er.
Doch die steigenden Baukosten machen auch der Kirchgemeinde zu schaffen, wobei Pfarrer Rechenberg keine Summen nennen möchte. Fakt ist, dass nur dank der Hilfe von Ehrenamtlichen der Bau zu schaffen ist. Wann mit der Fertigstellung zu rechnen ist, das vermag der Pfarrer nicht zu sagen.
Finanziert wird der Umbau von der Landeskirche Sachsen, die sich auf den Erhalt der Kirchgebäude konzentriere, sagt Rechenberg. Andere Kirchen-Immobilien, die nicht unbedingt gebraucht werden, sollen verkauft werden. So passt der Umbau der Soraer Kirche mit integriertem Gemeinderaum in das Gebäudekonzept der Landeskirche. Lediglich der bereits fertige Bau des behindertenarmen Weges zur Kirche und der behindertengerechten Toilette wurde mit Geldern des Landratsamtes gefördert.