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Die Puhdys und ihre größten Fans

Etwa 6 000 stürmten die Hutbergbühne. Und für manche begann das Abenteuer schon gegen Mittag auf dem Markt.

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© Daniel Schäfer

Von Toni Börner

Die Puhdys zu Pfingsten auf der Kamenzer Hutbergbühne – das ist kein normales Konzert, das ist eine Institution. Bereits zum 27. Mal trat die DDR-Kultband auf dem Hutberg auf und verzückte erneut tausende Fans aus nah und fern. Etwa 6 000 Männer, Frauen und Kinder waren gekommen. Darunter ganz besondere Fans. Die SZ hat sie begleitet:

Der Fanclub um Frank Großmann aus Rauschwitz (m.) traf sich auf dem Markt, um in Erinnerungen zu schwelgen. Bernd Goldammer (r.) gab seine Erlebnisse mit den ersten Puhdys-Konzerten in Kamenz zum Besten. Das Highlight auf dem Hutberg ließ man sich natürli
Der Fanclub um Frank Großmann aus Rauschwitz (m.) traf sich auf dem Markt, um in Erinnerungen zu schwelgen. Bernd Goldammer (r.) gab seine Erlebnisse mit den ersten Puhdys-Konzerten in Kamenz zum Besten. Das Highlight auf dem Hutberg ließ man sich natürli © TONI BOERNER

Auf dem Kamenzer Markt wird das traditionelle Pfingstkonzert der Puhdys bereits Sonnabendmittag eingeleitet. Während vom Hutberg herunter die ersten Töne vom Soundcheck zu vernehmen sind, trifft sich der Puhdys-Fanclub im Stadtzentrum. Frank Großmann aus Rauschwitz hat dabei mit für das Programm gesorgt. Die Gruppe von knapp 20 Fans folgt zunächst den Erinnerungen von Bernd Goldammer, welcher 1984 mit daran beteiligt war, dass die Puhdys erstmals auf dem Hutberg spielten. Schon damals war die Band Kult, und heute ist sie es umso mehr.

Die Musiker um Dieter „Maschine“ Birr waren sogar schon im jahr 1977 in der Lessingstadt. „Damals gab es hier Filmaufnahmen zum Song Ikarus. Da ist Maschine eben als Ikarus verkleidet vom Balkon am Klostertor gesprungen“, erinnert sich Großmann. „Ich bin damals von zu Hause ausgebüchst, um mir das hier anzusehen.“ Heute führt der kurze Fußmarsch die Fangruppe zu eben jenem Balkon. Doch eigentlich ist die Zeit viel zu knapp für alle Geschichten. Sowohl Großmann als Fan erster Stunde als auch Goldammer, welcher viele Jahre für die Hutbergbühne gekämpft hat, hätten einiges mehr zu erzählen. Doch die Zeit drängt. Mit dem Elsterexpress soll es ins Gasthaus „Eisenbahn“ in Wiesa auf einen Kaffee gehen, dort wird weiter erzählt. Aber lange hält es die Puhdys-Fans nicht im Lokal – um 18 Uhr öffnen die Tore zur Hutbergbühne, und da muss man ganz vorn stehen, wenn man auch ganz vorn an der Bühne abfeiern will.

Genau dort trifft man die Fangruppe kurz vor Konzertbeginn wieder. Alle halten sich in der ersten Reihe und warten gespannt auf den Auftritt der Kultrocker. Doch den Beginn macht „Hans die Geige“. Über 40 Jahre steht Hans Wintoch, wie der Künstler mit bürgerlichem Namen heißt, schon auf der Bühne. Er hat in jener Zeit mehr als 4 200 Konzerte gegeben. Noch heute spielt der 58-Jährige rund 80 Mal im Jahr auf. So auch am Samstag als „Puhdys-Vorband“. Mit seinen rockigen Geigenrhythmen sorgt er für die richtige Stimmung, bevor gegen 21 Uhr der Haupt-Act auf die Bühne kommt. Ganz pünktlich.

Die Puhdys. Unglaubliche 31 Alben haben sie herausgebracht, seitdem die Band am 19. November 1969 in Freiberg zum ersten Mal unter diesem Namen aufgetreten ist. „Die Texte von damals gelten heute vermutlich mehr denn je, haben nichts an ihrem Reiz und an ihrer Brisanz verloren“, sagt Großmann. „Es ist Musik für Generationen.“ Und tatsächlich: Vom Kinderwagen bis zum Rentner ist jede Altersgruppe vertreten. Aber nicht nur im weiten Rund, sondern auch auf der Bühne. Denn Maschine und Peter „Eingehängt“ Meyer haben ihren Nachwuchs mit dabei. Andy Birr, Sohn des Puhdys-Sängers, und Hendrik Röder, Sohn des Keyboarders, spielen in der Band Bell, Book & Candle („Rescue Me“) zusammen. Auf dem Hutberg unterstützt der Nachwuchs die Eltern musikalisch. Besonders beeindrucken dabei Vater Klaus Scharfschwerdt und Sohn Nick, beide Schlagzeuger. Sie legen ein gemeinsames Schlagzeugsolo hin, der Sohn fährt mit einem mobilen Schlagzeug unter der Rampe des Vaters heraus. Es folgt eine rhythmische Meisterleistung.

Gespielt wird querbeet aus der 44-jährigen Bandgeschichte, und den krönenden Abschluss bildet natürlich der Kamenz-Song, welchen die Puhdys extra zum 20. Tag der Sachsen vor zwei Jahren komponiert hatten. Eine schöne Geste an die Stadt, deren Liebe zu den Puhdys sich bereits wie ein rotes Band durch die Geschichte der Band zieht.

„Es war ein wirklich emotionaler Abend“, fasst Puhdys-Fan Großmann noch in der Nacht zusammen. „Das Konzert ging länger als sonst.“ Manchmal hätten die Musiker erst später nach 21 Uhr angefangen, und manchmal nur 45 Minuten Zugabe gegeben. Dieses Mal ging es bis 23.35 Uhr voll zur Sache. „Ich denke, die Musiker hat auch wieder das Kamenzer Publikum besonders motiviert. Es war wirklich geil.“ Bemerkenswert war für die Fangruppe um Großmann auch die Erneuerung des Programms gewesen. „Erst einmal war der gesamte Bühnenaufbau umgekrempelt, und auch die Zusammenstellung der Songs war anders“, weiß der Puhdys-Kenner. „Sie haben es wieder erstklassig verstanden, altbekannte Hits mit den neuen Titeln der neuen CD zu kombinieren. Schön war auch, dass die Songs Erinnerung und Melanie wieder mit im Programm waren. Das hat es schon lange nicht mehr gegeben.“ Großmann fielen dabei sogar ein paar kleine Text-Wackler und Unsicherheiten auf. „Aber die Lieder waren extrem lange nicht dabei, da kann man das schon verzeihen. Außerdem haben sie es auch gut und souverän überspielt“, so Großmann. „Rundum war es wieder eine feine Sache.“ Für ihn und die anderen Rockfans heißt es schon jetzt: Auf ein Neues!