Von Heike Sabel
Matthias Unger sitzt bei den Hohwald-Musikanten auf der Bühne in der hinteren Reihe. Von hier schaute er am Sonnabendnachmittag auf eine Kulturscheune, in der kein Platz mehr frei war. Langsam legte sich seine Aufregung. Die Müdigkeit wird ihm heute noch in den Knochen stecken. Seiner Frau Maria auch. „Wenn man mit so einem Mann verheiratet ist…“, sagt sie.
Seit Freitag früh war der Organisator von „Hohwald macht Musik“ auf den Beinen und wird es auch heute noch einmal sein. So wie viele Helfer. Die Sportfrauen zum Beispiel hatten an die 50 Kuchen gebacken und an die 500 Schnittchen geschmiert. Sechs große Kaffeemaschinen kochten ununterbrochen.
Die Sportlerinnen haben alle Hände voll zu tun. „Inge, dort vorne die haben noch keinen Kaffee“, sagt Monika Erbert. Die jungen Leute von den Jugendclubs Langburkersdorf, Rückersdorf und Oberottendorf helfen beim Servieren. „Darf’s noch was zu trinken sein?“, fragt Franziska Hentzschel vom Oberottendorfer Kellerclub. Die älteren Damen bestellen noch eine Bowle. Die gibt es im Glas vom Bahnhofsfest in Hohwalds Partnergemeinde Meckenbeuren, Wein wird aus dem Plastebecher getrunken. Für die, die ihr eigenes Kaffeegeschirr vergessen haben, gibt’s Plasteersatz.
Die Jugend macht mit
Die Neustädter Senioren singen und schunkeln mit. Eine Sitzbank bricht schon vor Beginn zusammen, schnell werden Stühle geholt. Schnell muss auch Elisabeth Borgwardt geholt werden. Die Elfjährige war noch draußen mit einem Eis in der Hand herumgetollt, als ihre Mutter Conny schon auf der Bühne stand. Und dann lag auch noch das Gesangbuch in Papas Auto. Doch all das macht die musikalischen Hohwalder nur noch sympathischer, und Moderator Christian Kowalow findet dazu immer die richtigen Worte.
Auch die Dynamo-Fans kommen auf ihre Kosten, als er das 1:0 für die Schwarzgelben verkündet und die Dynamo-Fahne schwingt. Die Künstler, die Laien und die Profis fühlen sich ebenso wohl wie das Publikum.
Jana Hohlfeld, die in Langburkersdorf zur Schule ging und inzwischen in Dresden im Chor der Semperoper singt, sagt: „Es ist eine wunderbare Atmosphäre, viele bekannte Gesichter und so gut gefüllte Reihen, da macht es besonderen Spaß.“ Edeltraud Lähner nickt. „Wir können stolz sein auf das alles“, sagt sie. Auch die Gestaltung der Kulturscheune trägt dazu bei. Das Unterrichtsstudio Pirna, das in der ehemaligen Mittelschule Langburkersdorf eine Außenstelle hat, hängte unter anderem Noten- und Notenschlüssel aus Pappe auf und sorgte für die Tischdekoration.
Brunhilde Willkommen ist ein bisschen später gekommen. Sie muss deshalb weit hinten sitzen. Doch das stört sie nicht. „Das ist alles schöne Musik, und dass die Jugend hier auch so mitmacht, gefällt mir.“
Matthias Unger hört das nicht. Aber er spürt es. Die Leute sind zufrieden. Und deshalb wird es nach dem Sonnabendnachmittag, der Veranstaltung am Abend sowie gestern früh wohl in zwei Jahren eine dritte Auflage von „Hohwald macht Musik“ geben.