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Die singende Prinzen-Garde

Neben "Mann im Mond" und "Millionär" brachten der musikalische Hochadel aus Leipzig auch Überraschungsgäste mit nach Dresden.

Von Henry Berndt
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Nach zweieinhalb Stunden auf der Bühne in der Jungen Garde verabschiedeten sich die Prinzen mit der Ballade "Ich schenk dir die Welt" in die Sommernacht und versprachen: "Wir kommen wieder."
Nach zweieinhalb Stunden auf der Bühne in der Jungen Garde verabschiedeten sich die Prinzen mit der Ballade "Ich schenk dir die Welt" in die Sommernacht und versprachen: "Wir kommen wieder." © Matthias Rietschel

Ein bisschen größenwahnsinnig waren sie ja schon immer. Den besten Schlagzeuger der Welt reklamieren die Prinzen für sich, die Fans mit dem besten Musikgeschmack, zwischen auch das beste Orchester im Hintergrund - und schließlich sogar den besten "A-Ton-Spieler" in Person des Ersten Oboisten. 

Wie bereits im vergangenen Jahr in der Semperoper reisten die Leipziger am Freitag emit dem Orchester der Musikalischen Komödie Leipzig an.

© Matthias Rietschel
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Die meisten Besucher einen Prinzen-Konzerts wissen es längst: Wenn der Kammerton A erklingt, dann folgt "Millionär", der immer noch größte aller bekannten Hits. Und die Menge in der gut gefüllten Jungen Garde im Großen Garten zu Dresden singt auch an diesem Freitagabend stimmgewaltig und textsicher mit.

Die Fans bekommen, was sie wollen: Die Klassiker von den ersten vier Alben aus den 90ern: "Mann im Mond", "Schwein sein", "Vergammelte Speisen, "Suleimann", "Küssen verboten". Die jüngste der erfolgreichen Radionummern, "Deutschland", ist inzwischen auch schon 18 Jahre alt. Vom aktuellen "Familienalbum" anno 2015 spielen die Prinzen dagegen nur verschämte zwei Titel - und ernten auch nur lauwarmen Applaus. Ein Teufelskreis, mit dem Band und Fans aber offenbar seit Jahren gleichermaßer gut leben können.

Immerhin passt wieder der Spannungsbogen, wie bei Profis, die seit mehr als 30 Jahren durchs Land touren, nicht anders zu erwarten war. Ein fetziger Beginn, zwischendurch mal ein paar unbekanntere Nummern zum Runterkommen und nach der Pause dann das große Hitfeuerwerk, bis die Stimmen der Zuschauer heiser werden. Auch Sebastian Krumbiegel geht an diesem Abend stimmlich an die Grenze, hält aber tapfer durch. 

Wer die Prinzen samt Orchester bereits im vergangenen Jahr in der Semperoper erlebt hatte, dem werden die Songs und auch die Reihenfolge der Lieder äußerst bekannt vorgekommen sein. Für neue Arrangements fehlte offenbar im engen Tourplan die Zeit. 

Wie schon in der Semperoper 2018 wird sich mancher Besucher von der Symbiose zwischen Klassik und Pop akustisch etwas mehr versprochen haben. Nur bei einzelnen Lieder wie "Blaue Augen" und "Kannst du mich hören?" kommt das Orchester voll zur Geltung.  Letzteres singt Krumbiegel  im eindrucksvollen Duett mit der Sopranistin Lilli Wünscher. Da tobt die Junge Garde vor Begeisterung.

Große Überraschungen gibt es bei Prinzen-Konzerten erfahrungsgemäß eher selten. Das allerdings ist diesmal anders: Erst zaubern die Leipziger das One-Hit-Wonder Fools Garden aus dem Zylinder und singen mit ihnen gemeinsam "Lemon Tree". Als sie später sogar Österreichs Pop-Export Nummer eins Christiana Stürmer auf die Bühne bitten, schauen sich viele im Halbrund ungläubig an. Nach ihrem Song "Millionen Lichter" gibt sie gemeinsam mit den Prinzen noch "Alles nur geklaut" zum Besten.

Mit politischen Statements hielten sich die Herren Krumbiegel, Künzel & Co. diesmal, anders als bei früheren Auftritten, auffällig zurück. Vermutlich hätten sie sonst auch Mühe gehabt, dem Dresdner Publikum angesichts der aktuellen Schlagzeilen nicht arg die Laune zu vermiesen.

Nach zweieinhalb Stunden verabschiedeten sich die Prinzen mit der Ballade "Ich schenk dir die Welt" in die Sommernacht und versprachen: "Wir kommen wieder." Bis jetzt haben sie dieses Versprechen immer gehalten.