Von Franz Herz
Mancher vermisste ein Warnsignal, als im letzten August die Fluten von Weißeritz, Müglitz und all den anderen Flüssen das Osterzgebirge überspülten. General Hans-Peter von Kirchbach stellte in seiner Analyse des Augusthochwassers 2002 deutlich heraus: „Funktionsfähige, auch von der Stromversorgung unabhängige Sirenen sind für einen effizienten Katastrophenschutz unerlässlich.“ Eine Aufgabe, mit der sich viele Gemeinden etwas allein gelassen fühlen. Finanziell hilft ihnen niemand, wenn sie alte Sirenen aufrüsten müssen oder gar völlig neue aufstellen wollen. Rund 160 Sirenen gibt es zurzeit im Weißeritzkreis.
Eine moderne elektronische Sirene, über die auch eine Durchsage an die Einwohner möglich ist, kostet etliche Tausend Euro. Darüber denken aber verschiedene Gemeinden nach. Die Mindestlösung ist eine Nachrüstung der klassischen Motorsirenen mit einem digitalen Empfänger. Dann kann die Rettungsleitstelle unterschiedliche Signale auslösen. Das krankt aber noch daran, dass bisher weder Land noch Bund einen Katastrophenwarnton festgelegt haben. Es reicht auch nicht, wenn die Sirenen diesen Ton heulen, die Menschen müssen ihn kennen. Nach Informationen von Thomas Uslaub, Sprecher des sächsischen Innenministeriums, bewegt sich auf Bundesebene nichts. Er sagt: „Deshalb werden wir demnächst landeseinheitliche Signale empfehlen.“
Wenig Interesse
an Alarm per SMS
Das Landratsamt arbeitet zusammen mit den Gemeinden an einem System zur Warnung und Information der Einwohner im Katastrophenfall. Der Landkreis ist auf die Gemeinden angewiesen, er hat keine eigene Sirenen-Ausstattung. Nächste Woche sollen die Überlegungen der Städte und Gemeinden auf einer Beratung vorgestellt werden. Daraus will die Kreisverwaltung ein Konzept zusammenstellen, das dem Kreistag vorgestellt wird.
In Wilsdruff lief die Abstimmung mit der Feuerwehr, um die Schwerpunkte festzulegen, wo elektronische Sirenen mit Durchsagemöglichkeit aufgestellt werden. Mohorn, Grund, Blankenstein und Helbigsdorf sind dafür ins Auge gefasst, wie Bürgermeister Ralf Rother mitteilte. Sonst setzt die Stadt auf die Information über Lautsprecherwagen, mit denen sie vergangenen August gute Erfahrungen machte, und auf das Informationssystem des Landratsamts über SMS aufs Handy. Derzeit hat Wilsdruff 21 Sirenen.
In Geising war der Abbau der Sirenen eigentlich beschlossene Sache. „Ohne Flut hätten wir das durchgezogen“, sagte Hauptamtsleiter Rainer Fischer. Jetzt bleiben die zwölf Sirenen und werden nächstes Jahr mit digitalen Empfängern ausgerüstet. 2005 und 2006 soll dann je eine elektronische Sirene angeschafft werden.
Die Kreisstadt Dippoldiswalde will ihre 14 Sirenen mit den digitalen Empfängern nachrüsten. Über die Anschaffung einer elektronischen Sirene ist noch nicht entschieden. Zur Information der Einwohner können zwei städtische Fahrzeuge mit Lautsprechern losgeschickt werden.
In Schmiedeberg gab es ein Sirenenkonzept, und die Schwerpunkte, die darin vorgesehen waren, haben sich auch beim August-Hochwasser bestätigt, wie Wehrleiter Thomas Quinger berichtete. Glashütte ließ einen VW der Feuerwehr Glashütte sofort nach der Flut mit Lautsprechern ausrüsten, auch das neue Wehrfahrzeug für Schlottwitz bekommt eine solche Anlage. Insgesamt gibt es in den Kommunen des Landkreises elf derartig ausgerüstete Fahrzeuge.
Eine andere Idee zur Alarmierung stößt aber auf verhaltenes Interesse. Auf der Internet-Seite des Landratsamtes kann sich jeder mit seiner Handy-Nummer anmelden. Im Katastrophenfall würde er dann eine Kurzmitteilung, eine SMS, auf das Mobiltelefon bekommen. Bisher hat das Landratsamt erst knapp 800 Anmeldungen. Dennoch hält Ralf Rother den Weg für gut. Er will in Wilsdruff über die Feuerwehr für diesen Alarmweg noch mehr Werbung machen.