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Die sorbische Literatur steht im Mittelpunkt

Bevor Mirana Mieth von ihrer schönen Bautzener Altstadtwohnung zu ihrer Arbeit im Domowina-Verlag aufbricht, nimmt sie in der Woche ein eher bescheidenes Frühstück mit Kaffee und Knäckebrot zu sich. Deshalb...

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Von Carmen Schumann

Bevor Mirana Mieth von ihrer schönen Bautzener Altstadtwohnung zu ihrer Arbeit im Domowina-Verlag aufbricht, nimmt sie in der Woche ein eher bescheidenes Frühstück mit Kaffee und Knäckebrot zu sich. Deshalb freut sie sich besonders auf die Wochenenden, wenn sie mit ihrem Mann Andreas gemütlich mit frischen Brötchen und allem Drum und Dran frühstücken kann.

Sehr dankbar ist sie ihrem Ehepartner, mit dem sie vor zwei Jahren Silberhochzeit feierte, dass er ihr für das Schreiben schon all die Jahre den Rücken frei hält. Und auch bei ihrem Arbeitgeber findet sie viel Verständnis für diese „Nebenbeschäftigung“, denn sie bekommt jeden Dienstag frei dafür.

Erste Schreibversuche als Kind

Das Schreiben hat die Bautzenerin schon seit der Kindheit geprägt. Was Wunder, schließlich war ihre Mutter Schriftstellerin und ihr Vater Literaturwissenschaftler. „Mein Vater hat mich schon zeitig angehalten, kleine Artikel für die sorbische Kinderzeitschrift Plomjo zu schreiben“, erinnert sich Mirana Mieth. Leider verlor sie ihre Eltern schon mit zwölf Jahren. Die Großeltern kümmerten sich um sie und ihre jüngere Schwester. Bis zu ihrem 16. Lebensjahr schrieb die Sorbin viel, aber mehr für sich. Ihre Berufswahl hatte natürlich mit ihrer Liebe zur Literatur zu tun. Mirana Mieth lernte Bibliotheksfacharbeiterin und absolvierte während ihrer Arbeit in der Stadt- und Kreisbibliothek ein Fernstudium an der Fachschule für Bibliothekare. Nach der Wende begann sie im Domowina-Verlag. Seither begleitet sie die Entstehung eines Buches vom Manuskript über die Fertigstellung bis hin zur Rezension.

Einen wichtigen Teil ihrer Tätigkeit nimmt auch die Vorbereitung der Buchmessen in Leipzig, Prag und Warschau ein. „Der Kontakt mit den sorbischen Autoren hat mich motiviert, selbst wieder mit dem Schreiben anzufangen“, sagt sie. Natürlich sei ihre Mutter, Marja Mlynkowa, ihr Vorbild. Aber ihre Arbeit fortführen wollte sie nie. „Ich wollte meinen eigenen Stil finden“, sagt sie. Dass die Mutter ihre Texte vorlas, habe sie geprägt und den Wunsch geweckt, selbst Schriftstellerin zu werden. „Aber meine Mutter war ein ganz anderes Talent“, sagt Mirana Mieth.

Beim Schreiben interessieren die sorbische Autorin vor allem die Brüche in den Biografien der Menschen, der psychologische Aspekt. „Ich schreibe gerne über Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen“, sagt sie. So handelt ihre jüngste Erzählung „Skoncnje 14“ (Endlich 14) von einem russlanddeutschen Jungen, dessen Liebe zu einem deutschen Mädchen von seiner Clique nicht akzeptiert wird. „Wichtig ist doch, dass man sich traut, zu sich selbst, zu seiner Persönlichkeit zu stehen“, so die Autorin.

Am liebsten auf Sorbisch

Mirana Mieth schreibt am liebsten auf Sorbisch, weil das ihre Muttersprache ist. Das Schreiben in Deutsch habe immer den zweiten Rang eingenommen. Um jedoch einen größeren Leserkreis zu erreichen, sei es unumgänglich, auch in dieser Sprache zu schreiben. Deutschsprachige Texte veröffentlichte sie in den Zeitschriften Signum, Krautgarten sowie in den Anthologien „Schau mal die Sterne“ und „Mein Herrmann Hesse“.

Im Domowina-Verlag veröffentlichte sie bislang neben dem erwähnten Jugendbuch die Bände „Wulet do paradiza“ (Ausflug ins Paradies) und „Sklencane dny“ (Gläserne Tage). Mit ihren Autorenkolleginnen Mirana Zuschke und Roza Domascyna ging sie vor zwei Jahren auf Lesetournee. Seither verbindet sie mit den beiden eine produktive Freundschaft.