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Die Sorgen der Kosmetikerin

Ines Hempel hat ihr Beautystübchen am Roßmarkt wiedereröffnet. Es sind aber nicht nur geringere Einnahmen, die ihr Kopfzerbrechen bereiten.

Von Harald Daßler
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Kosmetikerin Ines Hempel darf nun wieder Hand- und Fußpflegen in ihrem Beautystübchen anbieten, allerdings mit erhöhten Hygieneauflagen. Dazu gehören auch Handschuhe und ein Visier.
Kosmetikerin Ines Hempel darf nun wieder Hand- und Fußpflegen in ihrem Beautystübchen anbieten, allerdings mit erhöhten Hygieneauflagen. Dazu gehören auch Handschuhe und ein Visier. © Claudia Hübschmann

Meißen. Die Zwangspause hat ein Ende: Seit diesem Mittwoch ist Ines Hempels Beautystübchen am Roßmarkt wieder offen. Sieben Wochen lang musste der Kosmetiksalon geschlossen bleiben. Im Jahr 2001 hatte Ines Hempel den Start in die Selbstständigkeit gewagt. Einen großen Kundenstamm aufbauen und gute Umsätze habe sie in den Jahren in ihrem Beautystübchen erzielen können, berichtet sie. Bis zur Corona-Krise.

Kaum etwas ist heute so wie vor dem 19. März, als Ines Hempel ihr Geschäft schließen musste. Natürlich habe sie sich gefreut, dass sie es nun wieder eröffnen kann, sagt die freundliche Kosmetikerin. Aber im Vergleich zu anderen Berufsgruppen und Dienstleistern fühlt sie sich zurückgesetzt. 

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Dass Kosmetiker ihre Dienstleitungen auf Maniküre und Fußpflege beschränken müssen und „gesichtsnahe Behandlungen“, wie das Zupfen von Augenbrauen, Auflegen von Masken oder Massagen im Gesicht behördlich umschrieben wird, derzeit verboten sind, vermag sie einzusehen. Nicht aber, dass ihr seit der Ankündigung aus dem Dresdner Wirtschaftsministerium vom 30. April nur wenige Tage Zeit blieben, um die mit der Wiedereröffnung verbundenen Auflagen umzusetzen – anders als bei den Frisören, beispielsweise.

Ines Hempel nennt Trennwände aus Plexiglas am Behandlungsplatz sowie am Tresen. Gut, dass sich im heimischen Keller Verwendbares dafür fand. Und: „Ohne die handwerkliche Hilfe meines Mannes wäre das nie zu schaffen gewesen“, berichtet Ines Hempel.

Das Visier zum Schutz des Gesichts bei bestimmten Behandlungen hat sie ebenfalls ihrem Mann zu verdanken. Mund-Schutzmasken hat sie sich selbst genäht. Die kann sie abends auswaschen und bügeln.

Sorgen bereiten Ines Hempel die erheblich angestiegenen Preise für Handschuhe und Desinfektionsmittel in ihrem Beautystübchen. Dass Einzelne aus einer Notsituation wie die Corona-Krise ihren Profit ziehen, findet sie schäbig – hier hätte der Staat eingreifen müssen. 

Außerdem braucht Ines Hempel zwischen den einzelnen Behandlungen ihrer Kundinnen mehr Zeit für Desinfektion. Das summiert sich im Verlauf eines Tages auf etwa zwei Kundinnen weniger, die sie behandeln kann, schätzt die Kosmetikerin. Von der Empfehlung aus dem Wirtschaftsministerium, das Geschäft bis 22 Uhr offenzuhalten, hält Ines Hempel nicht allzu viel: „Ich muss auch an meine Gesundheit denken, und ich möchte Zeit für meine Familie haben“.

Wohlfühl-Effekt im Abseits

Zu Ines Hempels Kunden zählen auch zahlreiche Bewohner in zwei Seniorenheimen. Das dort noch geltende Besuchsverbot beschneidet ihr ohnehin eingeschränktes Angebot ein weiteres Mal. Und damit auch Einnahmen und Umsätze. Aber dies alles sind nur die rein wirtschaftlichen Fakten. Viel mehr dürfte ins Gewicht fallen, dass der Wohlfühl-Effekt einer Kosmetik-Behandlung nahezu völlig ins Abseits geraten ist. Die Kundinnen dürfen nur noch einzeln in ihren Salon kommen – sie müssen vor der Tür warten und anstehen. 

Und Schutzhandschuhe aus Gummi in einem Kosmetik-Salon? Das ist mehr als gewöhnungsbedürftig – für Kunden und Kosmetikerin gleichermaßen. Sie kann es niemandem verübeln, wenn erst mal kein Termin im Beautystübchen gebucht wird. Deshalb auch will sie ihre Preise konstant halten. Und sie freut sich natürlich über den Zuspruch und aufmunternde Worte, mit denen sich manche ihrer Kundinnen in den vergangenen Wochen bei ihr gemeldet hatten, wie sie berichtet.

Es ist nicht die erste Katastrophe, die Ines Hempel und ihr Geschäft erleben. In Meißen hat sie die Flutkatastrophen der Jahre 2002 und 2013 überstanden. „Beim Hochwasser hat jeder das Ausmaß gesehen, und man wusste, dass es in ein paar Tagen vorbei ist“, sagt sie. Aber dieses Virus: „Das ist alles nicht sehr greifbar“, umschreibt sie ihre Sorgen.

Natürlich gibt ihr das zu denken. Wie wird´s? Über diese Frage hat Ines Hempel in den vergangenen Wochen sehr viel nachgegrübelt. Immer wieder.

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