Frau Kreutziger, sind Sie schon in Jubiläumsstimmung?
Im Prinzip schon. Als Jubiläumsbeauftragte des SPD-Kreisverbandes befasse ich mich aber auch schon fast zwei Jahre mit dem Geburtstag.
Und wie bekommen Sie Ihre Mitglieder in Feierlaune?
Wir wollen den Geburtstag als einen fröhlichen Anlass feiern. Da werden viele gern mitmachen. Ich denke schon, dass sich die Mitglieder die Veranstaltungen vorgemerkt haben. Wir machen nicht so viel, aber mehr als andere.
Darunter sind Vorträge, Busausflüge, Kinderfeste und vieles mehr. Warum das alles?
Ich denke, es ist wichtig, immer wieder klarzumachen, wie gut wir eigentlich leben. Vieles von dem, was vor 150 Jahren politisches Ziel der jungen Partei war, ist heute ganz selbstverständlich. Wenn man sich einmal vorstellt, dass selbst die Mitgliedschaft in einem Sportverein damals durchaus zu Festungshaft führen konnte, da wird einem erst so richtig bewusst, wie toll wir heute leben können. Und es geht uns dabei nicht nur wirtschaftlich gut.
Der Breslauer Ferdinand Lassalle gründete vor 150 Jahren den ersten Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein als Vorläufer der deutschen SPD. Was verbindet Sie heute noch mit ihm?
Mich persönlich fasziniert Lassalle. Das ist ja eine sehr schillernde Figur. Auf der einen Seite gründet er den Arbeiterverein, auf der anderen Seite stirbt er an den Folgen eines Duells, also einer Form der Auseinandersetzung, die nicht unbedingt mit einem Arbeiterführer in Verbindung gebracht wird. Er war ja fast so umstritten wie unser derzeitiger Kanzlerkandidat. Aber es gab eben immer wieder Persönlichkeiten in der Geschichte der SPD, die von der breiten Masse abwichen und doch Großes geleistet haben. Intelligenz und Engagement kamen bei Lassalle eben zusammen. Und von ihm stammt auch der Satz, dass eine Arbeiterpartei nicht eine Partei aus lauter Arbeitern ist, sondern dort alle mitarbeiten können, die sich für ein gutes Leben bemühen. Und das ist ja gerade in der heutigen Zeit wichtig, wo die klassischen Milieus wie Arbeiterschaft oder Handwerk sich auflösen. Insofern mahnt uns das Jubiläum, auch darüber nachzudenken, wer unsere Zielgruppe ist.
Haben Sie für sich schon eine Antwort gefunden?
Ich denke, dass die SPD ein Ort für alle ist, die in Freiheit sozial füreinander einstehen wollen.
Die SPD in Görlitz hat große Namen hervorgebracht: Paul Taubadel, Otto Buchwitz, Hugo Eberle, Hugo Keller oder Wilhelm Baumgart. Sie kommen in Ihrem Programm gar nicht vor.
Wir haben 2011 bereits eine Ausstellung zum Görlitzer Parteitag erarbeitet, der 1921 in Görlitz stattfand. Dort erinnern wir an unsere große Tradition, und diese Schau wird auch in diesem Jahr überall dabei sein, wo wir sind. Und wir haben uns vorgenommen, in diesem Jahr an Hugo Keller zu erinnern. Seinen Grabstein auf dem Görlitzer Friedhof werden wir herrichten lassen. Aber ein großes Fest zu feiern, wo wir an alle diejenigen erinnern, die Görlitz als Sprungbrett nach Berlin genutzt haben, dafür sehen wir im Moment keinen Anlass. Denn wir können uns mit diesen großen Zeiten der Görlitzer SPD nicht messen, dafür sind wir momentan einfach zu klein.
Ihr größtes Projekt ist das Rote Meer zum Europamarathon. Da wollen Sie ganz öffentlich zeigen, wie wichtig die Sozialdemokratie ist.
Ja. Ursprünglich wollten wir mit 150 Läufern und Unterstützern beim Europamarathon starten. Deswegen haben wir bundesweit zu diesem Ereignis eingeladen. Nun sind wir sicher, dass wir diese Zahl schaffen – und es wahrscheinlich sogar ein paar mehr werden, die in roten Trikots nicht zu übersehen sein werden.
Erhoffen Sie sich durch die Geburtstagsfeiern auch einen Mobilisierungseffekt für die eigenen Mitglieder im wichtigen Wahljahr?
Wenn das so ist, dann wird es ein schöner Nebeneffekt sein. Vordergründig aber geht es nicht darum. In erster Linie wollen wir feiern. (SZ/sb)
Termine auf www.spd-goerlitz.de