Mit seiner Ankündigung, das Spreehotel in ein Asylbewerberheim umwandeln zu wollen, hatte Peter-Kilian Rausch in Bautzen eine Kontroverse ausgelöst. Der Noch-Hotelier steckt mit seinem Vier-Sterne-Haus in wirtschaftlicher Schieflage, den Betrieb einer Flüchtlingsunterkunft sieht er als Ausweg aus seiner finanziellen Misere. Eine Idee, die im Landratsamt gut ankommt, da der Kreis dringend neue Plätze für Asylbewerber benötigt. Um das Vorhaben in die Tat umzusetzen, muss aber aus Sicht der Stadt erst der Bebauungsplan geändert werden. Das dazu nötige Verfahren wird mindestens ein Jahr dauern. Doch so viel Zeit haben weder der Kreis noch der wirtschaftlich angeschlagene Hotelier. Der erhebt jetzt im Interview mit der SZ schwere Vorwürfe gegen die Stadtverwaltung.

Herr Rausch, zum 1. Juli sollten die ersten Flüchtlinge im Hotel einziehen. Daraus wird nichts, weil die baurechtlichen Voraussetzungen fehlen. Hätten Sie das nicht früher bemerken müssen?
Ich habe bereits im Februar ein Gespräch mit Baubürgermeister Peter Hesse geführt. Dort waren die baurechtlichen Voraussetzungen angesprochen worden. Die Stadt sprach von einer Formalie, die sich rasch abhaken ließe. Entsprechend habe ich das auch nicht als großes Hindernis gesehen.
Jetzt ist aber genau das der Knackpunkt, an dem das Vorhaben scheitern könnte. Wie erklären Sie sich das?
Schwer zu sagen. Ich habe die Stadt sehr früh zu meinen Plänen ins Vertrauen gezogen, die Zusammenarbeit funktionierte sehr gut. Bereits im Oktober habe ich Sozialbürgermeister Michael Böhmer von meinen Absichten unterrichtet, der hat den Kontakt zum zuständigen Landratsamt hergestellt. Ich hatte den Eindruck, dass vonseiten des Rathauses mein Vorhaben wohlwollend begleitet wurde. Das war für mich auch die Grundlage, mich auf die entsprechende Ausschreibung des Landratsamtes zum Betrieb der geplanten Flüchtlingsunterkunft in Bautzen zu bewerben.
Die Stadt war also von Anfang an bei Ihren Plänen mit im Boot?
Ich habe Herrn Böhmer über jeden meiner einzelnen Schritte informiert, es gab die besagten Gespräche mit Herrn Hesse. Wir hatten Diskretion vereinbart, weil allen Beteiligten klar war, dass ich wirtschaftlich tot bin, wenn die Absichten zu früh an die Öffentlichkeit gelangen. Jetzt ist die Katze aus dem Sack, aber die Stadtverwaltung lässt mich plötzlich hängen. Da fühlt man sich auf den Arm genommen. Dieses Vorgehen ruiniert mich.
Die Stadt verweist auf die Notwendigkeit, eine rechtssichere Grundlage für den Betrieb des Asylheims zu schaffen, das geht nicht ohne das Verfahren zur Änderung des Bebauungsplans ...
Das hätte man mir auch gleich sagen können. Dann hätte ich mich auch nicht beworben. Das Problem mit dem Bebauungsplan war nie ein Thema, bis plötzlich die Bürgerinitiative gegen das Asylheim mit einem Anwalt auftauchte. Und vor dem knickt die Stadtverwaltung jetzt ein.
Wie angespannt ist jetzt tatsächlich Ihre wirtschaftliche Situation?
In den vergangenen Jahren habe ich vor allem vom Geschäft im Sommer gelebt, mit den Einnahmen kam ich über den Winter. Fast die Hälfte des Umsatzes habe ich mit dem regionalen Geschäft, etwa durch Einmietungen für Hochzeiten und Geburtstage gemacht. Diese Buchungen fehlen mir jetzt. Ich kann die Leute verstehen, angesichts der Diskussion. Das Geld wird dem Hotel im kommenden Winter fehlen.
Die wirtschaftliche Situation war aber auch schon vorher schlecht ...
Ich sage auch nicht, dass die Stadt dazu da ist, mich wirtschaftlich zu sanieren. Aber sie ist auch nicht dazu da, mich in den Ruin zu treiben. Man muss dazu aber auch deutlich sagen: Die Stadt hat sich in der Vergangenheit zu wenig um das Thema Entwicklung am Stausee gekümmert. Als das Hotel errichtet wurde, gab es noch die Vision vom Ferienpark. Die wurde nie Wirklichkeit, es fehlte somit von Anfang an eine gescheite wirtschaftliche Grundlage.
Bereuen Sie es, sich als Standort für das Asylheim beworben zu haben?
Nein. Zumal ich noch Hoffnung habe. Der Landkreis vertritt die rechtliche Position, dass der Bebauungsplan gar nicht geändert werden muss und auch über kurzen Weg die baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden können. Das letzte Wort ist also noch nicht gesprochen. Ich bereue nur, dass ich in meiner grenzenlosen Naivität dieser Stadt vertraut habe. Die Stadtverwaltung ist kein verlässlicher Partner!
Gespräch: Sebastian Kositz