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Die Sucht nach dem Stoff

Manch eine Frau könnte sich nach ihrem Kleiderschrank benennen: Barbara von der Stange und Martina Kariert wären da Beispiele. „08/15-Klamotten gibt es bei mir nicht.“ Das sagt Laila Bauer nicht aus Überheblichkeit, sondern weil sie einen anderen Anspruch an Bekleidung hat.

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Von Ivette Wagner

Manch eine Frau könnte sich nach ihrem Kleiderschrank benennen: Barbara von der Stange und Martina Kariert wären da Beispiele. „08/15-Klamotten gibt es bei mir nicht.“ Das sagt Laila Bauer nicht aus Überheblichkeit, sondern weil sie einen anderen Anspruch an Bekleidung hat. Die 28-Jährige ist Designerin. Liebt es, mit Stoffen zu hantieren, kleine Details zur Verzierung zu finden. Viel Klimbim ist kein Garant für schöne Kleidung. „Der Mensch steht bei meiner Mode im Vordergrund“, erklärt sie. „Die Grundidee habe ich im Kopf, dann arbeite ich an lebenden Modellen. Nur da kann ich sehen, wie etwas fällt, wo Problemzonen sind.“

Nähen alsschönstes Schulfach

Schon als Kind waren für sie die Puppenkleider wichtiger als die Puppen. Mit acht Jahren siedelte Laila nach Schweden um, ihre Mutter wurde in dem nordischen Land geboren. „Nähunterricht hatten wir dort bis zur neunten Klasse jeweils zwei Stunden in der Woche“, erinnert sie sich. Während ihre Klassenkameraden einen Pullover strickten, hatte sie schon zwei fertig. Erstaunlich, denn die gebürtige Starnbergerin zählt Ungeduld zu ihren Eigenschaften. „Ich habe immer alles gleich in die Ecke geschmissen, wenn es nicht funktionierte.“

Die Nähmaschinen taten ihren Dienst, Laila Bauer verlor nicht die Lust, an ihnen zu sitzen. Da es in Schweden keine Ausbildung zum Schneider gibt, entschied sie sich für eine kaufmännische Ausbildung. „Als Designer ist doch Verkaufen und Vermarkten wichtig. Deshalb war dieser Weg für mich richtig.“ 1995 kehrte Laila Bauer nach Deutschland zurück, ließ sich in der Nähe von Cottbus nieder. Fünf Jahre ließ sie die Nähmaschinen verpackt stehen. „Ich musste mich erstmal neu orientieren, sehen, wo ich hin will und ob das funktioniert.“ Eine Freundin stachelte sie schließlich an, beim Dresdner Modespektakel Catwork mitzumachen. Im letzten Jahr gewann sie den Rei-Catwork-Award, für den besten Entwurf in der Gemeinschaftskollektion.

Ihren Weg hat Laila Bauer gefunden. Neben verschiedenen Kollektionen, die Alltags-, Hochzeits- und Abendbekleidung beinhalten, baute sie sich ein zweites Standbein auf. Veranstaltungsbetreuung nennt sie es selbst. Bauer gestaltet deutschlandweit Galerieeröffnungen, Modenschauen oder kleidet Hostessen ein. Für den diesjährigen Catwork näht sie Kleider aus einem alten Segel, macht damit aus Mädchen Bojen. Steckt Frauen in etwas andere Kapitänsuniformen. In den letzten Wochen kam sie oft nach Dresden. „Langsam orientiere ich mich um“, sagt sie. „Ich würde gern mehr hier und in Berlin arbeiten.“ Es besteht also Hoffnung für Dresden.

Vor allem auch, weil die Frau, die eine Vorliebe für bodenlange Mäntel und Schuhe hat, sagt: „Von 1 000 Ideen, die in meinem Kopf rumschwirren, setze ich etwa 500 um.“ Seit einem Jahr werkelt Laila Bauer an einer kompletten Kollektion, tragbaren Sachen. „Nicht zu flippig, nicht zu kitschig, nicht zu ausgefallen“, beschreibt sie die Entwürfe. „Bis das allerdings in Produktion geht, dauert immer eine Weile.“ Da zeigt Laila Bauer nichts von ihrer Ungeduld, konzentriert sich auf das Wesentliche. „Für mich selbst habe ich dabei kaum Zeit“, verrät sie. „Die meisten meiner Sachen kaufe ich im Laden und kombiniere sie dann mit Einzelstücken von mir.“ Auch eine Methode, 08/15 nicht zuzulassen.

Catwork, Sonnabend im Alten Schlachthof; Karten für die Show ausverkauft; Restkarten für die After-Show-Party für 15 Euro an der Abendkasse

www.catwork.de