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Die Tanzlehrer-Ich-AG

Bischofswerda. Salsa istin den Fitnessstudios der Region der große Renner. Kursleiter Patrick Gründer hat lateinamerikanischen Tanz im Blut.

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Von Manuela Reuß

Patrick Gründer kennt seine Stärken. Der 25-jährige Bischofswerdaer kann sich bewegen, dass man glaubt, er sei auf einem anderen Kontinent geboren. Poesie und Rhythmus lateinamerikanischer Musik hat er im Blut. Als Ich-AG-Tanzlehrer ist das sein größtes Kapital.

Mit erfrischender Unkompliziertheit, Witz und bildlichem Erklärungsvermögen ausgestattet versucht er sein Können weiter zu vermitteln. Zum Beispiel in den Fitness-Studios „Injoy“ in Bischofswerda und „Go In“ in Kamenz.

In Kamenz, schauten jetzt neun Frauen den Trainer teils erwartungsvoll, teils skeptisch an, als er verkündet, dass er ihnen zwei Figuren beibringen will. Eine kurze Erwärmung – „das muss heut mal reichen, wir haben großes vor“ – und los geht’s. Er tanzt seinen Schülerinnen die neuen Figuren zunächst vor und erklärt: „So soll’s mal aussehen.“ Ungläubiges Staunen. „Wir müssen aber nicht irgendwo auftreten, weil du so drängelst“, vergewissert sich eine Teilnehmerin. Der Trainer grinst: „Wir müssen mal bisschen Gas geben.“

Rhythmus im Blut

Patrick Gründer nimmt die Figur Schritt für Schritt auseinander, übt sie mit seinen Schülerinnen. Erst langsam, dann schnell. Erst als Trockenübung, dann zur Musik. „Einzeln geht’s ja, aber zusammen und dann so schnell, das geht nicht“, moniert eine der Frauen. Doch der 25-Jährige lässt sich von solchen Einwänden nicht beirren: „Wollen wir wetten, dass du das gleich kannst?“ Wieder und wieder lässt er die Figur laufen. „Jetzt mit Geräusch. Viel Glück“, kündigt er an und dreht die Musikanlage auf.

Nachdem die Schrittfolge klar ist, widmet er sich den Feinheiten. Ehrgeizig feilt er an jeder Bewegung, jeder Handhaltung und versucht sie für die Frauen nachvollziehbar zu machen. „Ihr müsst das Gefühl haben mit der Hüfte zuerst anzukommen, nicht zuerst mit der Schulter.“ Oder: „Der Fuß schlägt durch so wie ein Pendel.“ Dann erkundigt er sich ob das verständlich ist, oder er es anders erklären soll. Tanzen ist für Patrick Gründer mehr als nur Hobby oder Beruf. Es bestimmt sein Leben, schon von Kindesbeinen an. Mit sechs Jahren schickten ihn seine Eltern ins Ballett. „Weil ich immer so zapplig war“, erinnert er sich. Allerdings sei er zu unbeweglich dafür gewesen. „Damals schon“, gibt er zu. Inzwischen sieht das anders aus. Kein halbes Jahr hielt er es beim Ballett aus, dann war das Geschichte.

Ein neuer Versuch führte ihn zum Tanzkreis Blau-Gold Bischofswerda. Die ersten Schritte im Turniertanz brachte ihm Karsten Nebl bei. Aus Mangel an Jungen musste er damals mit drei Mädchen tanzen, erzählt er. Doch irgendwann waren Nebl’s weg, „warum weiß ich nicht“, und Jutta Lucke kümmerte sich um die Tänzer. Über zehn Jahre trainierte sie Patrick Gründer, der es mit seiner Tanzpartnerin bis in die A-Klasse der Junioren schaffte. „Bei Frau Lucke habe ich sehr viel gelernt, dafür bin ich ihr noch heute dankbar.“ Doch kurz vorm Aufstieg in die höchste, die Sonderklasse, zog sich der Bischofswerdaer vom Turniertanz zurück.

Das Tanzen wollte er dennoch nicht aufgeben. Deshalb startete der gelernte Industriekaufmann 2001 eine Tanzlehrerausbildung in Bonn. Bis 2003 drückte er dort die Schulbank. Die letzte Prüfung absolvierte er allerdings nicht. Private und gesundheitliche Probleme zwangen ihn seine Zelte in Bonn kurzerhand abzubrechen. Dramatisch sei das aber nicht. Tanzlehrer ist kein geschützter Beruf, ein Abschluss nicht nötig, um arbeiten zu können. Viel wichtiger sei statt dessen Feeling für den Unterricht. „Es gibt bundesweit viele Nicht-ADTV-Tanzschulen, die hervorragende Arbeit leisten“; erklärt Patrick. Der ADTV ist der Allgemeine Deutsche Tanzlehrerverband.

Anfang mit Schwierigkeiten

Wieder zu Hause hielt er sich mit Tanzkursen über Wasser. In Dresden unterrichtete er Salsa. Doch jene, die das lernen wollten, waren meist Studenten. „Und die haben kein Geld.“ Unerfahren wie er im Geschäftsleben war, saß er auch Geschäftemachern auf. „Wenn mich meine Eltern nicht unterstützt hätten, hätte es trübe ausgesehen.“ So konnte es nicht weitergehen, da war sich Patrick sicher.

Sein Vater riet ihm zurückzukehren zu Standard- und Latein-Kursen. Gesagt, getan. Langsam fasste der Tanzlehrer richtig Fuß, gründete schließlich eine Ich-AG. Neben Standard und Latein, gibt er inzwischen Salsa-Aerobic, Salsa-Paartanz, Disco in Kamenz, Bischofswerda, Neukirch, Wilthen, Großharthau und leitet Hochzeitskurse in Meißen, Dresden-Weißig, Großharthau.

Inzwischen hat der Tanzlehrer auch seine Stärke fürs Organisieren von Bällen, Veranstaltungen, Hochzeiten und privaten Feiern entdeckt und die Veranstaltungsagentur „Dance Projekt“ gegründet. Dabei bekommt er Unterstützung von seiner Freundin und arbeitet mit Unternehmen aus der Region zusammen. So mischt er bei der Vorbereitung des Waldparkfestes mit Karibik-Abend am Butterberg in Bischofswerda kräftig mit. „Karibik, das ist genau mein Metier“, erzählt er freudestrahlend.