Die Tortenfee und ihr Lieblingskuchen

Schneebedeckte Tannenbäume – mancher hat sie in diesem Winter vermisst. In einer süßen Variante könnten die Bäumchen eine kleine Entschädigung dafür sein. Vida Blümel lacht. Sie jongliert das Tablett mit den Bäumchen in die Kühlvitrine. Alles handgemacht. Das ist bei ihr Ehrensache.
Vor kurzem hat die Konditorin am Kromlauer Weg in Weißwasser ihr kleines Café eröffnet. Den Traum von einem solchen Tortenstübchen hatte sie schon lange, doch bedurfte es einiger Umwege, bis sie ihn sich erfüllen konnte. Geboren in Litauen, lernte Vida Blümel nach der Schule zunächst Schuhmacherin. Sie hat aber auch einen Abschluss als Kauffrau und den Bachelor im Management in der Tasche. All das waren Herausforderungen, die sie erfolgreich gemeistert hat. So richtig glücklich aber wurde sie damit nicht. „Es war eben nicht meins“, sagt sie rückblickend.
Torte mit französischer Creme
Schon als Kind habe sie gerne gebacken. Sie erinnert sich schmunzelnd, dass ihr Bruder daneben stand und wartete, dass etwas Leckeres für ihn abfiel. Je älter sie wurde, desto mehr wollte sie über die Konditorei wissen. Beim Eignungstest in Litauen musste sie malen. An der Berufsschule habe man sehen wollen, ob sie Talent zum Gestalten hat. „Wer nicht kreativ ist, wird nicht genommen“, sagt sie. Und, dass die Ausbildung ganz schön anstrengend war. Es ging nicht nur ums Backen und Garnieren, sie lernte dabei auch, wie man die Vitamine vom Obst erhält, wie man aus Obst und Gemüse die Farbe zieht, wie man Zutaten kalkuliert und anderes mehr. Am Ende stand die Konditorenprüfung¨– in Gestalt einer Hochzeitstorte mit französischer Creme. Inzwischen hat sie so einige Paare am schönsten Tag ihres Lebens mit einer Torte glücklich gemacht.
Nach dem runden Geburtstag
Seit 2012 lebt Vida Blümel in Weißwasser. Als Angestellte in einer Bäckerei hat sie insgeheim immer damit geliebäugelt, in einem eigenen kleinen Café eigene Torten zu kreieren. „Mein Traum hat lange gewartet. Ich musste erst einen runden Geburtstag hinter mich bringen“, erklärt sie. Immer wieder hat sie ihrem Mann Torsten Blümel, selbstständiger Inhaber einer Fahrschule in Weißwasser, davon erzählt. Aber nicht einfach nur so, sondern in der Art, dass er gemerkt hat, wie ernst es ihr damit ist. Sie ist dankbar dafür, dass er sie von Anfang an dabei unterstützte. Als sie im vorigen Sommer mit den ernsthaften Planungen anfing, kam es ihr vor, als sei es bis zur Eröffnung noch ewig hin. Aber die Zeit, so sagt sie jetzt, sei wie im Fluge vergangen.
Das große Grundstück am Kromlauer Weg bot Platz für ihren Traum – nach dem Abriss einer alten Laube. Im Oktober hat sie zwei Container aus Polen mitgebracht und ihr eigenes kleines Reich aufgestellt. Anfang Februar war Eröffnung. Fast bis zur letzten Minute wurde der Platz davor noch gepflastert. „Noch ist es kein richtiges Café“, sagt sie entschuldigend. Die Möbel sind bestellt, aber eben noch nicht da. Da habe sie sich vorerst mit Gartenmöbeln behelfen müssen. Denn die Eröffnung deswegen zu verschieben, das war nicht möglich.
Schon etliche Bestellungen sind vorgemerkt für Hochzeiten, runde Geburtstage oder den Schulanfang. Für einen 16-Jährigen, dessen Hobby die Imkerei ist, hat sie eine Torte mit Bienen gezaubert. Für ein Mädchen sollte ein Affenbaby auf die Torte. Die müsse auch nicht immer rund sein. Sie zeigt das Bild einer Hochzeitstorte, die aussieht wie eine goldene Kerze, erzählt von einer Weihnachtstorte mit russischer Aufschrift, von Torten zum Männertag als Ferrarihut oder mit einem Motorrad drauf – und, dass man auch eine vegane Torte haben kann.
Favorit: litauischer Honigkuchen
Sie sei jedes Mal aufgeregt vom ersten bis zum letzten Moment wie bei jener Torte für die Zwillinge, „wo die Mädels dann so große Augen gemacht haben“.
Ihr Lieblingsrezept ist ein litauischer Honigkuchen, der in ihrer einstigen Heimat auf keiner Hochzeitstafel fehlt. Ihre Torten sind handgemacht. „Ich muss den Teig fühlen“, begründet sie. Dabei sei das Backen gar nicht mal so aufwendig, das Garnieren hingegen kann Stunden dauern. Da braucht man Ideen, aber vor allem eine ruhige Hand. Sie entwickelt klassische Rezepte weiter, probiert aber auch viel Neues aus. Für den kleinen Appetit gibt es bei ihr zum Beispiel Kirschecken, besagte Tannenbäumchen oder Nougattürmchen. Die Konditorin freut sich schon auf den Frühling, dann wird man vor ihrem kleinen Café in Weißwasser auch draußen sitzen können. „Im Sommer sind hier richtig viele Leute unterwegs“, weiß sie. Sie erzählt von den vielen Spaziergängern, von Läufern und Radfahrern, die bei ihr einen frisch gepressten Saft bekommen können. Auch Softeis möchte sie anbieten.
Noch betreibt sie ihr Geschäft im Nebenerwerb, arbeitet nachts in der Bäckerei, geht zum Schlafen nach Hause und steht nachmittags in ihrem eigenen Café. Dabei bleibt im Moment wenig Zeit für Gedanken an ihre erwachsenen Söhne. Einer ist Programmierer in Litauen, der andere arbeitet an einer Hotelrezeption in England. Mitunter vermisse sie die Beiden sehr. Da gehe es ihr wie jeder anderen Mutter ...
Vidas Konditorei & Café, in Weißwasser, Kromlauer Weg 70: Geöffnet ist Mittwoch bis Sonntag, 14 bis 17 Uhr, [email protected]