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Die triumphale Rückkehr der Schmalzlocke

In der Erdgasarena finden am Sonnabend die Weltmeisterschaften der Boogie-Woogie-Tänzer sowie das Rock‘n‘Roll World Masters statt. Einlass ist 14 Uhr.

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Von Gunter Niehus

Wenn Frauen durch die Luft fliegen, ist es Rock‘n‘Roll. Wenn die Tänzer auf dem Boden bleiben, ist es Boogie Woogie. Auf diese knappe Formel bringt Peter Fenkl, Rock‘n‘Roll-Bundestrainer, den Unterschied zwischen den verwandten, aber dennoch grundverschiedenen Tänzen. Morgen, wenn ab 14 Uhr die Weltspitze beider Sportarten in der Riesaer Erdgasarena um Medaillen kämpft, wird natürlich auch er dabei sein, um seine Schützlinge anzufeuern und ihnen wertvolle Tipps zu geben.

Mit Feierabendsport hat das Ganze nichts zu tun. „Um ganz oben mitzumischen, muss ein Rock‘n‘ Roll-Paar zwölf bis 15 Stunden in der Woche trainieren“, berichtet Fenkl. „Beim Boogie Woogie ist es etwas weniger.“ Das erfordert natürlich jede Menge Trainingsfleiß – und manchmal auch Überwindung. „Wenn es draußen 30 Grad sind, und man steht schwitzend in der Halle, da muss natürlich auch noch die Chemie zwischen Frau und Mann stimmen“, berichtet der Bundestrainer. Außerdem sei gerade beim akrobatischen Rock‘n‘Roll Vertrauen sehr wichtig. Immerhin muss die Tänzerin sich blind darauf verlassen können, dass ihr Partner sie wieder sicher auffängt. Billig ist es übrigens auch nicht, in der Weltspitze mitzutanzen. Trainer, Trikots, die Anreise zu den Turnieren – 20 000 bis 30 000 Euro kämen da pro Jahr schon zusammen.

Das Turnier am Sonnabend werde jedenfalls eine hochgradig spannende Sache, auch für Tanzmuffel. Insgesamt gehen 38 Boogie-Woogie-Paare aus zwölf Ländern an den Start, beim Rock‘n‘Roll World Masters sind es 27 Paare aus elf Nationen.

Die Wurzeln des Boogie Woogie liegen im Blues, der sehnsuchtsvollen Musik der Schwarzen in den USA. In den 30er Jahren wurde er gerade für die junge Generation in Harlem zu dem Volkstanz schlechthin. In Deutschland machten die Nationalsozialisten diesem – als undeutsch empfundenen – Tanz schon 1933 ein Ende. Doch nach 1945 wurde auch hier zu Lande Boogie Woogie getanzt. Ab 1954 verdrängte ihn allmählich der Rock‘n‘Roll. Es folgte die heute noch bekannte Modewelle mit Röhrenhosen, Petticoat, Pferdeschwanz und der unsterblichen Schmalzlocke. Anfang der 80er Jahre erlebte der Boogie Woogie eine allmähliche Renaissance. 1987/88 wurde er Tanzsport des Jahres. Um an die alten Traditionen anzuknüpfen, beschloss man, möglichst wenige Regeln aufzustellen, damit eine Vielfalt an Tänzern die Turniere bevölkern.

Diese Vielfalt können die Zuschauer morgen in der Erdgasarena genießen. Die Sächsische Zeitung verteilt dazu fünfmal zwei Freikarten an ihre Leser. Einfach heute zwischen 16 und 16.10 Uhr unter der Telefonummer 03525/ 72 41 57 10 anrufen und mit etwas Glück zwei der Tickets ergattern.