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„Die Truppe habe ich im Griff“

Oberbürgermeister Markus Ulbig droht voraussichtlich am 23. April eine erneute Festnahme. Gefangen im hölzernen Pranger, muss er dann mit ansehen, wie schwedische Eindringlinge über das Rathaus herfallen, die Stadtakten vom Balkon werfen und alles unter großem Gejohle verbrennen.

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Von Thomas Möckel

Oberbürgermeister Markus Ulbig droht voraussichtlich am 23. April eine erneute Festnahme. Gefangen im hölzernen Pranger, muss er dann mit ansehen, wie schwedische Eindringlinge über das Rathaus herfallen, die Stadtakten vom Balkon werfen und alles unter großem Gejohle verbrennen.

Weil sich an diesem Tag im April der Einmarsch der Schweden 1639 in Pirna jährt, wollen die Freizeit-Schauspieler um Regisseur Reiner Bohrig diese Szene nachstellen. Für sie ist es eine Art kostümierte Einstimmung, bevor sie dann zum Stadtfest mit dem Stück „Der Retter“ die boshaften Nordlichter wieder aus Pirna vertreiben.

Damit der Schlag gegen die dreisten Skandinavier nicht ins Leere geht, haben diese Woche bereits die Proben zu dem Bühnenstück begonnen. Von nun an treffen sich die Hobby-Akteure jeden Dienstag um 19 Uhr in der Aula der Lessingschule, damit jedes Wort und jeder Fechthieb sitzt.

Allerdings sorgt sich Reiner Bohrig derzeit ein wenig um die Kampfkraft seiner Truppe, weil drei Hauptdarsteller ihren Dienst quittiert haben. Nun sucht er vor allem junge Männer, die in eine der Rollen schlüpfen, um die Pirnaer Reihen wieder zu stärken. Sie müssten Freude an der Sache haben, aber auch viel Freizeit investieren, sagt der Regisseur. Außerdem hält er weiter Ausschau nach Trommlern, Fanfaren- und Querpfeifenbläsern sowie anderen Musikern, damit das 120-Personen-Ensemble vollzählig wird.

Trotzdem kann sich Bohrig auch über fünf neue Akteure freuen, die er dank seiner Überredungskunst in die Schauspieltruppe lockte. „Für die größeren Rollen habe ich zusätzlich zwei Eisen im Feuer“, erzählt er. Das seien wieder zwei Probleme weniger.

Auch die Zeiten, wo Kostüme zeit- und kostenaufwändig vom Dresdner Staatstheater oder von der DEFA in Babelsberg herbei geschleppt werden mussten, sind vorbei. Kein einziges Kostüm muss in diesem Jahr ausgeliehen werden. Schneiderin Evelyn Rämisch hatte in den vergangenen Monaten fleißig die Nähmaschine rattern lassen, damit jeder Mime sein persönliches Gewand besitzt. Dadurch werde die Aufführung 2003 wesentlich billiger, meint der sichtlich zufriedene Regisseur. Die Requisiten seien ebenfalls fast alle da. Außer der echten Kanone, die weiterhin von einem Graupaer Sponsor kommt.

Nach Möglichkeit wollen die Akteure das Stück „Der Retter“ auch in diesem Jahr wenigstens einmal abends spielen. „Die Stimmung und das Licht sind dann einfach herrlich“, schwärmt Bohrig.

Um ein bisschen Schwung in die neue Aufführung zu bringen, hat er sich einige Neuheiten ausgedacht. Bohrig will vor allem die Anfangsszene weiter ausschmücken und das Stück insgesamt lebendiger machen.

Der Unterstützung durch die Freizeit-Schauspieler kann er sich dabei sicher sein. Bisher habe sich jeder an seine Anweisungen gehalten, so der Regisseur. „Die Truppe habe ich im Griff.“